Bilanz VR-Bank: Wachstum in vielen Bereichen

Von Claudia Mocek
Regionalität ist für den Vorstandsvorsitzenden Timm Häberle (links) und Vorstandsmitglied Heiko Herbst nicht nur auf dem Teller ein Erfolgskonzept.⇥ Foto: Helmut Pangerl

„Kerngesund“ und für die Zukunft gut aufgestellt, so bewerten die Vorstände der VR-Bank Neckar-Enz das vergangene Geschäftsjahr. Sparer müssen vorerst keine Strafzinsen befürchten.

Unsere Gerichte aus der Region schmecken den Kunden“, ist der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Neckar-Enz, Timm Häberle, überzeugt. Zum Bilanzpressegespräch hatte das Geldinstitut in die Besigheimer „Marktwirtschaft“ eingeladen, um an die Gründung der Bank in einem Gasthaus im Ort zu erinnern. Häberle konnte „Wachstum in allen relevanten Bereichen“ vermelden. Im 150. Jahr ihres Bestehens sei es der Bank gelungen, sich zu modernisieren.

Digitalisierung, Regulatorik und anhaltende Niedrigzinspolitik: Trotz der aktuellen Herausforderungen sei die VR-Bank „kerngesund“. In der Regionalität sieht Häberle den Schlüssel für den Erfolg: „Wir haben auch 2019 das Geld nicht dreimal um den Globus gejagt, sondern uns auf die Kunden der Region konzentriert“. Das soll auch so bleiben. In 2020 werde die videogestützten Serviceberatung (VR-SISy) in Ottmarsheim ausgebaut.

Weitere Videoberatung

SISy wurde 2019 ergänzt. Die erweiterte Videoberatung sei „konsequent vom Kunden aus gedacht“, ihre Anliegen sollten sofort erledigt werden. Durch die Videotechnik sei jederzeit ein Spezialist zum Beispiel für Wertpapier erreichbar, der die Kunden beraten könne. Rund 600 Beratungsgespräche seien im vergangenen Jahr per Video geführt worden. Die Kunden seien angetan, berichtet der Vorstandsvorsitzende. Nicht zuletzt, weil sie diese neue Beratungsform bei der VR Bank nicht vermuten würden.

Darüber hinaus habe die Bank  in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter investiert, berichtet Vorstand Heiko Herbst, da das persönliche Gespräche der Anker in der Kundenbeziehung bleibe. Er sieht die Bank trotz aller Veränderungen auf einem guten Weg. Durch die Fusionen habe die Bank ihre Bodenständigkeit bewahrt und sich wandlungsfähig gezeigt.

Im vergangenen Jahr seien die Ziele erreicht oder sogar übertroffen worden, sagt Herbst. Das Volumen im Kreditgeschäft sei um 6,2 Prozent auf 1093 Millionen Euro ausgeweitet worden. Auch die ungebremste Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen habe zum Wachstum beigetragen. 2020 startet die VR Bank ein eigenes Wohnprojekt in Kirchheim.

Trotz der Niedrigzinsen sei das Einlagenvolumen um 7,4 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro gestiegen. Herbst betrachtet die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Sparen ist weiterhin eine tolle Eigenschaft“. Doch jeder Euro, der nicht wieder als Kredit ausgeliehen werde, belaste die Bank, die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Negativzinsen belegt werde. Bei dem Thema Strafzinsen sei die VR-Bank kein Vorreiter. Doch wenn weitere Banken diese erheben, „brauchen wir auch eine Lösung“. Das Vorstandsmitglied ist aber davon überzeugt, dass Strafzinsen für Kleinsparer auch künftig kein Thema sein werden.

Die EZB versuche Kunden dazu zu bringen, ihr Geld in Umlauf zu bringen. Die VR-Bank sieht einen Teil der Lösung darin, Kundengelder in Wertpapiere, kaptialbildende Versicherungen und Bausparverträge umzuschichten. „Bei den Wertpapieren rückt das Fondssparen immer mehr in den Vordergrund“, sagte Häberle. Rund 1300 neue Verträge kamen 2019 hinzu, die VR-Bank profitiere durch die Provisionen.

Bausparen blieb auch 2019 bei den Kunden beliebt: Über 80 Millionen Euro Bausparsumme konnte die Bank vermitteln. Als „hervorragend“ bewertete Vorstand Herbst das Immobiliengeschäft im vergangenen Geschäftsjahr. Mit vermittelten Objekten im Gesamtwert von 46,8 Millionen Euro habe man den Vorjahreswert um fast 8 Millionen Euro übertroffen. Das Provisionsergebnis betrug rund 11,9 Millionen Euro.

Besuch aus Mexiko

Bei den technischen Neuerungen sehen die Vorstände die Bank als Vorreiter für die gesamte Bankengruppe. Selbst Delegationen aus Thailand und Mexiko hätten sich bei ihnen über die neuen Entwicklungen informiert.

Trotz der positiven Ergebnisse werde der Zinsschock aus 2019 noch schmerzen, befürchtet Häberle. Der weitere Rückgang des Zinsüberschusses von rund 1 Million Euro sei nur ein erstes Symptom. Die eigentlichen Auswirkungen werden erst in Zukunft sichtbar. Um Kosten zu sparen habe die Bank ihre Verwaltungsaufwendungen seit der Fusion stetig gesenkt, im abgelaufenen Geschäftsjahr lagen sie bei 23,7 Millionen Euro. Trotz der düsteren Prognose sehen sich die Vorstände für die Zukunft gewappnet. Häberle: „Die nächsten 150 Jahre können kommen.“

 
 
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