Bei der Besichtigung der Weinberge Ende August war die Hoffnung der Wengerter groß, einen Spitzenjahrgang ernten zu können. Die Trauben waren kerngesund. Die Aussichten auf eine hervorragende Qualität in der gewünschten Menge waren bestens. Frost im späten Frühjahr wie im vergangenen Jahr, Pilzkrankheiten, Hagelschlag, alles, was die Entwicklung der Reben behindern konnte, das war im Verlauf der Vegetationsperiode ausgeblieben oder konnte bekämpft werden.
Bönnigheim/Besigheim Weinjahrgang 2025: Turbolese unter Regenwolken
Es regnete und regnete: Die Lesehelfer im Kreis Ludwigsburg brauchten in diesem Jahr Durchhaltevermögen. Doch die Mühe hat sich gelohnt.
Immer wieder heftiger Dauerregen
Doch dann, ausgerechnet als die Lese in voller Fahrt war, setzte der Regen ein. Immer wieder ging heftiger Dauerregen auf die Lesehelfer nieder. Seit 18 Jahren ist Sebastian Häußer, Betriebsleiter und Önologe bei der Felsengartenkellerei in Hessigheim, bei der Lese aktiv. „Aber soviel Regen wie in diesem Jahr gab es noch nie“, sagt er.
In mancher Lesemannschaft war deshalb „ein Motivationskünstler gefordert“, sagt der Önologe. Selbst am Winzerfest-Sonntag, als Zehntausende Menschen in der Altstadt von Besigheim beim Umzug feierten, mussten die Wengerter zur Lese ausrücken. Denn für den Winzerfest-Montag war schon wieder Regen angesagt. Während an den Festtagen zuvor bei Sonnenschein eher der „Frozen Gecko“ der Kellerei als kühles Getränk bestellt wurde, „war am Montag Glühwein gefragt.“
Lese war eine logistische Herausforderung
Sowohl für die Mitglieder als auch für die Mitarbeiter in den Kellereien war der andauernde Niederschlag eine logistische Herausforderung, schildert Önologe Thomas Eberbach von den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu die Problematik. Auch er kann sich nicht erinnern, dass es jemals während der Lese so viel und so stark geregnet hat. Die Planung und die Technik im Haus waren gefordert. Immer wieder musste die Genossenschaft ihre Lesepläne ändern. „Wir mussten sehr kurzfristig reagieren“, sagt er. Die Mitglieder waren pausenlos im Einsatz, „sie haben sehr gut mitgearbeitet.“
Die Folge war eine „Turbolese“, wie es Dietrich Rembold ausdrückt, Vorstandschef der Lauffener Weingärtner und zugleich Präsident des württembergischen Weinbauverbandes. Fast alle Rebsorten wurden zur selben Zeit reif und standen somit auch gleichzeitig zur Lese an. In 18 Lesetagen war die Ernte bei den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu im Keller, normal sind 23 Tage, in besonderen Jahren auch 26, sagt Thomas Eberbach.
Bestes Beispiel ist für Sebastian Häußer der Riesling, der häufig bis Mitte oder sogar Ende Oktober braucht, um reif zu werden. Auch er musste sehr früh geerntet werden. Schon Ende September war die Lese bei der Felsengartenkellerei beendet.
Qualität der Ernte: gut bis sehr gut
Aber wie steht es angesichts des miesen Wetters bei der Lese mit der Qualität des Jahrgangs 2025? „Der Optimismus hat sich im Nachgang erfüllt“, sagt Thomas Eberbach. Die Qualität der Ernte sei gut bis sehr gut.
„Was wir ernten durften, ist nach wie vor Spitze“, bewertet auch Sebastian Häußer das Ergebnis. „Wir haben aromatische Weißweine und kräftige Rote.“ Gerade noch rechtzeitig, bevor der Regen größere Schäden wie etwa Fäulnis verursachte, konnten die Trauben in den Keller gebracht werden.
Kleine Einschnitte gab es bei der Menge. Thomas Eberbach geht von einem Minus in Höhe von zehn bis 20 Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnitt aus. Bei der Felsengartenkellerei sind rund 5,5 Millionen Kilo Trauben eingegangen, das ist in etwa die Menge, „die wir uns vorgenommen hatten“, sagt Sebastian Häußer.
