Sehr, sehr wichtig“ finden Ingrid und Christel das Spenden von Blut: Zusammen mit drei weiteren Freundinnen sind sie schon seit Jahren bei der Blutspende-Aktion dabei und stehen in Tripsdrill-T-Shirts am Montagvormittag vor dem Zelt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Die „Montagsmädels“ werden sie schon genannt, erzählen sie lachend. „Wir denken an unsere Kinder und Enkel“, erklären sie ihre Motivation, Blut zu spenden: „Wenn die mit dem Auto oder Motorrad unterwegs sind – ein Unfall ist so schnell passiert!“
Blutspende Tripsdrill „Es gibt keine Blutspende zu viel“
In Tripsdrill startete am Montag die größte Blutspendeaktion Deutschlands – eine Woche kann man die lebensrettende Spende abgeben.
Zum 24. Mal bereits findet die DRK-Blutspende vor den Toren des Erlebnisparks Tripsdrill statt, es ist inzwischen die größte Blutspendeaktion Deutschlands, dieses Jahr sogar in einem noch vergrößerten Zelt: 700 Anmeldungen gab es für den Starttag vorweg, darunter auch zahlreiche Bürgermeister und Politiker der Region. Entsprechend können 350 Liter neue Blutkonserven gewonnen werden, ein halber Liter pro Spender, erklärt Cüneyt Demirel vom DRK.
Eberhard Gienger brauchte vier Liter Spenderblut
Insgesamt werden in den nächsten fünf Tagen, bis die Blutspendeaktion am Samstag mit der „Blut-Roten Nacht“ endet, 70.000 Spendewillige erwartet, davon rund 20 Prozent Erstspender, so Demirel. An gewöhnlichen Spendetagen seien es nur sieben bis zehn Prozent. Wie wichtig Blutspenden sein können, das weiß auch Eberhard Gienger, der pünktlich um zehn Uhr über dem Zelt seinen Fallschirm öffnete. Ein anderer Sprung ging weniger gut aus als der am vergangenen Montag, als er punktgenau auf dem Rasen vor Tripsdrill landete:
Vor einigen Jahren faltete eine Böe beim Landen seinen Fallschirm zusammen, und der ehemalige Reckweltmeister und Bundestagsabgeordnete stürzte aus zehn Metern Höhe auf den Boden. Vier Liter Spenderblut habe er damals gebraucht, erzählt er heute, neben zahlreichen Knochenbrüchen habe er auch schwere innere Blutungen erlitten.
Auf die Frage, wie lange er schon an der Spendenaktion teilnimmt, muss er in seinem Blutspendepass nachsehen – „immer schon“, ist er überzeugt, und tatsächlich spendet er seit dem ersten Jahr der Aktion. Diese hat dieses Jahr den Slogan: „Erst wenn‘s fehlt, fällt’s auf.“
Die Sängerin Andrea Berg ist dieses Jahr die prominente Unterstützung der Blutspendeaktion. Die ausgebildete Krankenschwester lernte schon von ihrem Vater, einem Rettungssanitäter: „Das Leben hängt am seidenen Faden“, es sei ihr „eine Herzensangelegenheit, heute hier zu sein“, erklärte die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, das sie 2008 für ihre langjährige Hospizarbeit bekam, kurz nach ihrer Spende, die sie zusammen mit ihrem Ehemann abgab. Und konnte beruhigen: „Es tut überhaupt nicht weh.“
Den Spendern winkt neben der Butterbrezel nach der Spende auch eine Tageskarte für den Erlebnispark – die aber solle man vielleicht nicht gleich am Tag der Spende nutzen, rät Demirel: Genauso wie das heiße Wetter kann die Kreislaufbelastung in der Achterbahn nach der Blutspende durchaus kritisch werden. Auf den Liegen hat inzwischen auch Eberhard Gienger Platz genommen, und auch er kann, wie Andrea Berg, bestätigen: „Es tut nicht weh.“
Und wie lange spendet Gienger noch? Die Altersgrenze von 75 Jahren wurde im vergangenen Jahr abgeschafft, erfährt der 73-Jährige – „Dann bleibe ich euch erhalten, bis ich dreistellig werde“, bekräftigt Gienger, denn: „Es gibt keine Blutspende zu viel.“