Bissinger Historie Graf Eberhard auf Einkaufstour

Von Uwe Mollenkopf
Blick auf Bissingen mit der Kilianskirche. Vor 450 Jahren wurde der Ort württembergisch.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Vor 450 Jahren wurde Bissingen nach dem Aussterben der Herren von Sachsenheim endgültig württembergisch. Aber schon vorher besaßen die Württemberger große Teile des Dorfes.

Hie gut Württemberg allwege“, heißt es auf der Malerei am Unteren Torturm in Bietigheim. Damit kommt zum Ausdruck, dass Bietigheim sehr früh im Besitz des Hauses Württemberg war, nämlich vollständig ab 1364, dem Jahr der Stadterhebung. Im benachbarten Bissingen hieß es dageben lange Zeit „Hie gut Sachsenheim“, und es dauerte bis 1561, bis auch hier die Württemberger vollständig das Sagen hatten – womit sich dieses Datum in diesem Jahr zum 450. Mal jährt.

Wie Hermann Römer im Bissinger Heimatbuch darlegt, waren die Herren von Sachsenheim diejenigen, die vor den Württembergern das Sagen im Dorf hatten. Außerdem waren noch die Grafen Vaihingen als die Oberherren der Sachsenheimer mit im Spiel.

Knapp bei Kasse

Doch die Grafen von Württemberg, die ihren Stammsitz auf dem Rotenberg hatten, streckten parallel zu ihrem Vordringen nach Bietigheim auch die Fühler nach Bissingen aus. Dabei kam ihnen zugute, dass die Vaihinger Grafen knapp bei Kasse waren. Nachdem das benachbarte Markgröningen bereits 1336 württembergisch geworden war, kaufte Graf Eberhard II. von Württemberg 1339 den in Geldnot geratenen Grafen von Vaihingen die Hälfte des Dorfes Bissingen ab, berichtet Römer.

Die andere Hälfte des Dorfes gehörte den Herren von Sachsenheim, die wiederum Lehnsleute der Vaihinger Grafen waren. Allerdings nicht mehr lange. Die Württemberger traten mit deren Aussterben im Jahr 1364 das Erbe der Vaihinger an, womit sie nun die Lehnsherren der Sachsenheimer wurden. Diesen blieb dennoch weiterhin ihre halbe Dorfhälfte, allerdings kauften ihnen die ungleich größeren, mächtigeren und finanzstärkeren Württembergern nach und nach Teile davon ab. Bei seiner „Einkaufstour“ erwarb Graf Eberhard im Bart 1480 ein Neuntel des Zehnten in Bissingen und den Zins aus der Enzmühle. 1481 kaufte Eberhard einen weiteren Teil Bissingens mit dem Zoll auf der Enz. Dem Kloster Lorsch kaufte er 1480 den Weinzehnten und die Kelter ab. Die Bissinger Kirche war schon früher in den Händen der Württemberger.

Römer zufolge war Bissingen damit im Wesentlichen schon vor dem Aussterben der Herren von Sachsenheim im Jahr 1561 württembergisch geworden. Dieses Datum vor 450 Jahren markiert aber gleichwohl den endgültigen Wechsel der Herrschaftsverhältnisse.

Amtsstadt Markgröningen

Praktische Auswirkungen hatte die württembergische Herrschaft unter anderem darin, dass Markgröningen Amtsstadt für die Bissinger wurde. Sie mussten dorthin ihre Abgaben entrichten und unterstanden in Kriegs- und Friedenszeiten dem dortigen Vogt und Stadtgericht. Das blieb im Übrigen bis zum Jahr 1807 so, dann wurde im Rahmen einer Neuordnung unter König Friedrich I. das Amt Markgröningen aufgelöst und Bissingen kam zu Ludwigsburg.

 
 
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