Bietigheimer Kosmetik-Unternehmen in der Pandemie Online-Umsatz hilft durch den Lockdown

Von Frank Ruppert
Unter dem Namen Basler ist die Unternehmensgruppe bekannt. Baslerbeauty betreibt Parfümerien und Onlineshops. Foto: Martin Kalb

Die Bietigheimer Unternehmensgruppe haircare.group mit Baslerbeauty hat in manchen Bereichen riesige Einbußen. Mit dem Geschäft im Internet und einer breit gefächerten Firmenstruktur kann vieles aufgefangen werden.

Friseure und Kosmetikläden kämpfen derzeit besonders ums Überleben und hoffen, bald wieder öffnen zu dürfen. Stark betroffen von dem Lockdown ist auch die haircare.group aus Bietigheim-Bissingen, ein Unternehmen, dass am besten über seine Marke Baslerbeauty bekannt ist. Neben dem Betrieb von Friseursalons und Parfümerien macht die Unternehmensgruppe ihren Umsatz auch mit dem Verkauf von Friseurbedarf. Die BZ hat die Geschäftsführer Michael und Timo Allert gefragt, wie sie durch die Krise kommen.

Welche Auswirkungen hat die Pandemie bisher auf das Unternehmen?

Timo Allert: Unsere familiengeführte Unternehmensgruppe hat sich in den letzten Jahren mühsam eine sehr diversifiziere Aufstellung erarbeitet, das heißt wir haben Bereiche, die betroffen sind und glücklicherweise Bereiche die nicht direkt betroffen sind.

Welche Unternehmensteile sind am stärksten betroffen und wie?

Timo Allert: Unsere circa 50 stationären Standorte aus unterschiedlichsten Unternehmensbereichen wie Friseursalons, Großhandlungen und Parfümeriegeschäfte sind von den Schließungen betroffen.

Wie stark sank der Absatz im ersten Lockdown und wie bewerten Sie den aktuellen?

Michael Allert: Wir haben Umsatzeinbußen von bis zu 100 Prozent. Der zweite Lockdown fühlt sich irgendwie härter an und die Kunden sind teilweise viel angespannter.

Wie hat die haircare.group auf die Pandemie reagiert?

Timo Allert: Wir haben mit den Teams versucht, schnellstmöglich auf die neue Lage zu reagieren, Hygienemaßnahmen umgesetzt, Homeoffice verstärkt eingesetzt und organisatorisch die Regeln in den Unternehmen nochmals überarbeitet. Zudem war es möglich, den Mitarbeitern eine Corona-Prämie zu zahlen, was natürlich nicht einfach ist, aber wenigstens 1:1 bei ihnen angekommen ist.

Gab es auch Bereiche, etwa der Online-Handel, die profitiert haben vom Lockdown?

Timo Allert: Wir haben in den letzten Jahren in unseren Onlineshop „baslerbeauty“ sehr stark investiert und konnten uns als Anbieter von friseur- und parfümerieexklusiver Produkte am Markt etablieren. Der Traffic und Umsatz während des Lockdowns in 2020 ist auch aktuell stark angestiegen und damit konnten wir Umsatzverluste innerhalb der Gruppe großteils kompensieren.

Wir sehen uns hier aber nicht wirklich als Profiteur, da wir in vielen Bereichen der Gruppe stark betroffen sind, aber dennoch sind wir sehr glücklich einen funktionierenden Onlineshop über die Grenzen Deutschlands hinaus zu haben. Wie stark sich das Verbraucherverhalten nachhaltig verändern wird, bleibt unklar. Wir gehen davon aus, dass auch weiterhin die persönliche Nähe, die der Einzelhandel mitbringt, eine starke Rolle neben dem Onlinehandel haben wird.

Haben Betriebe der Gruppe Kurzarbeit anmelden müssen?

Michael Allert: Auch wir sind in unseren Friseurgeschäften, Parfümerien und Großhandlungen nicht um die Anmeldung von bis zu 100 Prozent Kurzarbeit gekommen. Unsern Store in Bietigheim werden wir mit Zustimmung der Stadt Bietigheim ab dieser Woche wieder öffnen dürfen, da wir hier laut Verordnung mit 80 Prozent Haarpflegeprodukten als Drogerie eingestuft wurden.

Wie geht man bei der haircare.group mit dem Thema Homeoffice um?

Timo Allert: Wir haben in unserer Verwaltung dank einer starken IT-Abteilung im letzten Jahr in vielen Bereichen quasi über Nacht die Möglichkeiten geschaffen, in vielen Abteilungen aus dem Homeoffice zu arbeiten. Es war ein Kraftakt, aber auch wir als Mittelständler mussten feststellen, dass es gut funktioniert. Trotz dessen wird eine physische Präsenz auch nach der Pandemie wichtig bleiben, da sämtliche Innovationskraft und auch das soziale Leben aller aus unserer Sicht auf der Strecke bleibt.

Vergessen werden sollte aber nicht, dass damit auch unerhebliche Zusatzkosten entstanden sind. Zudem war es zunächst schwierig Laptops in ausreichender Anzahl zu bekommen. Und auch nicht vergessen werden darf, welchen hohen Stellenwert der Datenschutz, unabhängig von den sehr umfangreichen gesetzlichen Regelungen, bei uns genießt.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Michael Allert: Endlich mal klare einheitliche Ansagen der Politik. Ständig kommen neue Ideen, die teilweise nicht mehr vermittelbar sind. Wichtig wäre auch, was aktuell ja passiert ist, die Unterstützungsleistungen nicht nachträglich zu verändern. Vielen kleinen Selbständigen geht nun einfach die Luft, sprich die Liquidität, aus. Wäre doch in so einem tollen Land wie Deutschland toll, wenn man die Anträge wie eine Bestellung online verfolgen könnte, oder? Kann doch jeder Onlinehändler auch.

Wie wäre es mit einer einzigen klaren Mietregelung für die Zeiten des Lockdowns statt alle Vermieter mit ihren Mietern in der Diskussion der Mietkürzung einfach alleine zu lassen? So wird das nichts mit der einfachen Hilfe an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit in der richtigen Höhe.

 
 
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