Bildungspartnerschaft Für Schulen und Unternehmen sind Kooperationen wichtig

Von Petra Neset-Ruppert
Bildungspartnerschaften gehören zum Schulalltag: Dazu gehört auch eine Vertragsunterzeichnung wie bei der Partnerschaft zwischen dem Unternehmen Awinta und dem Berufsschulzentrum Bietigheim-Bissingen im vergangenen Jahr. ⇥ Foto: Martin Kalb

Bildungspartnerschaften bedeuten für die Schüler eine Chance, mit den Unternehmen in Kontakt zu kommen. Wie wichtig sind diese Kooperationen jetzt auch nach Corona?

Der Bildungsauftrag der Schulen ist umfangreich. Die Berufsfelder werden komplexer, und darauf sollen Schüler ebenso vorbereitet werden. Mit sogenannten Bildungspartnerschaften sollen Schüler bereits während ihrer schulischen Ausbildung Kontakte zu Unternehmen knüpfen und dadurch einen Blick in die Arbeitswelt erhalten. Auch die Unternehmen profitieren von diesen Partnerschaften, denn sie können bereits früh auf potenzielle Auszubildende zugehen und ihnen die Anforderungen als Azubis näherbringen. Wie sind die Schulen im Kreis aufgestellt und wie sehr profitieren sie tatsächlich von den Bildungspartnerschaften?

Große Vielfalt

Die praktische Ausbildung habe bei der Kirbachschule in Hohenhaslach einen hohen Stellenwert, erklärt Schulleiter Rainer Graef. „Das Konzept Bildungspartnerschaft ist eine wichtige und gute Sache. Selbst wenn ein Vertrag nicht zu 100 Prozent umgesetzt werden kann, so ist das Konzept doch ein echtes Erfolgsmodell“, sagt Greaf. Zwölf offizielle und ebenso viele nicht vertraglich geschlossene Bildungspartnerschaften hat die Grund- und Werkrealschule. Vor allem mit Unternehmen vor Ort in Sachsenheim.

Bei der Realschule im Aurain sind es momentan zwei Bildungspartnerschaften. „Wir sind auf der Suche nach einer Kooperation im technischen Bereich“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Melanie Heffner-Leitner. Durch die Aufgabe der Produktion bei Bosch AS in Bietigheim-Bissingen fehle nun ein wichtiger und langjähriger Bildungspartner.

Zirka 70 Prozent der Kirbachschulabsolventen landen jedes Jahr in einer Ausbildung. Ein Großteil der Absolventen der Realschule im Aurain mache mit der Schule weiter, sagt Heffner-Leiter.

Für Stefan Ranzinger gehören Bildungspartnerschaften zum Schulalltag. Er leitet das berufliche Schulzentrum in Bietigheim-Bissingen. Die Hälfte seiner Schüler kommt als Berufsschüler in den Klassenraum und ist bereits in Betrieben. „Für die andere Hälfte gibt es bei uns auch viele Möglichkeiten, mit den Unternehmen und Firmen in Kontakt zu treten. Wir haben sowohl die klassischen IHK-Bildungspartnerschaften als auch andere Kooperationen mit Firmen.“

Darin, dass Bildungspartnerschaften ein wichtiger Baustein für den schulischen Alltag sind, sind sich alle einig: „Diese Kooperation ist für beide Seiten besonders wichtig. Wir erfahren, was von unseren Schülern erwartet wird, und die Unternehmen können die potenziellen Azubis kennenlernen“, erklärt Konrektorin Heffner-Leitner. Die Nachfrage auf Seiten der Unternehmen sei groß. Gerade im Handwerk würden Azubis dringend gesucht. „Die Nachfrage können wir gar nicht komplett bedienen“, berichtet Graef.

Schulleiter Ranzinger geht davon aus, dass die Unternehmen noch mehr auf die Schulen zukommen werden: „Wenn die Not zu groß ist und der Fachkräftemangel stärker wird, werden die Unternehmen mehr vor Ort sein müssen, um sich bei den Schülern vorzustellen. Gerade kleinere Firmen profitieren davon, wenn sie für die Schüler ein Begriff sind.“

Corona erschwert Orientierung

Während Corona haben die Bildungspartnerschaften geruht, da Praktika, Vorträge in den Schulen und Betriebsbesuche nicht stattfinden konnten. Das habe sich auch auf die Entscheidungen der Schüler ausgewirkt. „Eineinhalb Jahre war die Berufsorientierung deutlich schwieriger. Das ist wahrscheinlich mit ein Grund, weshalb es weniger Auszubildene gibt“, sagt Ranzinger. Viele Schüler würden einfach auf der Berufschule bleiben und einen weiteren Abschluss machen, wenn sie noch nicht wüssten, was sie beruflich machen wollen.

Doch für 2022 sind die Schulen zuversichtlich, dass es wieder zu einem regen Austausch mit den Bildungspartnern kommen wird. Die Kirbachschule plant bereits für Februar wieder eine Berufsorientierungsmesse. Auch bei der Realschule im Aurain und dem Berufsschulzentrum soll im kommenden Jahr wieder mehr Austausch mit den Unternehmen ermöglicht werden.

Für die von der BZ befragten Schulleiter sind die Bildungspartnerschaften auf jeden Fall ein System der Zukunft. Die engen Verbindungen mit den Unternehmen würden eher noch gefragter werden und die schulische Ausbildung bereichern.

 
 
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