Blick ins Depot der Historischen Gesellschaft Wie stark ist der Schnaps?

Von Jürgen Kunz
Einen Kasten mit 18 Messpindeln schenkte die Fachhochschule Heilbronn vor Jahren der Historischen Gesellschaft.⇥ Foto: Jürgen Kunz

Mit mehr als 300 Einzelteilen hat die Historische Gesellschaft eine der größten Sammlungen an Messspindeln.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts musste man sich bei der Bestimmung des Alkoholgehalts von Schnaps auf die Erfahrung des Brenners verlassen, wie J.L. Christ es 1785 beschreibt: „Durch das Gesicht aber beurteilet man im gemeinen Leben durch Schwenkung desselben in einer Buteille, da man aus der Menge der aufsteigenden Bläschen oder Perlen und ihrer Dauer seine Güte oder Schwächen erkennen will.“ Oder man tröpfelt einige Tropfen Öl in ein Gläschen Brandwein, und je schneller das Öl zu Boden sank, desto besser war der Schnaps. In kleinen Brennereien mit ganz erfahrenen Schnapsbrennern wurde das Destillat in einer kleinen Flasche geschüttelt oder auf dem heißen Helm der Brennblase angezündet. Aus der Blasenbildung oder aus der Flamme konnte so der Alkoholgehalt beurteilt werden.

Heute gehören Messspindeln zur Ermittlung des Alkoholgehalts im Schnaps zur Grundausstattung einer jeden Brennerei. Mehr als 300 solcher Präzisionsmessgeräte lagert die Historische Gesellschaft in ihrem Depot im Dachgeschoss des Kaveliersbaus. Schmuckstück ist dabei ein Holzkasten mit 18 Messspindeln, die der Bönnigheimer Verein vor Jahren von der Fachhochschule Heilbronn bekam, wie Kurt Sartorius, Vorsitzender der Historischen Gesellschaft, erklärt.

Mit den unterschiedlichen Spindeln im Depot kann aber nicht nur der Alkoholgehalt gemessen werden. „Man setzt sie überall dort ein, wo man eine Flüssigkeit genau bestimmen muss“, so Sartorius: in Sole (Salzgehalt), bei der Säuremessung etwa in Autobatterien oder in Bierproben um den Malzgehalt festzustellen.

Je nach Land und Hersteller gab es ein nahezu babylonisches Skalenwirrwarr, wie es Sartorius bezeichnet. Am 1. Januar 1980 setzte eine EU-Normung diesem ein Ende: So wird seither die amtliche Bestimmung des Alkoholgehalts mit Alkoholmeter nach Volumenprozent, bezogen auf eine Normaltemperatur von 20 Grad Celsius vorgenommen, wobei gleichzeitig die neuen amtlichen Alkoholtafeln angewendet werden.

 
 
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