Im vergangenen Jahr stand der Bietigheimer Tag, die 103 Jahre alte Traditionsveranstaltung von Kirche und SPD, unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges, und auch dieses Jahr ist man gewissermaßen im Krisenmodus. „Leben in und mit Krisen. Gesellschaft zwischen Resignation, Aggression und Zuversicht“ lautet das Thema am Sonntag, 17. März.
Bietigheimer Tag Im Zeichen der Krisen
Die Veranstaltung am 17. März befasst sich mit der „Gesellschaft zwischen Resignation, Aggression und Zuversicht“.
Ob Krieg in der Ukraine und im Gaza-Streifen, Klimaveränderungen, Energieprobleme, Wirtschaftsflaute und gesellschaftliche Spannungen – vielfältige Krisen belasteten derzeit das Leben der Menschen, begründen die Verantwortlichen, Pfarrer Bernhard Ritter von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Bietigheim und Thomas Reusch-Frey, Pfarrer und Vorstandsmitglied im SPD-Ortsverein Bietigheim-Bissingen, die Themenauswahl. Bewusst stehe aber auch das Stichwort „Zuversicht“ im Titel, fügt Reusch-Frey hinzu, denn man wolle auch Mut machen im Umgang mit diesen Krisen.
Am Vortag geht’s ums Klima
Das spiegelt sich auch im Vorprogramm des Bietigheimer Tages am Samstag, 16. März, ab 14 Uhr im Gemeindehaus Schwätzgässle wider, dem das Zitat von Willy Brandt „Es ist wichtiger, etwas im Kleinen zu tun, als im Großen darüber zu reden“ vorangestellt ist. Dabei steht das Thema Klima im Mittelpunkt. Es referiert zum einen Dr. Hartmut Brösamle, Geschäftsführer bei der „wpd“ AG, einem weltweit agierenden Entwickler und Betreiber von Windparks an Land sowie von Solarprojekten. Der promovierte Informatiker und Systemwissenschaftler hat die Stiftung „Soziale und Ökologische Zukunft“ gegründet und stellt deren Projekte vor. Zum anderen zeigt Baubürgermeister Michael Wolf auf, was die Stadt Bietigheim-Bissingen in Sachen CO2-Einsparung bereits auf den Weg gebracht hat und welche Maßnahmen geplant sind. Weitere Impulse sollen von der Initiative „Bietigheim-Bissingen klimaneutral“ kommen.
Der Haupttag, Sonntag, 17. März, beginnt um 10 Uhr in der Bietigheimer Stadtkirche mit dem Gottesdienst und der Themenpredigt von Prälatin Gabriele Arnold unter Mitwirkung des Gospelchores „Joyful Voices“. Daran schließt sich nach einem Grußwort von Oberbürgermeister Jürgen Kessing um 11.15 Uhr der traditionelle Vortrag der SPD an, den die Parlamentarische Staatssekretärin des Innern und für Heimat Rita Schwarzelühr-Sutter übernimmt. Prälatin Arnold kommt aus der Landeshauptstadt Stuttgart nach Bietigheim-Bissingen, die Bundestagsabgeordnete Schwarzelühr-Sutter aus dem Südschwarzwald/Hochrhein.
Krisen auch in SPD und Kirche
Man wolle profilierte Personen in Verantwortung beim Bietigheimer Tag haben, die man sonst so nicht zu Gesicht bekomme und die Fragen beantworten könnten, betont Thomas Reusch-Frey. Spannend werde auch sein, wie es mit der Eigenwahrnehmung der Hauptreferenten aussehe, angesichts von Krisen in den eigenen Organisationen: in der Evangelischen Kirche vor dem Hintergrund von Kirchenaustritten und Missbrauchsfällen, in der SPD angesichts der Kritik an der Bundesregierung und sinkender Umfragewerte.
„Damit man auf den Boden kommt“, werden laut Reusch-Frey und Ritter beim Podiumsgespräch mit den Hauptreferenten, das nach einem von der Nachhaltigkeitsgruppe der Ellentalgymnasium servierten Mittagessen um 12.15 Uhr im Gemeindehaus Schwätzgässle beginnt, nochmals andere, lokale „Krisenthemen“ angesprochen. Dabei handelt es sich zum einen um den Bereich Aggression und Gewalt in der Gesellschaft, wozu die Referentin für Kriminalprävention im Polizeipräsidium Ludwigsburg, Andrea Glück, ihre Expertise einbringen wird.
Ärztlicher Direktor zu Gast
Zum anderen steht die Zunahme psychischer Erkrankungen im Fokus. Dazu wird der Ärztliche Direktor an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Krankenhaus Bietigheim, Dr. Jürgen Knieling, seine Wahrnehmung einbringen. Es gehe darum, wie man die Widerstandsfähigkeit steigern könne und wo der innere Halt wieder herkomme, sagt Pfarrer Ritter.
Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist wie immer kostenfrei. Am Vortrag erwarten Ritter und Reusch-Frey erfahrungsgemäß 30 bis 60 Teilnehmer, am Sonntag in der Kirche 300 bis 400. Rund 100 seien es in der Regel bei der nachmittäglichen Podiumsdiskussion. Das Format wie auch die Besucherzahlen seien stabil, sagt Reusch-Frey, der zusammen mit Pfarrer Ritter seit 13 Jahren für die Veranstaltung verantwortlich zeichnet.