Bietigheimer Künstler stellt aus Kunst als minutiöses Zeitzeugnis

Von Gabriele Szczegulski
Roland Bentz stellt im Enzpavillon aus. Sein Werk „aus dem genpool I“ Foto: /Martin Kalb

Der Bietigheimer Künstler Roland Bentz stellt im Enzpavillon Werke aus, in denen die Corona-Pandemie und den Klimawandel künstlerisch verarbeitet sind. 

CoronArt“ nennt der Bietigheim-Bissinger Künstler Roland Bentz eine Serie von kleinformatigen Werken. Entstanden sind sie, so der Künstler, in den 112 Tagen von der ersten Impfung eines Menschen gegen das Corona-Virus bis zu seiner eigenen ersten Impfung. In insgesamt 36 Farbstiftzeichnungen sind seine Gedanken, Gefühle, die Informationen und das Wissen zum Corona-Virus konzentriert versammelt. Einen Teil davon stellt Bentz nun im Enzpavillon in Bietigheim aus, neben großformatigen Werken von prachtvollen Schmetterlingen und einer Reihe von Arbeiten, die sich mit dem Klimawandel und seinen Folgen beschäftigen.

Verarbeitung von Ängstenund Sorgen

„Auch als Künstler steht man mitten im Leben, hat Ängste, macht sich Sorgen, das muss ich verarbeiten“, sagt Bentz. Deshalb hat er sich Ende 2021, als die Fotos der ersten geimpften Frau über die Bildschirme flimmerten, des „Fensterbilder“-Formats von Oscar Schlemmer angeeignet und fast minutiös gezeichnet, was im durch den Kopf ging. Natürlich mit der für Bentz typischen künstlerischen Handschrift. Insekten sind natürlich Protagonisten – „aber in diesem Fall nur die mit Stachel“, so Bentz. Hinzu kommen Hühner und andere Vögel, womit er den roten Faden zur Vogelgrippe zieht.

Für jedes der 36 Werke gab es einen Anlass

Roland Bentz beschäftigte sich, wie viele Menschen, mit dem neuen Virus und seinen Begleiterscheinungen. „Es gab für jedes Werk einen Anlass, es zu malen“ – mal war es ein Artikel, eine wissenschaftliche Abhandlung, ein Foto, das um die Welt ging, eine Fernsehdiskussion. Bentz griff zum Zeichenblock und versuchte , die Information künstlerisch zu verarbeiten. Da impft ein Insekt ein Huhn, es geht ums Klonen, um die genetische Manipulation, das Maskentragen. Noch war die Angst der Menschen vor genmanipulierten Lebensmitteln wie Mais groß, nun wollen alle das auf dieselbe Art entstandene Impfmittel. Kritik fließt in seine Arbeiten, als etwa die Mannschaften der Fußball-Bundesliga wieder spielen dürfen, während alle anderen Veranstaltungen verboten sind: „No Sports, no vaccination“ heißt das Werk. Ein anderes „Carnival is over“, als die Rosenmontagszüge abgesagt wurden.

Neue Werke in der Ausstellung entstanden im Sommer 2022 und zeigen die Auswirkungen der Hitze und des Klimawandels, die Bentz in seinem Garten beobachtet. Die Trockenphasen bringen riesige Mückenschwärme und weniger Schmetterlinge, Insekten verdorren, ganze Arten, wie der schwarzgefleckte Bläuling oder der Schiller-Falter verschwinden. Einen einzigen konnte Bentz in diesem Sommer noch entdecken und malte ihn in seinem Garten großformatig als genetisch manipuliertes Doppelexemplar. „Viele Spezies verschwinden, das macht mir große Sorgen“, so der Künstler. „Den Insekten und Faltern macht der Klimawandel auch zu schaffen, viele Arten werden aussterben, weil sie beispielsweise in heißen Sommern nicht überleben können“.

 
 
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