Bissinger Hund hat drei neue Freunde Gassigeher für Hannibal gefunden

Von Rena Weiss
Der große Mann mit dem kleinen Hund: Manfred Seitz lässt es sich nicht nehmen auch selbst noch mit seinem Hund Hannibal Gassi zu gehen. Dennoch ist er sehr dankbar für die Hilfe der drei Gassigeher der Silberpfoten-Organisation. Foto: Martin Kalb

Angelika Keinarth-Seitz und ihr Mann Manfred Seitz lieben ihren Dackelmischling Hannibal abgöttisch. Doch sie können nur noch kurze Strecken mit ihm laufen. Nun haben sie durch Silberpfoten drei Gassigeher gefunden.

Am Briefkasten klebt ein Aufkleber der „SilberPfoten“ und hinter der Haustüre hört man schon das Klappern der Krallen auf der Treppe. Hannibal kommt an die Tür, um eine seiner drei Gassigeherinnen zu begrüßen. Der Dackelmischling lebt bei seinen Besitzern in Bissingen, doch die können aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht mehr selbst längere Runden mit dem freundlichen Rüden spazieren gehen. Wie berichtet, suchten Angelika Keinarth-Seitz und ihr Mann Manfred Seitz daher über die Initiative „SilberPfoten“ Gassigeher für Hannibal.

Flexible Laufzeiten für Besitzer und Gassigeher

Mit Erfolg: „Nach Erscheinen des Artikels kamen unzählige Anrufe rein“, sagt Angelika Keinarth-Seitz. Allein aus Bietigheim-Bissingen haben sich rund acht potenzielle Gassigeher gemeldet und nur wenige Tage später fanden erste Treffen statt. Für drei Frauen haben sich Hannibal und das Bissinger Ehepaar nun entschieden. Jeweils eine geht am Mittwoch und Donnerstag und Barbara B. führt Hannibal die restlichen Tage aus. Das sei der Vorteil der „SilberPfoten“ im Vergleich zu den Laufzeiten in vielen Tierheimen, weiß Barbara B. aus langer Erfahrung. Viele Jahre lang war sie Gassigeherin beim Ludwigsburger Tierheim, doch konnte sie die Laufzeiten von Montag bis Freitag von jeweils 14.30 bis 16.30 Uhr nicht mehr mit ihren Arbeitszeiten kombinieren. Daher suchte sie eine Alternative, wie die Hundeliebhaberin mit den flauschigen Vierbeinern Zeit verbringen kann. Sie stieß auf die Initiative „SilberPfoten“ und damit auch auf Hannibal und seine Besitzer.

Sie habe sich sofort in den „mittelgroßen Hund, der tiefergelegt ist“, verguckt, wie sie sagt. Hannibal ist ein Mischlingshund, doch der Dackel dominiere. „Er ist der größte Dackel von Bissingen“, sagt Manfred Seitz scherzhaft. Er fand den Rüden vor zehn Jahren noch als wenige Monate alten Welpe in einem „Dreckloch“, wie er beschreibt. Hannibal sei vermutlich im August geboren worden und im November kreuzten sich die Wege der Bissinger mit dem Ungarn. „Ich nahm den kleinen mit, doch alle rieten mir, ihn wieder zurückzubringen.“ Doch da war es bereits zu spät. Hannibal folgte Manfred Seitz überallhin. Das sei auch heute noch so geblieben, deswegen lässt es sich der 72-Jährige nicht nehmen, trotz Hüft- und Kniegelenk, selbst morgens und abends eine Runde mit ihm zu laufen.

Aber eben nur noch eine kleine Runde. Auch für seine 66-jährige Frau seien große Spaziergänge nicht mehr möglich. Hannibal deswegen in ein Tierheim zu geben, sei keine Option. „Ich komme aus einer Familie, da gibt man sein Tier nicht ab“, sagt der Bissinger, „ich bin verantwortlich für ihn.“ Auch Angelika Keinarth-Seitz betont: „Ich habe mir noch nie ein Tier ins Haus geholt, um es dann aus welchen Gründen auch immer wieder abzugeben.“ Doch nach gesundheitlichen Problemen, mehreren Krankenhausaufenthalten konnten die Nachbarn nicht mehr dauerhaft einspringen. „Wir haben dann bei der Tierarztpraxis Wilhelmshof angerufen und die haben uns die Silberpfoten empfohlen“, sagt die 66-Jährige.

Überwältigt von
Hilfsbereitschaft

Bei „SilberPfoten“ unterstützen Tierfreunde ehrenamtlich ältere Menschen bei der Versorgung ihrer Haustiere, damit Mensch und Tier so lange wie möglich zusammenbleiben können. Die Initiative aus Stuttgart vermittle diesen Menschen ehrenamtliche Gassigeher. Doch damit nicht genug, bei Bedarf und mit Absprache helfen diese Ehrenamtliche auch bei Fahrten zum Tierarzt oder bringen Futter und Katzenstreu nach Hause. Dass sich für Hannibal und das Bissinger Ehepaar so viele Ehrenamtliche melden würden, damit haben sie nicht gerechnet, sagen Angelika Keinarth-Seitz und Manfred Seitz. „Zum Teil haben sie ihn sogar schon gekannt, weil sie selbst Hunde haben“, sagt die Bissingerin und fügt hinzu: „Es bedeutet uns sehr viel, dass wir ihn dank der Hilfe nicht abgeben müssen.“

Auch für Barbara B. sei die Vermittlung eine schöne Sache gewesen: „Hannibal ist leichtführig und hat immer gute Laune.“ Er habe zwar seinen eigenen Kopf, aber das habe sie auch, sagt sie. Die Metterzimmernerin habe schon von klein auf Hunde gehabt und diese mit erzogen. Neben eigenen Hunden war es für sie klar, auch im Tierheim aktiv zu werden. „Dort lernen sie etwas fürs Leben“, sagt sie darüber. Denn hier zeige sich das ganze Spektrum der Menschen, gut wie schlecht. Im Ludwigsburger Tierheim hat sie auch einen Gassigeherkurs absolviert und sogar Jugendgruppen begleitet. „Im Tierheim dürfen unter 18-Jährige nur in Begleitung eines Erwachsenen einen Hund ausführen“, weiß Barbara B.. „So hatte ich bestimmt schon mehr als 100 Hunde an der Leine.“

Mit Hannibal habe sie Glück, weil der Zehnjährige als Straßenhund eher untypisch keine Macken habe und nicht anstrengend sei. „Am Anfang war er unsicher, jetzt weiß er, dass ich ihn beschütze.“ Beide würden es lieben, im gemütlichen Tempo ihre einstündige Runde zu drehen. „Silberpfoten ist eine tolle Sache“, begründet sie ihr Engagement. „Es haben sich viele sympathische Bürger von hier bereit erklärt, Hannibal und den Besitzern zu helfen.“ Das habe sie sehr gefreut. Doch betont sie auch, dass ein Gassigeher zuverlässig sein und bei jedem Wetter rausgehen muss. Wichtig seien ihr und Manfred Seitz auch, dass hinter den Hunden aufgeräumt werde. Beide haben ständig eine Tüte in der Hand und mehrere in den Taschen. Sie ärgern sich über nicht aufgeräumte Hundehaufen oder weggeworfene Tüten. „Da brauchen sie sich nicht wundern, wenn Giftköder ausgelegt werden“, sagt Seitz. Doch beim Blick in die dunkelbraunen Augen Hannibals vergisst der Rentner seine Wut und alle drei genießen ihre Zeit zusammen an der frischen Luft.

Info Wer helfen möchte, kann sich per E-Mail an $(LEmailto:info@silberpfoten.de:info@silberpfoten.de)$ direkt an „ SilberPfoten“-Leiter Marcel Yousef wenden. Hilfsbedürftige Senioren mit Tier, die in einer ähnlichen Situation sind wie die Halter von Hannibal, finden ebenfalls in Marcel Yousef den richtigen Ansprechpartner – per E-Mail oder telefonisch unter (0170) 2 40 59 82.

 
 
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