Bönnigheim 287 Hektar für gefährdete Arten

Von Birgit Rieker
Blumenwiese bei Bönnigheim: Um überleben zu können, benötigen bedrohte Pflanzen und Tiere geeignete Lebensräume. Ein Biotopverbund soll dafür bessere Bedingungen schaffen. Foto: Werner Kuhnle

Der Gemeindeverwaltungsverband Bönnigheim, Kirchheim und Erligheim will dem Artensterben vor der Haustür mit einem Biotopverbund begegnen.

Das Artensterben stoppen. Dieser Ansatz ist zwar ein wenig aus der öffentlichen Wahrnehmung gedrängt worden, aber immer noch aktuell. Der Gemeindeverwaltungsverband (GVV) Bönnigheim, Kirchheim und Erligheim hat daher eine Biotopverbundplanung angestoßen. Denn zumindest gegen einen Teil der Ursachen, die Lebensraumzerschneidung und der Lebensraumverlust der Amphibien, Reptilien, Feldvögel oder auch der Bienen, kann mit einer Vernetzung entgegengesteuert werden.

Bestandsaufnahme

„Und dazu braucht man erst einmal einen Plan“, sagte Landschaftsarchitekt Thomas Hauptmann bei der Präsentation des Entwurfs für einen Maßnahmenplan vor rund einem Dutzend Zuhörer. Seit der Vorstellung des Vorhabens im Oktober 2022 habe das beauftragte Team von Wölffing-Seelig aus Stuttgart und Bioplan aus Heidelberg vorhandene Informationen ausgewertet.

Ein spannender Punkt dabei war der Blick in die Vergangenheit zu den Flächenverlusten des landesweiten Fachplans Biotopverbund von 2012 zu 2020. Ziel sei es, einen Überblick über den Zustand von Natur und Biodiversität zu erhalten und eine fundierte Grundlage für die gezielte Sicherung und Weiterentwicklung der biologischen Vielfalt. Doch wie passt diese Idee zu den Weinbergen, zu den bewirtschafteten Feldern und den Bächen auf den Gemarkungen?

287 Hektar identifiziert

Bei einer Übersichtsbegehung legten die Fachleute Schwerpunkträume fest, identifizierten Kernflächen oder als Trittsteine geeignete Flächen. „Es zeigt sich, dass der GVV Bönnigheim heute vor allem eine Stärke für den Biotopverbund trockener Standorte hat“, stellte Hauptmann fest.

Außerdem sah er ein großes Potenzial als Lebensraum für Feldvögel. In einer Flächenbilanz hat das Team 70 Hektar trockene, 167 Hektar mittlere und 50 Hektar feuchte Flächen ausgemacht. „Das sind 11,6 Prozent der Gemarkung abzüglich Wald und Siedlungslandschaft“, erklärte Hauptmann weiter. Das sind zusammen 287 Hektar. Landesweites Ziel sei es, bis 2027 mindestens 13 Prozent Offenlandfläche zu erreichen. „Das sind umgerechnet noch rund 35 Hektar zusätzliche Flächen“, stellte er klar.

Landwirtschaft beteiligen

Wie schaffen dies die Kommunen? „Das geht nur gemeinsam mit den Beteiligten aus den Bereichen Landwirtschaft, Weinbau, Landschafts- und Naturschutz, Ornithologie, Jagd und Wald, dem Landschaftserhaltungsverband und den Verwaltungen“, so Hauptmann. Beispielsweise können sich die Fachleute an trocken-warmen Standorten eine Magerrasen-Mahd, die Extensivierung des Weinbaus oder die Freilegung von Steilwänden vorstellen. In den mittel-feuchten Gebieten könnte die Beibehaltung extensiver Grünlandnutzung, die Pflege von Streuobstbeständen oder das Anbringen von Nisthilfen helfen. Bei den Gewässern komme das Ausbaggern, die Renaturierung oder die Anlage von Tümpeln in Frage. Für die Feldvögel sollten Blühstreifen, Buntbrachen und Lichtäcker in Betracht gezogen werden.

Private Beteiligung nötig

„Angehen können wir das auf gemeindeeigenen Grundstücken. Aber wir brauchen vor allem Menschen, die mitmachen und private Grundstücke zur Verfügung stellen“, appellierte Hauptmann an die Besucher. Die wollten danach natürlich noch Näheres wissen: Welche Förderprogramme gibt es, wie sicher sind die möglichen Förderzusagen, welche Grundstücke kommen in Frage wofür? „Das Land will hier eine Verlässlichkeit herstellen“, sagte Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold. Die Mittel seien aufgestockt worden. Wichtig seien vor allem die Absprachen der Interessenten mit den Gemeinden und dem Landratsamt. Daher wird der Entwurf des Maßnahmenkatalogs jetzt erst einmal in den Gemeinderäten beraten.

 
 
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