Blick ins Archiv Über 60 Millionen Euro für den ÖPNV

Von Martin Hein
Am 26 September 1971 fuhr der erste Spillmann-Bus auf der neu eröffneten Buslinie von Bietigheim nach Kleinsachsenheim. viele Menschen kamen damals zur Einweihung der Strecke. Foto: /BZ-Archiv/ad

Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich das Verkehrsmittel Omnibus vollends und ist aus dem heutigen Öffentlichen Personennahverkehr nicht mehr wegzudenken.

Am 28. Oktober 1949 erhielt Ernst Spillmann die Genehmigung zur Wiederaufnahme des Stadtverkehrs. Der Omnibus als fester Bestandteil des öffentlichen Personennahverkehrs etablierte sich vollends. Die Omnibusverbindung mit einem 40-Minuten-Takt von Bissingen zum Bahnhof, wurde im Februar 1955 eingeführt.

In Bönnigheim wurde 1950 eine Buslinie genehmigt

Der Enz- und Metter-Bote berichtete am 17. August 1950 darüber, dass in Bönnigheim nun eine Buslinie genehmigt wurde. „Die nötigen Vereinbarungen mit der Linie werden in den nächsten Tagen vollends geregelt. So geht dadurch auch ein lang gehegter Wunsch unserer Gemeinde in Erfüllung“, hieß es.

Auf Wunsch des Bissinger Gemeinderats erweiterte das Bietigheimer Busunternehmen Spillmann im Februar 1963 die Buslinie in Bissingen auch auf den westlichen Ortsteil und das damalige Neubaugebiet Panoramastraße.

Überdachte Bushaltestelle in Freudental

Auch an den Komfort der wartenden Fahrgäste dachte man zunehmend. Am 8. Februar 1963 war im Enz- und Metter-Boten zu lesen, dass Freudental eine überdachte Bushaltestelle an der Bietigheimer Straße erhält. Der Bürgermeister konnte sich mit dem Grundstücksbesitzer einigen, der sich bereit erklärte, der Gemeinde für den guten Zweck einen Platz zu überlassen.

1967 verlegte Spillmann den Sitz des Unternehmens an die Gustav-Rau-Straße. Zu dieser Zeit verfügte das Bietigheimer Unternehmen über 18 große und kleine Busse.

Bis 1971 saßen nahezu ausschließlich Männer am Steuer der Omnibusse. Dies sollte sich ändern. Die bis dahin gültige Anordnung über die Beschäftigung von Frauen auf Fahrzeugen stammte aus dem Jahr 1940. Die 30 Jahre alten Erlasse wurden im Juli 1970 im Bundesarbeitsministerium überprüft und – für nicht mehr zeitgemäß befunden.

„Frauen können genau so gut lenken wie Männer“

Man kam zu dem Schluss, dass Frauen genauso gut lenken können wie Männer. Es wurde dem Bundesarbeitsministerium ein Entwurf vorgelegt, nach dem das generelle Beschäftigungsverbot durch einen individuellen Gesundheitsschutz, insbesondere in Form regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen zu ersetzen ist. Frauen sollten also in Zukunft auch ohne besondere Ausnahmeregeln in diesen Berufen beschäftigt werden können.

Omnibus-Liniennetz wird ab den 1970er-Jahren ausgeweitet

Das Omnibus-Liniennetz im Kreis wurde kontinuierlich weiter ausgebaut. Am 26. September 1971 fuhr der erste Spillmann-Bus auf der neu eröffneten Buslinie Bietigheim – Kleinsachsenheim.

Nach einer gemeinsamen Initiative der Bürgermeisterämter Bietigheim, Ingersheim und Pleidelsheim wurden die Postbus-Verbindungen zwischen Bietigheim, Ingersheim und Pleidelsheim mit Inkrafttreten des Sommerfahrplans 1972 verbessert. Konkret wurden weitere Busse auf diesen Linien eingesetzt und zusätzliche Haltestellen eingerichtet.

Neue Technik hielt auch in die hier verkehrenden Spillmann- Busse Einzug. Im Januar 1975 wurden die Fahrzeuge mit Funkgeräten ausgestattet. Auf Wunsch des Bietigheimer Busunternehmers Ernst Spillmann ist am 27. August 1976 die Omnibusverkehr Spillmann GmbH an die Stiftung zur Förderung von sozialen Einrichtungen der Stadt Bietigheim-Bissingen übergegangen. Ernst Spillmann starb am 29. März 1980 im Alter von 72 Jahren.

Omnibus-Spillmann wird 1998 in Holding eingegliedert

Im April 1998 wurde die Firma Omnibus-Verkehr-Spillmann GmbH in die Städtische Holding GmbH eingliedert. 35 Spillmann-Busse fuhren inzwischen im Linien- und Reiseverkehr. Seit Juli 1998 gehört das Busunternehmen offiziell zur städtischen Holding GmbH.

Aktuell werden bei Spillmann 38 Fahrzeuge im Linienverkehr eingesetzt. Nach Auskunft von Tobias Hähnle, bei Spillmann für die ÖPNV-Planung und Qualitätsmanagement zuständig, werden an einem durchschnittlichen Schultag auf dem 121,8 Kilometer langen Liniennetz etwa 13 200 Fahrgäste mit den Spillmann-Bussen befördert. Die erste Busfahrerin hat bei Spillmann übrigens 1996 ihren Dienst angetreten.

300 Fahrzeuge auf 132 Buslinien im Kreis unterwegs

Bei den Verkehrsunternehmen im Landkreis Ludwigsburg sind nach Auskunft des Landratsamtes rund 300 Fahrzeuge bei 10 Verkehrsunternehmen, an die Konzessionen vergeben wurden, auf 132 Buslinien im Einsatz. Im Jahr 2019, also vor der Corona-Pandemie, wurden im Landkreis insgesamt 29,38 Millionen Personen mit dem Verkehrsmittel Bus befördert. Im ÖPNV waren dies etwa 265 000 Personen pro Tag.

Wie das Landratsamt weiter mitteilt, stellt die Förderung des ÖPNV einen wesentlichen Schwerpunkt der Kreispolitik dar. So beläuft sich im Jahr 2023 der jährliche Zuschuss des Landkreises für den ÖPNV auf rund 60,4 Millionen Euro, was einem ÖPNV-Zuschuss von rund 111 Euro für jeden Einwohner pro Jahr entspricht.

Der Landkreis beobachte daher die aktuelle Diskussion über die Finanzierung des Deutschlandtickets sehr kritisch, heißt es aus dem Landratsamt. Es müsse sichergestellt werden, dass dieses Tarifangebot zu 100 Prozent von Bund und Land finanziert wird und aus diesem Angebot keine zusätzlichen Lasten von den Stadt- und Landkreisen getragen werden müssen, heißt es aus dem Kreishaus.

Fachkräftemangel ist das derzeitige Problem

Unabhängig von der angespannten finanziellen Situation im ÖPNV stelle der Fachkräftemangel laut den Unternehmen ein sehr großes Problem dar. Immer mehr Unternehmen haben, insbesondere bei Krankheitswellen und einem dadurch erhöhten Krankenstand, Schwierigkeiten, die Fahrpläne einzuhalten. 

 
 
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