Bietigheimer Ruiz boxt in den USA L.A. als nächster Meilenstein

Von Andreas Eberle
Leonardo Di Stefano Ruiz (links) gilt als K.o.-Spezialist. Hier bekommt der Mexikaner Erick Castro eine Linke des Bietigheimers zu spüren. ⇥⇥ Foto: First Round Management

Neuer Manager, zweites Kind, ein weiterer Kampf in den USA und eine zusätzliche Aufgabe: Beim Bietigheimer Leonardo Di Stefano Ruiz ist viel im Fluss.

In knapp vier Wochen wird irgendwo in Los Angeles das mexikanische Lied „La Casita“ aus den Boxen dröhnen und ein Boxer einlaufen, der in seiner Karriere noch Großes vorhat: Der Bietigheimer Leonardo Di Stefano Ruiz steigt am 24. Juni in der kalifornischen Millionen- Metropole in den Ring. Der genaue Austragungsort steht noch nicht fest, der Gegner im Superweltergewicht bis 69,8 Kilogramm hingegen schon: Der 26-jährige Italo-Spanier mit dem Kampfnamen „El Niño“ (spanisch für „der Junge“) bekommt es mit dem in L.A. geborenen Rashid Isaac Stevens zu tun.

„Dieser Kampf ist mein bisher wichtigster Schritt und bedeutet mir sehr viel. Wahrscheinlich werde ich sogar der Hauptkampf sein“, sagt Di Stefano Ruiz voller Vorfreude. Um einen Titel geht es diesmal zwar nicht. Dafür aber um einen lukrativen Promoter- Vertrag über die nächsten sechs bis acht Kämpfe.

Boxer mit weißer Weste

Auch wenn Boxer oberkörperfrei antreten, hat der gebürtige Ludwigsburger noch eine weiße Weste. Seit seinem Profidebüt im September 2019 hat er alle zehn Fights gewonnen, davon neun durch K.o. Sein jüngster Kampf im mexikanischen Rosarito endete am 12. März ebenfalls vorzeitig: Lokalmatador Daniel Valenzuela war bereits in der zweiten Runde ausgeknockt.

USA als gutes Pflaster

Ruiz’ nächster Widersacher Stevens, Spitzname „The Boogeyman“, hat bisher erst einmal den Ring als Verlierer verlassen: Nach sechs Siegen verlor der 35-Jährige Anfang Mai seinen siebten Profikampf gegen Reggie Harris knapp nach einer „split decision“, also einem nicht einstimmigen Urteil. „Rashid wird mir liegen, sein Stil passt perfekt zu mir. Er bleibt stehen und lasst sich auf eine Prügelei ein – und ich prügle ja auch gerne und bin darin sogar ziemlich gut“, sagt Di Stefano Ruiz und lacht. Die Vereinigten Staaten waren für ihn schon im November 2021 ein gutes Pflaster gewesen: Bei seiner USA-Premiere im Marriott-Hotel von Philadelphia schickte er den Mexikaner Jose Herrera Garcia in Runde vier auf die Bretter. 

Geburt der Tochter im April

Bei „El Niño“ hat sich in den vergangenen Wochen einiges getan. Das wichtigste Ereignis hatte allerdings nichts mit dem Sport zu tun. Im April brachte Ehefrau Isabel Töchterchen Rosalia zur Welt – das zweite Kind nach dem inzwischen dreijährigen Sohn Raúl. „Meine Familie ist für mich das Wichtigste. Darum mache ich das alles“, sagt Di Stefano Ruiz über seine Motivation. Wobei: Berühmt werden will der amtierende GBU European und WBF Eurasia Champion natürlich auch – und zwar international. „Ich möchte mal jemand sein, an den man sich erinnert. Darauf arbeite ich schon mein ganzes Leben hin. Mein Ziel ist, mit 30 Weltmeister zu sein.“

Neue Wege hat er auch beruflich bestritten. Mitte Mai unterschrieb Di Stefano Ruiz einen Vertrag bei First Round Management – „einem der anerkanntesten Boxställe in den USA“, wie er betont. Die Sportmanagementfirma aus Miami kümmert sich nicht nur um Boxer, sondern auch um Fußballer, Footballer und Vertreter der Vollkontakt-Kampfsportart Mixed Martial Arts (MMA). Der erfahrene Manager Ricky Balladares hat Di Stefano Ruiz unter seine Fittiche genommen und ihm nun gleich einen großen Kampf in L.A. verschafft.

Vor gut drei Wochen ist der Bietigheimer K.o.-Spezialist in die heiße Phase der Vorbereitung eingestiegen. Laufen und Kraftübungen stehen jeden Morgen auf dem Programm, abends geht’s dann bei den Boxeinheiten im Ring um Technik, Taktik und die Feinarbeit. Immer mit dabei ist sein langjähriger Trainer und Mentor Alexander Geier, mit dem er nach wie vor beim MBC Ludwigsburg trainiert.

Trainingslager in Kalifornien

Ende nächster Woche fliegen beide nach Los Angeles. Dort holt sich Di Stefano Ruiz bei einem dreiwöchigen Trainingslager den letzten Schliff. Bis zum Wiegen einen Tag vor dem Duell muss der 1,75 Meter große und aktuell 77 Kilogramm schwere Profisportler noch 14 Pfund abkochen. In Kalifornien wird Di Stefano Ruiz aber nicht nur trainieren, abnehmen und boxen, sondern auch in eine bisher unbekannte Rolle schlüpfen: Der Streaming-Anbieter „Millions“ hat ihn als Co-Kommentator für Box-Übertragungen engagiert. „Auf die Erfahrung freue ich mich sehr“, stellt der zweifache Vater fest. Fast so sehr wie auf die bevorstehende „Prügelei“ mit Rashid Stevens.

Bietigheimer Boxer will als Lokalmatador in der EgeTrans-Arena antreten

Einmal wieder vor heimischem Publikum boxen – den Wunsch hegt Leonardo Di Stefano Ruiz schon seit langem. Aus dem Wunsch wird vielleicht bald Realität, möglicherweise sogar schon Ende dieses Jahres. Denn bei einem von bereits mehreren Treffen mit Bietigheim-Bissingens Oberbürgermeister Jürgen Kessing kam die Idee auf, dass der Profiboxer doch mal in der hiesigen EgeTrans-Arena antreten könnte. „Jürgen Kessing ist ein richtig cooler Typ. Wir haben viele Witze gemacht und Geschichten erzählt. Er will mir auch dabei helfen, so ein Event zu organisieren“, sagt Di Stefano Ruiz. Die ersten fünf Profikämpfe seiner Karriere hatte der 26-jährige Italo- Spanier noch in Deutschland bestritten – den letzten davon am 14. Dezember 2019 im Rahmen des Karlsruher Weihnachtszirkus gegen den Georgier Paata Varduashvili.

Der auf Instagram und Facebook sehr aktive Di Stefano Ruiz ist sich sicher, dass er als Lokalmatador die Halle auch füllen würde: „Schon bei meinem ersten Profikampf im September 2019 in Schwäbisch Gmünd habe ich 350 bis 400 Karten an Freunde und Fans verkauft – und damit mehr als der Boxer, der damals den Hauptkampf hatte. Heute wäre die Nachfrage noch viel größer.“⇥ae

 
 
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