Nach Verlassen des Festakts in der Turn- und Festhalle bildete sich schnell eine lange Schlange vor der Essensausgabe. Zusätzlich war die Bönnigheimer Vinothek mit einem Weinwagen auf dem Schulhof platziert und hatte Riesling, Lemberger und Trollinger zur Verkostung anzubieten. An den, auf dem Schulhof aufgestellten, Bierzeltgarnituren wurde gut gegessen und geschwätzt, bevor sich die Boule-Mannschaften auf den Weg zum Schlosshof begaben.
Bönnigheim Begegnungen in der Ganerbenstadt
Neben der offiziellen Eröffnung stand der Festtag ganz im Zeichen der „Jumelage“, der Partnerschaft, und die Gäste aus nah und fern erwartete ein buntes Unterhaltungsprogramm.
Die Mitglieder des Bönnigheimer Boule-Treff Tiefer Eindruck spielten mit und gegen die Freunde aus Rouffach: „Grand Malheur“ kommentierte einer der französischen Boulisten den Wurf ins Aus. Gespielt wurde zwar „terra libre“, das bedeutet freies Gelände und somit gab es keine fest vorgeschriebene Spielfläche, aber wenn die Eisenkugel auf der hinteren Steinrabatte zum Liegen kam, galt es als Aus und sie wurde nicht gewertet. Mit einem Zollstock gewappnet, prüften die Kugelwerfer die engeren Abstände und da ging es durchaus um einzelne Millimeter: „Eine ist rausgestoßen, aber meine dafür drin“, freute sich Paul Wurst, 2. Vorstand im Verein und er erklärte, dass Koordination, Geschicklichkeit und Taktik entscheidet beim Boule spielen seien. Vereinsfreund Rolf Walter fügte hinzu, dass auch das Gefühl für die Kugel wesentlich sei. Französisch sprechen zu können wiederum war kein Muss: „Im Spiel versteht man sich, das Zählen geht bis 13 und das kriegt man hin“, meinte Paul Wurst bevor er seine silberne Eisenkugel mit lockerem Schwung aus dem Arm gekonnt in Richtung der Zielkugel warf.
Eintauchen in alte Zeiten
Um Punkt 14 Uhr versammelte sich am Infostand auf dem Schulhof eine kleine Gruppe, die gemeinsam mit Kurt Sartorius, dem ausgezeichneten Stadtgeschichtskenner und Vorsitzenden der Historischen Gesellschaft, zu einem kleinen Rundgang aufbrach. Gewohnt kurzweilig und mit profundem Wissen ausgestattet berichtete er über verdrehte Turmhelme, erläuterte den Begriff Ganerben und warum Bönnigheim einst eine Mainzer Enklave war.
Tour durch die Geschichte
Die französischen Gäste tauchten ein in die Faszination alter Zeiten, wenn Kurt Sartorius in der Bönnigheimer Kirche Einzelheiten über den kostbaren Hochaltar verriet: „Hier ist zu sehen, wie Jesus den Himmelsschlüssel an Petrus übergibt“. Nicht weniger spannend seine Ausführungen zu einem Kriminalfall aus dem Jahr 1835. Damals wurde der Bürgermeister nur wenige Schritte vor seiner Haustür erschossen und der Richter untersuchte die Kugeln, die man in der Leiche fand: „Er entdeckte Riefen in der Kugel und vermutete richtig, dass sie vom Gewehrlauf stammen müssen“, erklärte Kurt Sartorius und es handelte sich dabei sogar um die weltweit erste Anwendung von Kriminalballistik.
Spaß und Bewegung standen im Mittelpunkt, mitmachen konnte jede und jeder, der Lust hatte. Ob Frisbee-Torwurf, Wassertransport mit Zeitlimit, Wackelrad fahren, Tischtennis-Zielschießen oder Elfmeter-Schießen – es war Geschicklichkeit gefragt. Gemeinderatsmitglieder betreuten einzelne Spielstationen, wie Michael Gerdes bei Station vier, dem Skifahren: „Hier braucht es einen, der den Takt angibt“, wusste er, denn bis zu vier Personen konnten auf den langen Holzskiern nur im Team vorankommen.
Acht Stationen auf dem Schulhof
Beim Schaumkuss-Schießen dagegen war Treffsicherheit gefragt und auch das Fangen der klebrigen Süßigkeit war nicht einfach: „Ich muss mir jetzt erst einmal die Hände waschen“, meinte der achtjährige Theo mit kritischem Blick auf die Reste des zermatschten Schokokusses in seiner Hand. Schusskraft bewies Bürgermeister Albrecht Dautel an Station sieben. Hier galt es einen Handball ins Tor zu werfen, wobei die Geschwindigkeit gemessen wurde. Auf immerhin 53 Kilometer pro Stunde brachte es Dautel.
Zwei der vorgesehenen Programmpunkte mussten leider ausfallen, da weder die Rouffacher Feuerwehr für die geplante gemeinsame Übung anreisen konnte noch der Musikverein zum Abschlusskonzert. Stattdessen gab es als Abschluss ein Foto: Alle Teilnehmer positionierten sich als lebendige 60 auf dem Schulhof.