Blick in die Römerzeit Wasser aus dem römischen Badehaus

Von Von Uwe Mollenkopf
Ein Stück einer römischen Wasserleitung des Gutshofs „Weilerlen“ im Depot des Bietigheimer Stadtmuseums – zu schwer, um in der Dauerausstellung gezeigt werden zu können. Foto: Oliver Bürkle

Das Stadtmuseum Hornmoldhaus bewahrt steinerne Reste des Gutshofs „Weilerlen“ auf. Mehr Exponate von dort sind in der Dauerausstellung zu sehen.

Um ihn fortzutragen, bräuchte es schon die Stärke eines Obelix. Auf einer hölzernen Palette in einem der Depots des Stadtmuseums Hornmoldhaus ruht ein schwerer Steinblock, dem man es auf den ersten Blick ansieht, dass er von Menschenhand bearbeitet wurde. Eine breite, gerade Rinne ist zu sehen, in die eine runde Zuleitung einmündet. Diese enthält eine Einfassung aus rötlichem Ziegelstein. Es handelt sich um die Überreste einer römischen Wasserleitung. Sie wurden bei den Ausgrabungen entdeckt, die das Landesdenkmalamt unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Ingo Stork in den Jahren 1986 bis 1989 im Gebiet Weilerlen in Bietigheim machte. Damals wurde das Gelände eines großen Gutshofs aus der Zeit vom ersten bis zum dritten Jahrhundert nach Christus erkundet.

Der Steinblock im Depot enthält keine Beschriftung. Dr. Catharina Raible, die Leiterin des Stadtmuseums, geht aber davon aus, dass er aus dem Bereich des einstigen Badehauses auf dem Gutshofgelände stammt. Wahrscheinlich habe man es eher mit einer Ab- als mit einer Zuleitung zu tun.

Baden stand bei den Römern ganz hoch im Kurs, es wurden Kalt- und Warmbäder genutzt. Die Archäologen legten damals die Grundmauern eines Badehauses frei. In einem der Räume waren noch die Reste einer Warmluftheizung zu erkennen. Diese Hypocaustheizung funktionierte so, dass Wärme an einer Feuerstelle erzeugt wurde und die warme Luft unter dem Fußboden und durch Luftkanäle in den Wänden strömte. So entstand eine angenehme Temperatur. Aber auch im Wohnhaus wurden Reste einer solchen Heizung und ein kleines Privatbad entdeckt.

Neben Wohnhaus und Badehaus gehörten zu dieser rund 2,9 Hektar großen „Villa rustica“, wie die Gutshöfe genannt werden, unter anderem eine Darrenanlage zum Trocknen des frisch geernteten Getreides, Getreidespeicher, eine Schmiede, Wirtschaftsgebäude und ein Pferdestall. Aufgrund der Größe der Anlage gehen die Archäologen davon aus, dass der Gutshof eine Domäne in Staats- oder Militärbesitz war, errichtet zur Versorgung der römischen Soldaten am Limes.

Mehr Auskunft über das Leben der Bewohner gewährt die Dauerausstellung im Hornmoldhaus, die seit Juni zu sehen ist. Sie zeigt unter anderem eine Öllampe aus der Zeit der Römer, Werkzeug aus der Schmiede, Haarnadeln, eine Reibestein, eine Waagschale, Schuhnägel, Dachziegel und Keramik. Museumsleiterin Raible würde auch gerne die Reste der Wasserleitung zeigen – doch das geht aufgrund des Gewichts nicht.

Interkommunales Projekt?

Das Gebiet Weilerlen, das nach den Ausgrabungen wieder bebaut wurde, liefert die wichtigsten römischen Funde im Stadtgebiet und stellt auch darüber hinaus einen bedeutenden römischen Fundort in der Region dar. In diesem Zusammenhang schwebt der Museumsleiterin auch eine ganz neue Idee vor: Gemeinsam mit den benachbarten Kommunen mit römischen Fundorten – Walheim, Oberriexingen, Sachsenheim und Mühlacker – denke man über ein interkommunales Projekt nach. Noch befinde man sich allerdings in der Findungsphase, so Catharina Raible.

 
 
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