Bietigheimer Schulhistorie Vor 150 Jahren entsteht die Hillerschule

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Die Hillerschule in Bietigheim heute. Vor 150 Jahren wurde hier erstmals eine Schule errichtet, 1907 kam ein Neubau hinzu. Foto: /Oliver Bürkle

1873 wurde die Hillerschule als neue Volksschule errichtet. Zuvor hatte es viele Klagen über die beengten Zustände in der Hauptstraße 63 und 61 gegeben.

Die Ausstattung der Schulen ist ein Thema, das nicht erst in jüngster Zeit diskutiert wird. Auch im 19. Jahrhundert sorgte das bereits für Diskussionen in den Kommunen, wobei die Probleme ungleich größer waren, wie das Beispiel Bietigheim zeigt.

Dort legte im Jahr 1869 das Pfarramt einen Bericht über die Knabenschule vor, der es in sich hatte. Darin wird das Schullokal der Elementarschule als völlig ungeeignet bezeichnet. Es komme zu wenig Sonne in die Räume, die Belüftung sei schlecht. Sowohl Fenster als auch Böden seien in einem miserablen Zustand. Für die 120 bis 130 Schüler sei es zu eng. Der Lehrer könne kaum gehen, wodurch die Aufrechterhaltung der Disziplin schwierig sei. Ebenso könnten Tafeln kaum aufgestellt werden. In der angrenzenden Mädchenschule seien die Zustände ähnlich.

Oberamt macht Druck

Laut Dagmar Haas (in „Bietigheim 789-1989“), die die Quellen dazu erforscht hat, war die Volksschule in Bietigheim damals in einem Stockwerk des Gebäudes in der jetzigen Hauptstraße 63 (frühere Lateinschule) und in einem Teil des benachbarten Gebäudes Hauptstraße 61 untergebracht. Hintergrund der Raumnot waren steigende Einwohnerzahlen. Laut Haas zeigte sich der Gemeinderat aufgrund des Berichts – es war nicht die erste Klage – bereit, Abhilfe zu schaffen, bat aber um Zeit. Doch auch das Oberamt in Besigheim machte Druck und forderte eine Beseitigung der Missstände.

So wurde nach dem Plan des Stuttgarter Professors Bayer schließlich im Jahr 1873 – also vor 150 Jahren – eine neue Volksschule eingeweiht, die nach dem verstorbenen Stadtschultheißen August Hiller dem Jüngeren den Namen Hillerschule erhielt – wie auch der Platz vor dem Oberen Tor und die dahinter führende Straße ihm zu Ehren benannt wurden. Die Einweihung wurde mit einem großen Fest gefeiert.

Laut Haas galt die Hillerschule damals als ein sehr fortschrittliches Gebäude. „Sie hatte sechs Schulsäle für Klassen von 70 bis 75 Schüler, große Fenster (mehr als die vorgeschriebenen ein Sechstel der Bodenfläche), und für die gleichmäßige Durchwärmung sorgten jeweils zwei Öfen pro Klassenzimmer.“ Mädchen und Jungen wurden aber weiter in jeweils eigenen Räumen unterrichtet: Sie waren sogar durch getrennte Treppenaufgänge voneinander getrennt. Einzig bei der Anlage der Toiletten hatte der Architekt offensichtlich nicht so gut geplant: Bald schon habe man über „erhebliche Geruchsbelästigung geklagt“, so Dagmar Haas.

1907: Neubau kommt hinzu

Es dauerte jedoch nicht lange, da war auch dieses Gebäude wieder zu klein. Dafür sorgten der industrielle Boom und das schnelle Wachstum der Stadt in der so genannten Gründerzeit. 1886 wurde die Schule aufgestockt, erhielt also ein weiteres Stockwerk dazu. Bei dieser Gelegenheit wurde dann auch das Problem mit den Toiletten beseitigt.

Dieser Bau reichte für die nächsten 20 Jahre, dann mussten erneut die Bauarbeiter anrücken. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Hillerschen Bau erstellte Stadtbaumeister Paul Bälz 1906 das neue, vom Geist des Jugendstils geprägte Schulgebäude, das am 21. September 1907 eingeweiht wurde – womit das Schulgebäude seine heutige Form erhielt.

 
 
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