Bietigheimer 6:5-Triumph im Derby Steelers beenden Falken-Höhenflug

Von Andreas Eberle
Center Matt McKnight avancierte im Derby zum Bietigheimer Matchwinner. ⇥ Foto: Jan Simecek

Matt McKnight wird beim 6:5-Sieg in Heilbronn zum Bietigheimer Derby-Helden. HEC-Coach Bill Stewart ist sauer auf sein Team.

„Der Wahnsinn muss weitergehen – lasst die rot-weiß-blauen Fahnen wehen.“ Mit so einem Banner im Eisstadion am Europaplatz haben einige Fans der Heilbronner Falken ihre Mannschaft zu weiteren Heldentaten ermuntert. Doch nach sieben Siegen der Unterländer in Serie stoppten die Bietigheim Steelers am Samstagabend den Falken- Wahnsinn. Sie setzten sich nach packenden 60 Minuten mit 6:5 durch und beenden die DEL2- Hauptrunde mit einer Derbybilanz von drei Erfolgen und einer Niederlage. Beim ersten Prestigeduell in Heilbronn hatte der SCB im Januar noch mit 2:6 das Nachsehen gehabt.

„Wir waren bereit und wussten, dass wir ein sehr, sehr gutes Spiel brauchen, um hier zu gewinnen – und das haben wir auch geliefert“, sagte Steelers-Trainer Danny Naud zufrieden. Sein Kollege Bill Stewart sprach dagegen von einem „Ostergeschenk“ und ging mit seiner Truppe hart ins Gericht: „Wir haben uns selbst in den Fuß geschossen. Wenn man fünf Tore schießt, muss das zum Sieg reichen. Sechs Tore gegen uns sind ein Witz“, schimpfte der HEC-Coach und kündigte personelle Konsequenzen an. Ein Corona-Verdachtsfall im Heilbronner Lager, der am Sonntag bekannt wurde, zwingt beide Klubs nun aber erst einmal zu einer Zwangspause. Die Montags-Partien der Falken in Dresden sowie das Topspiel der Steelers gegen Kassel (neuer Termin: 13. April, 19.30 Uhr) wurden verschoben.

Das vierte Kräftemessen zwischen Heilbronn und Bietigheim fand unter anderen Vorzeichen statt als die vorigen. Seit dem Einstieg des als Hardliner bekannten Stewarts sind die Falken auf dem Höhenflug, kämpften sich vom letzten Platz in die Playoff-Ränge vor und waren in den vergangenen Wochen hinter Kassel das zweitheißeste Team der Liga.

Doch die Steelers, die kurzfristig auf Benjamin Zientek (leichte Gehirnerschütterung) verzichten mussten, waren im Derby mindestens genauso heiß. Die Nachbarn lieferten sich ein temporeiches und intensives Spiel auf Augenhöhe mit vielen Chancen und vielen Treffern. Los ging die Torflut in der vierten Minute, als Dylan Wruck im ersten Heilbronner Powerplay ins lange Eck traf – Gästegoalie Jimmy Hertel war die Sicht verdeckt, da Stefan Della Rovere ihm vor der Nase herumgeturnt war. Riley Sheen per Penalty (14.), Evan Jasper (18.) und Brett Breitkreuz (22.) wendeten mit einem Dreierpack das Blatt – 3:1 für Bietigheim.

Topscorer Wruck mit seinem zweiten Treffer (27.) und Davis Koch (32.), dessen Schuss Robert Kneisler mit dem Schläger ins eigene Tor abfälschte, glichen für die Hausherren aus. Alexander Preibisch antwortete mit dem 4:3 für die Steelers, indem er HEC-Schlussmann Florian Mnich mit einem Schlenker verlud (33.). Dann waren wieder zweimal die Falken an der Reihe – und jeweils half der Aufstiegsanwärter aus dem Ellental unfreiwillig mit. Bei Heilbronns Überzahl-Tor zum 4:4 wehrte Keeper Jimmy Hertel eine Direktabnahme von Josh Nicholls nach vorne mit dem Schoner ab, und Koch traf im Nachschuss (36.). Das 5:4 resultierte aus einem Schlittschuhtor von SCB-Verteidiger Max Renner und wurde dem Kanadier Bryce Gervais gutgeschrieben (39.).

Ein weiterer Kanadier auf dem Eis avancierte zu Bietigheims Matchwinner: Matt McKnight. Der Center war erst im Powerplay erfolgreich (46.) und besorgte auch das Siegtor, indem er Mnich frech tunnelte (52.). Kurz zuvor hatte ein Treffer von Sheen nicht gezählt, weil jener die Hand zur Hilfe genommen hatte – auch nach dem Studium des Videobeweises blieben die Schiedsrichter bei ihrer ersten Entscheidung.

Stimmen zum Spiel

Danny Naud, Trainer der Bietigheim Steelers: Heilbronn spielt seit unserem letzten Heimspiel gegen sie sehr, sehr gut und hat 21 Punkte aus den sieben Spielen davor geholt. Das muss man erst mal schaffen. Es war ein hartes Stück Arbeit. Die Falken haben nie aufgegeben. Es ging hin und her. Wir hätten am Ende auch noch den Ausgleich kassieren können. Die Zwei-Minuten-Strafe kurz vor Schluss hat dem Gegner natürlich weh getan. Jetzt bin ich froh. Wir kämpfen um den Heimvorteil in den Playoffs, und das war ein großer Schritt dorthin. Ich bin mir sicher, dass Heilbronn auch in die Playoffs kommt – und vielleicht sehen wir uns dann ja wieder.

Bill Stewart, Coach der Heilbronn Falken: Jetzt ist Ravensburg vor uns. Wir haben uns selbst in den Fuß geschossen. Das Spiel ohne Puck war nicht gut. Wenn man nicht auf die Details achtet, passieren solche Dinge. Wir haben zum Glück eine tiefe Bank und genügend Spieler, vielleicht wird der eine oder andere beim nächsten Mal nicht spielen. Wenn du gut spielst, hast du deinen Job verdient, wenn du nicht gut spielst, verlierst du deinen Job. Das ist bei uns ganz einfach.

 
 
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