Bissingen als Trainingsgelände für Fußball-EM im Gespräch Rasen am Bruchwald im Fokus von DFB und UEFA

Von Walter Christ
Das in die Jahrzehnte gekommene, ramponierte Rasen-Spielfeld am Bruchwald soll erneuert werden. Foto: /Oliver Bürkle

Das Nullacht-Sportgelände ist als denkbares Trainingscamp für ein Nationalteam bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 im Rennen.

Es könnte sein, dass Kylian Mbappé oder beispielsweise Kevin De Bruyne in absehbarer Zeit am Bissinger Bruchwald trainieren. Wenn alles optimal liefe, wäre das „Jahrhundertereignis“ für die Stadt beziehungsweise den FSV 08 tatsächlich kein Hirngespinst. Noch ist Bietigheim-Bissingen als mögliche Trainingsstätte bei der Fußball-Europa-Meisterschaft 2024 in Deutschland vom 14. Juni bis 14. Juli im Rennen.

Zum Hintergrund: Für die EM müssen sich 24 Nationalteams aus 55 Bewerberstaaten qualifizieren und dann insgesamt 51 Spiele austragen. Zu den Austragungsorten gehört neben Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Leipzig und Gelsenkirchen auch Stuttgart. Wer in welcher Qualifikationsgruppe sein wird, soll am 9. Oktober 2022 in Frankfurt/Main ausgelost werden.

Von außen nicht einsehbar

Als noble Unterkunft für eine Nationalelf, die dann bei der eigentlichen EM in Stuttgart kicken wird, haben die Macher das Vier-Sterne-Schlosshotel Monrepos ausgeguckt – und damit kam auch der Kreis Ludwigsburg, konkret das nahe Bietigheim-Bissingen, mit ins Spiel.

Im Sommer 2021 jedenfalls hatten der Deutsche Fußballbund (DFB) beziehungsweise der Württembergische Fußball-Verband (WFV) im Bietigheimer Rathaus angefragt, ob es hier ein adäquates Trainingssportgelände gäbe und Interesse bestünde. Neben vielen anderen Anforderungen war die „Nichteinsehbarkeit“ der Anlage ein wichtiges Kriterium. Und damit fiel das örtliche Ellental-Stadion nach einer offiziellen Besichtigung schon mal weg.

Verein müsste ausweichen

Kultur- und Sportamtsleiter Stefan Benning schlug daraufhin das städtische Sportgelände am Bruchwald als denkbare Lösung vor. Der dort beheimatete Fußball-Sport-Verein 08 signalisierte nach interner Beratung Interesse, obwohl er seinen gesamten Spiel- und Trainingsbetrieb mit immerhin insgesamt 24 Mannschaften dann ab dem 15. Mai 2024 für rund zwei Monate auslagern müsste. Das hierfür zuständige Vorstandsmitglied Achim Silcher: „Solch eine Jahrhundert-Ereignis-Chance bekommen wir sonst nie wieder.“

Gemeint hatte Silcher damit freilich vor allem auch einen neuen Rasenplatz, den sich der rund 800 Mitglieder zählende Oberliga-Klub ohnehin seit Jahren dringend wünscht und ohne den die Bewerbung laut Silcher „absolut chancenlos“ wäre.

Das wiederum weiß der 08-Beauftragte, der sich mit einer Fülle von Anfragen bezüglich der Infrastruktur am Bruchwald auseinanderzusetzen hatte, nicht zuletzt auch aus internationalen Stippvisiten, die an den insgesamt 90 möglichen deutschen Sportanlagen gemacht wurden und werden. Dazu ließ die Union of European Football Associations, kurz UEFA, allen betroffenen Nationen bereits einen Katalog zukommen.

Der DFB hat inzwischen den Bruchwald mittels einer Drohne unter die Lupe genommen, und die UEFA beauftragte ein renommiertes Osnabrücker Fach-Labor für Sportstättenbau damit, auch das in die Jahrzehnte gekommene und inzwischen ramponierte Rasen-Spielfeld in Bissingen zu begutachten.

Am Dienstag, 9. August, trafen sich diesbezüglich Vertreter der Firma, der Stadt und des FSV 08 am Bruchwald. Für Dienstag, 13. September, haben sich darüber hinaus Delegierte des DFB und der Fédération Française de Football zu einem Besuch auf dem 08-Gelände angesagt.

Rasen soll erneuert werden

Was die Erneuerung des Rasens durch die Stadt betrifft, so war nach Auskunft von Stefan Benning für die Bewerbung um das „Teambasecamp“ für die „Euro 2024“ im Stadion Bruchwald ein neuer Rasenplatz keine Bedingung des DFB. „Wir nehmen die Euro 24 nur zum Anlass, diese schon seit einigen Jahren anhängige Maßnahme vorzuziehen, um auf jeden Fall eine entsprechende Rasenqualität bieten zu können.“

„Auch Rasenplätze“, erläutert der Amtsleiter weiter, „müssen in gewissen Zyklen erneuert werden.“ Während man bei Kunstrasen von einer Lebensdauer von zehn bis 15 Jahren ausgeht, sind es bei Rasenplätzen je nach Pflege und Belastung 15 bis 20 Jahre. „Und über den durch seine Lage am Wald besonders schwierigen Zustand des Bruchwaldrasens sind wir uns ja sicher einig. Auch der Rasenplatz im Ellental steht demnächst zur Sanierung an.“

Die Mittel für eine Erneuerung des Rasenspielfelds im Bruchwald werden demnach in den Haushaltsentwurf 2023 der Verwaltung eingestellt. Der Gemeinderat soll darüber mit dem Haushalt im Dezember 2022 beschließen.

 
 
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