Bietigheim Steelers Weiß und Berger lassen DEL-Kellerkind jubeln

Von Andreas Eberle
Daniel Weiß (links), hier attackiert von Bremerhavens Nino Kinder, schoss die Steelers gegen die Fischtown Pinguins in Führung. Der Stürmer traf nach einer Einzelleistung in Unterzahl. Foto: Avanti/Ralf Poller

Der beiden Stürmer schießen das DEL-Schlusslicht gegen die Fischtown Pinguins zum verdienten 2:1-Heimsieg nach Verlängerung. Interimstrainer Fabian Dahlem lobt das Team – und würde gerne Chef bleiben.

Vielleicht sollten die Bietigheim Steelers für den Rest der DEL-Saison ihre Weihnachtstrikots tragen. Zumindest am Sonntag brachte ihnen das neue Outfit mit den vielen Sternen und Schneeflocken Glück. Wobei: Mit Glück hatte der 2:1-Heimsieg gegen die Fischtown Pinguins nach Verlängerung eigentlich rein gar nichts zu tun. Eine Topleistung sowie ein Abstaubertor von Chase Berger in der Overtime bescherten dem Tabellenletzten aus dem Ellental den siebten Saisonerfolg. Die schwarze Serie mit fünf Niederlagen am Stück ist gerissen.

Im dritten Anlauf seit dem Trainerwechsel durfte auch Interimscoach Fabian Dahlem zum ersten Mal jubeln. „Ich bin sehr stolz auf meine Jungs. Wir haben heute Großes geleistet – obwohl wir nach dem Spiel am Freitag in Wolfsburg nur eine kurze Regeneration hatten und am Samstag erst um fünf Uhr morgens nach Hause gekommen sind“, sagte der 56-jährige Oberbayer, der erneut auf Benjamin Zientek (Muskelverletzung) und Fabjon Kuqi (Erkältung) verzichten musste.

Dahlem hatte sich an der Bande fleißig Notizen gemacht und konnte auf seinem Zettel viel Positives vermerken. Einsatz, Kampfgeist, taktische Disziplin, Lauf- und Spielfreude, offensive Kreativität – in all jenen Kategorien hatten seine Schützlinge gegen Bremerhaven die Note eins verdient. Beim Tag der Schulen haben die Steelers ziemlich sicher viele neue junge Fans hinzugewonnen. Jeder Profi bewies, dass er zu Recht in der DEL aufläuft.

Bei der Chancenverwertung, schon seit Saisonbeginn ein Manko, steht im Zeugnis des SCB aber nach wie vor allenfalls ein „ausreichend“. Diesmal feuerten die Schwaben 34 Schüsse auf den Kasten ab. Wie gehabt fehlte den Mannen in Grün das Puckglück – etwa bei einem Latten- und einem Pfostentreffer von C.J. Stretch und Mathew Maione. Es war wieder mal zum Haareraufen.

Brenner und Franzreb in Bestform

Nur Stürmer Daniel Weiß überwand den prächtig aufgelegten Pinguins-Goalie Maximilian Franzreb in der regulären Spielzeit nach einer technisch feinen Einzelleistung – bei Bietigheimer Unterzahl (36.). Da sich Sami Aittokallio nicht wohl gefühlt hat, wie aus dem Mannschaftskreis zu hören war, hütete Cody Brenner das Gehäuse. Der Deutsch-Kanadier erledigte seinen Job genauso exzellent wie sein Gegenüber Franzreb. Von ihrem Schlussmann abgesehen blieben die Gäste in den ersten beiden Durchgängen vieles schuldig.

Erst im Schlussdrittel tauten sie auf und zeigten, warum sie gerade zu Rundenbeginn die Liga aufgemischt hatten. In der 51. Minute schlug der Tabellensiebte von der Nordsee zurück: Nach einem Querpass von Philip Samuelsson hatte die sonst aufmerksame Bietigheimer Defensive Niklas Andersen nicht auf dem Radar. Der Däne nutzte den Freiraum, guckte sich Brenner aus und setzte den Puck an den Innenpfosten, von wo er zum 1:1 ins Netz flog.

Doch die Hausherren ließen sich davon nicht beirren. In der dritten Minute der Verlängerung belohnten sie sich für ihren Galaauftritt: Nachdem Franzreb einen Schuss von Chris Wilkie abgewehrt hatte, staubte Berger zum 2:1 ab und sicherte den Steelers den Extrapunkt. Die zuvor schon lauten Fans waren nun vollends aus dem Häuschen und feierten ihre Lieblinge so, als ob sie gerade die Playoffs erreicht hätten.

DEL-würdige Unterstützung

Generell war die Unterstützung von den Rängen vom ersten Bully an absolut DEL-würdig, ebenso die Kulisse von 3801 Fans – bemerkenswert für eine Mannschaft, die in dieser Runde bisher nur selten für Begeisterungsstürme gesorgt hat und seit Monaten einen Abstiegsplatz belegt. „Wahre Fans stehen immer hinter ihrem Team – in guten wie in schlechten Zeiten“, sagte Dahlem. „Wir sind ein kleiner Standort mit begrenzten Möglichkeiten. Trotzdem geben wir alle viel Herzblut. Ich glaube, die Leute sehen das.“

Auf BZ-Nachfrage brachte sich der Interimstrainer als potenzieller Dauer-Chefcoach in Stellung. „Natürlich würde ich es gerne machen. In den letzten beiden Spielen haben wir sehr, sehr gut gespielt“, konstatierte Dahlem. Der einstige Torhüter sieht Personalbedarf eher auf dem Eis – auch, um wieder mit vier Reihen antreten zu können. „So ist es ein Husarenritt, gerade bei der hohen Belastung durch die vielen Spiele, die jetzt auf uns zukommen.“

 
 
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