Bietigheimer 30:23-Sieg gegen Bensheim-Auerbach SG BBM bleibt cool

Von Andreas Eberle
Die Bietigheimerin Xenia Smits hebt in dieser Szene am Kreis artistisch ab. Ihre Gegenspielerin Julia Niewiadomska (links) von der HSG Bensheim/Auerbach kann sie nicht mehr aufhalten. ⇥ Foto: Marco Wolf

Das ersatzgeschwächte Bietigheimer Team feiert in der Bundesliga mit dem 30:23 gegen die HSG Bensheim/Auerbach den siebten Sieg in Serie.

Markus Gaugisch ist ein abgebrühter Zeitgenosse, den so leicht nichts aus der Ruhe bringt. Auf die Frage, ob er im Heimspiel seiner SG BBM Bietigheim um den Sieg gebibbert habe, als die HSG Bensheim/Auerbach in der Endphase noch mal auf drei Tore herangekommen war, antwortete der Trainer im Brustton der Überzeugung: „Nein, gezittert habe ich nicht – ich habe mich nur darüber gewundert, dass wir die Souveränität nicht weiter durchgezogen haben. Aber wir haben gute Nerven.“

Sein Grundvertrauen in die Mannschaft wurde nicht enttäuscht. Am Ende feierten die Bietigheimerinnen am Sonntag in der Viadukthalle einen standesgemäßen 30:23-Heimerfolg und damit den siebten Sieg in der Bundesliga am Stück. Die SG scheint also gerüstet fürs Gipfelduell am Mittwoch (19.30 Uhr) beim Spitzenreiter Borussia Dortmund. Der BVB hat sich am Samstag mit einem 46:16 bei Mainz 05 auf das Topspiel eingeschossen.

Nach einem zähen Start – Xenia Smits gelang erst in der siebten Minute der zweite SG-Treffer zum 2:2-Ausgleich – wurde der vierfache Champions-League- Teilnehmer seiner Favoritenrolle gerecht und spielte seine Dominanz aus. Dabei konnten sich die Gastgeberinnen auf ihren starken Rückhalt Valentyna Salamakha verlassen. Die 34-jährige Torfrau zeigte mit ihren 43 Prozent abgewehrten Bällen einmal mehr, dass sie das Zeug dazu hat, die nach wie vor krankheitsbedingt fehlende Norwegerin Emily Sando eins zu eins zu ersetzen. Dezimiert war der Kader zudem durch den Ausfall von Kim Braun (Bänderriss im Sprunggelenk), Julia Maidhof (Nasenbeinbruch) und Karolina Kudlacz-Gloc (Corona-Quarantäne). Dafür standen mit Rena Keller, Gianinia Bianco, Magdalena Probst und Matilda Ehlert gleich vier Youngsters aus der klubeigenen Talentschmiede im Aufgebot. Mit der 19-jährigen Leonie Patorra fand sich eine weitere junge Akteurin sogar von Beginn an auf Rückraum Mitte wieder, zumindest wenn Offensive angesagt war.

Dänin Østergaard kehrt zurück

Ein Comeback feierte Trine Østergaard: Die dänische EM-Teilnehmerin meldete sich gleich mit drei Treffern zurück. Angefangen hatte auf dem rechten Flügel allerdings Amelie Berger. Die deutsche Nationalspielerin erzielte gleich mal vier Tore, verletzte sich dann aber am Ellbogen – und machte Østergaard noch im ersten Durchgang Platz. „Es freut mich, dass Trine so gut wieder reingekommen ist. Sie war ja lange nicht mehr dabei und hat es super gemacht – so, als ob sie nie weg gewesen wäre“, sagte Berger.

Schon zur Pause lag Bietigheim mit 15:10 vorne. Mit einem Dreierpack nach dem Seitenwechsel eilte die Gaugisch-Sieben gar auf acht Tore davon. Auch beim 23:16 (40.) war alles im Lot, aber das Feuer der „Flames“ war noch nicht erloschen. Tor um Tor arbeitete sich der Tabellensiebte aus Bensheim/Auerbach heran und war beim 26:23 (51.) wieder auf Tuchfühlung. Mehrfach hatte die HSG nun Gelegenheit, auf zwei Treffer zu verkürzen, doch Salamakha und auch etwas Glück verhinderten dies. Dafür blieb die SG in der Schlussphase cool und warf in den letzten sechs Minuten mit vier Treffern hintereinander den letztlich ungefährdeten 30:23-Sieg heraus. Die beste Schützin war dabei Kreisläuferin Luisa Schulze mit sechs Toren.

„Bensheim hat clever gespielt, das Tempo rausgenommen und lange Angriffe gespielt. Wir haben dagegen leichte Tore nicht gemacht, und daher war unser Spiel nicht so souverän, wie es hätte sein können“, analysierte Gaugisch. Ein weiterer Makel war die Siebenmeter-Erfolgsquote. Die sonst in jener Disziplin so zuverlässige Kapitänin Kim Naidzinavicius, die eine starke zweite Halbzeit absolvierte, vergab gleich zweimal, Anna Loerper einmal. Doch die scherzhafte Nachfrage, ob nun im Training Siebenmeter auf der Agenda stehen, wischte Gaugisch unwirsch beiseite. „Totaler Schwachsinn!“, giftete der Coach und verwies auf die Statistik: „Kim hat davor glaub’ ich 25 in Reihe gemacht.“

 
 
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