Bilanz des Freiluftkinos in Bietigheim und Ludwigsburg „Das verflixte siebte Jahr“ des Open-Air-Kinos

Von Heidi Vogelhuber
2021 fand zum 29. Mal das Ludwigsburger Sommernachts Open-Air-Kino im Hof des Kunstzentrums Karlskaserne statt. Verregnet war es, aber trotzdem zieht Veranstalter Rainer Storz eine positive Bilanz. ⇥ Foto: Reiner Pfisterer

Die diesjährige Saison des Open-Air-Kinos ist vorbei. Die Veranstalter aus Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg ziehen Bilanz.

Die diesjährige Bilanz des Open-Air-Kinos fällt verheerend aus“, sagt Michael Eisinger von Media-World auf Nachfrage der BZ. Der Vaihinger ist verantwortlich für die Open-Air-Kinos in Bietigheim-Bissingen, Sachsenheim, Vaihingen und Kornwestheim. Dass Menschen jedoch prinzipiell ins Kino gehen wollen, das habe sich in Bietigheim vor allem beim Film „Nomadland“ gezeigt. Der Film selbst, vor allem aber das gute Wetter, seien der ausschlaggebende Faktor für das volle Freilichtkino gewesen, das im Hof der Schule im Aurain stattfand. „Open-Air-Veranstaltungen leben von Sommer, Sonne und Wärme; davon hatten wir in diesem Jahr nicht so viel“, resümiert Eisinger.

Keine 1500 Zuschauer

Auch wenn es 2021 insgesamt keine 1500 Zuschauer waren in Bietigheim, ist das für Eisinger kein Grund, um Trübsal zu blasen. „Ich mache das schon so lange, ich denke deshalb sehe ich das mit Gelassenheit“, sagt er und lacht. Dieses Jahr ist er im 15. Jahr dabei und hat auch fest vor, im nächsten Jahr wieder die Leinwand aufzubauen. „Im allerersten Jahr hatten wir auch so einen verregneten Sommer. Tatsächlich ist es alle sieben Jahre so, dass das Wetter nicht mitspielt.“ Und 2021 sei eines der „verflixten siebten Jahre“ gewesen.

Der Kino-Fachmann hat sich dafür entschieden, die 3-G-Regel (nur Geimpfte, Genesene oder Getestete erhalten Zutritt) am Einlass zu kontrollieren, auch wenn das mit Aufwand verbunden war und an den wenigen vollen Abenden für längere Warteschlangen sorgte. Prinzipiell hätte er dies im Freien nicht beachten müssen. „Es ging uns um die Zuschauer und Mitarbeiter. Die Sicherheit war uns wichtig, daher wurden an der Kasse der 3-G-Nachweis kontrolliert, die Kontaktdaten erfasst sowie die Karte kontrolliert beziehungsweise verkauft“, erklärt er. In Bietigheim wurden die meisten Karten tatsächlich vor Ort an der Abendkasse verkauft.

Im Hof des Kunstzentrums Karlskaserne in Ludwigsburg fand vom 13. Juli bis zum 29. August zum 29. Mal das „Sommernachts Open Air Kino“ statt. Veranstalter ist Rainer Storz vom Verein Kinokult, der trotz des schwierigen Wetters eine positive Bilanz ziehen kann. Insgesamt haben sich fast 15 000 Besucher in der Barockstadt Filme unter freiem Himmel angeschaut. Es standen 1400 Stühle, abzüglich der Abstandshalter waren es etwa 750 Sitzplätze. Vor Corona hatte das Freilichtkino rund 3000 Plätze angeboten.

Die Grundwärme fehlte

„Wir haben versucht, das Beste aus dem verregneten Wetter zu machen, auch wenn die Grundwärme fehlte. Es gibt jedes Jahr Hartgesottene, die auch mit Schirm und Jacke kommen. Wir haben ein super Publikum“, lobt Storz. Die meistbesuchten Filme waren „Kaiserschmarrndrama“, der aufgrund der großen Nachfrage sechs Mal gezeigt wurde, aber auch „Weißbier im Blut“ war ausverkauft, außerdem liefen „Die perfekte Ehefrau“ und „Nomadland“ sehr gut. Es seien 2021 mehr Zuschauer als 2020 (14 000 Zuschauer bei einer 90-prozentigen Auslastung) gewesen. Jedoch habe man deutlich gespürt, dass in diesem Jahr wieder Reisen möglich waren. „Es waren – mal abgesehen vom Wetter – auch deshalb weniger Zuschauer da, obwohl die Konkurrenz durch andere Großveranstaltungen quasi nicht vorhanden war“, vermutet Storz.

Einen etwas traurigen Abschluss bildete am Sonntag „Der Hochzeitsschneider von Athen“. Obwohl die Regisseurin Sonia Liza Kenterman anwesend war, kamen wetterbedingt nur 100 Zuschauer, „das hatten wir auch noch nie in 29 Jahren“, so Storz. Man habe aber das beste aus der Situation gemacht und das Gespräch mit der Regisseurin in den Biergarten unter die zu Regenschirmen umfunktionierten Sonnenschirme verlegt. „Trotz allem ein gelungener Abend“, so Storz.

Im Ludwigsburger Freilichtkino wurde im Gegensatz zum Bietigheimer kein 3-G-Nachweis gefordert, wohl aber eine Registrierung. „Wir haben möglichst wenig Karten an der Abendkasse verkaufen wollen, daran hat sich das Publikum gehalten und die Karten zumeist vorab online gebucht“, sagt der KinoKult-Chef. Nächstes Jahr feiert das Open-Air-Kino sein 30-jähriges Bestehen, worauf sich Storz schon freut.

 
 
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