Bietigheimerin Annett Kaufmann ist Newcomerin des Jahres „Ich kann es noch gar nicht fassen“

Von Andreas Eberle
Newcomerin des Jahres: Die Bietigheimerin Annett Kaufmann freut sich im Kurhaus von Baden-Baden über ihre Auszeichnung und einen Scheck über 8000 Euro. ⇥ Foto: Hansjürgen Britsch

Die Newcomerin des Jahres kommt aus Bietigheim: Im Interview spricht Annett Kaufmann über die Gala in Baden-Baden, das gemeinsame Foto mit Alexander Zverev und ihre Ziele für 2022. Von Andreas Eberle

Bei der 75. Wahl zum Sportler des Jahres war am Sonntagabend auch eine 15-jährige Bietigheimerin in aller Munde: Die deutsche Tischtennis-Nachwuchshoffnung Annett Kaufmann wurde im Kurhaus von Baden-Baden als Newcomerin des Jahres ausgezeichnet. Im Gespräch mit der BZ schildert die Schülerin der Ellentalgymnasien ihre Erlebnisse vor Ort und blickt auf ihre Erfolge 2021 zurück.

Hast du die Wahl zur Newcomerin des Jahres schon realisiert?

Annett Kaufmann: Nur zum Teil. Ich bin immer noch geschockt und kann das Ganze noch gar nicht richtig fassen. Durch die vielen Reaktionen, die ich vor allem in den sozialen Medien bekommen habe, wird mir die Auszeichnung nun aber immer bewusster.

Die Auszeichnung kam für dich also aus heiterem Himmel?

Dass ich nach meinen Erfolgen nach Baden-Baden eingeladen wurde, hat mich sehr gefreut. Da wusste ich schon, dass ich vielleicht eine ganz, ganz kleine Chance haben würde. Aber damit gerechnet habe ich definitiv nicht – erst recht nicht, nachdem ich vor Ort die vielen berühmten Sportler gesehen habe. Es gibt so viele herausragende und tolle junge Sportler in Deutschland, die ebenso als Newcomer des Jahres in Frage gekommen wären.

Bleibt denn zwischen Schule und Spitzensport überhaupt Zeit, um die vielen Erfolge oder nun so eine Ehrung gebührend zu feiern?

Das ging in diesem Jahr alles Schlag auf Schlag. Ich werde das erst in den Ferien, die am Donnerstag beginnen, richtig genießen können. Nach der Gala am Sonntag musste ich zum Beispiel am Montag gleich eine Mathearbeit und am Dienstag eine Bioprüfung schreiben. Ich war in den vergangenen drei Monaten wegen der vielen Turniere nur drei Wochen in der Schule und musste mir sehr viel selbst beibringen. Die Phase war sehr stressig.

Wie hat dein Umfeld auf die Wahl reagiert?

Ich habe viele Glückwünsche erhalten, darunter auch von meiner Oma und meinen Tanten. Viel lief da über Social Media. Meine Freundinnen aus der Schule haben mich sehr stark unterstützt. Es gab Kommentare wie „Du sahst so toll aus in deinem Kleid“ und „Wir sind so stolz auf dich“. Da ist mir warm ums Herz geworden. Bei der U21-EM war die Resonanz auf mein Abschneiden aber sogar noch etwas größer. Es macht mich glücklich, dass so viele Menschen meine Karriere verfolgen und sich für Tischtennis interessieren.

Hast du bei der Gala die Gelegenheit genutzt, um mit den vielen Stars ins Gespräch zu kommen?

Bei der Veranstaltung war der Trubel sehr groß. Die Sportler haben sich da eher im Vorbeilaufen gegenseitig zu ihren Auszeichnungen gratuliert. Die Tischtennis-Spieler, die ich schon eine Weile kenne – wie Patrick Franziska und Paralympics-Sieger Valentin Baus –, haben mich gleich beglückwünscht. Alexander Zverev war komplett im Stress, weil er als Sportler des Jahres besonders im Blickpunkt der Medien stand. Da ist es nicht leicht, sich zu unterhalten. Ich habe es aber geschafft, ein Bild mit ihm zu machen. Das hat dann meine Mama geschossen. Ein Foto mit einem Olympiasieger bekommt man ja nicht alle Tage. Das ist eine schöne Erinnerung.

Wo stehst du lieber: verschwitzt im Trikot an der Tischtennis-Platte oder fein herausgeputzt bei so einer Gala mitten im Rampenlicht?

Ich bin keine schüchterne Person und habe auch kein Problem damit, vor vielen Leuten zu reden – gerade, wenn die Atmosphäre im Publikum positiv ist und ich mich wohlfühle. Bei der Gala in Baden-Baden war es insofern besonders, weil ich da zum ersten Mal ein Abendkleid und, für eine so lange Zeit, hohe Schuhe getragen habe. Letzteres war dann schon etwas unbequem – ich bleibe definitiv ein Sneakers-Fan. Und natürlich bin und bleibe ich auch ein Hallentyp, der es liebt, an der Platte zu stehen und Tischtennis zu spielen.

Was machst du mit dem Preisgeld in Höhe von 8000 Euro?

Ich bin ein kleiner Sparfuchs und werde das Geld für die Zukunft sparen. Damit will ich mir dann mal einen Wunsch erfüllen oder etwas Teureres kaufen – zum Beispiel die Einrichtung für meine Wohnung, wenn ich irgendwann von Zuhause ausziehe.

Was war dein persönlicher sportlicher Höhepunkt in diesem Jahr?

Auf Platz eins würde ich den Titelgewinn in Rumänien mit der deutschen Damen-Nationalmannschaft bei der Team-EM sowie mein Einzel-Gold bei der U21-EM in Belgien setzen. Das waren für mich von der Wertigkeit schon die krassesten Erfolge, ohne die anderen schmälern zu wollen – etwa wenn ich an die U15-WM Anfang Dezember in Portugal denke, die ebenfalls einen hohen Stellenwert hat.

Was hast du dir für das Sport-Jahr 2022 vorgenommen?

Da bin ich ziemlich offen. Noch sind nicht alle Turniertermine raus. In der Bundesliga will ich für meinen Verein SV Böblingen mein Bestes geben und hoffe, die Gegnerinnen zu ärgern und ihnen auch ein paar Spiele zu klauen. Mein größtes Ziel ist es aber, weiterhin gesund zu bleiben und den Spaß an den Dingen, die ich mache, zu behalten. Der Rest ergibt sich dann.

Hast du auch ein Fernziel, das du unbedingt erreichen willst?

Ich will mich Jahr für Jahr steigern, Erfahrungen sammeln und mich weiterentwickeln – auch durch Niederlagen. 2028 möchte ich dann an den Olympischen Spielen teilnehmen – und wenn es früher klappen sollte, hätte ich natürlich auch nichts dagegen.

 
 
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