Neun Familien sind existenziell betroffen“, machte ein Vater in der Einwohnerfragestunde des Gemeinderats am Freitagabend geltend. Sie arbeiten beide, ihr Kind sei in der Krippe und bekomme danach keinen Kindergartenplatz. Zusammen mit elf weiteren Elternteilen wies er vehement auf die fehlenden Kindergartenplätze hin. Die Eltern versuchten die Verwaltung und den Gemeinderat unter Druck zu setzen, jetzt und sofort etwas gegen die Misere zu unternehmen.
Bönnigheim Betreuung: Eltern machen Druck
Eltern klagen Bürgermeister und Gemeinderat in der Einwohnerfragestunde in Bönnigheim ihr Leid: Es fehlen Betreuungsplätze im Kindergarten.
Der Platz ist kein Problem in Bönnigheim
Doch was kann helfen? Der Rechtsanspruch auf einen Platz steht zwar auf dem Papier, doch das ist geduldig. Denn er kann nicht umgesetzt werden. Rund 430.000 Kita-Plätze fehlen allein im Westen Deutschlands. Dabei ist der Platz in Bönnigheim kein Problem mehr. Mit dem Bau zur Erweiterung des Familienzentrums und der Einrichtung des Naturkindergartens sowie der Möglichkeit einer weiteren Gruppe stehen genügend Plätze zur Verfügung. Allein es fehlt am Personal, um für alle Räumlichkeiten eine Betriebserlaubnis zu bekommen, erklärte Fachbereichsleiterin Alexandra Kindler. Die Verwaltung sei sowohl mit dem Gemeinderat als auch mit den Eltern im Gespräch, wie eine Verbesserung aussehen könne.
„Wir haben ein Schreiben bekommen, dass sechzig bis siebzig Kinder ohne Kindergartenplatz sind“, erklärte eine besorgte Mutter. „Die Situation hat sich also verschärft.“ Kindler betonte, dass die Situation sich jeden Tag verändere. Sie geht derzeit von 40 bis 45 Kindern ohne Platz aus. Und sie gehe davon aus, dass sich weitere Erzieherinnen finden werden.
„Doch wenn beide Eltern arbeiten und ihr Kind in der Krippe betreut wird, kann es bedeuten, dass es mit drei Jahren nicht in den Kindergarten kommen kann und wieder in der Familie betreut werden müsste“, hielt eine Mutter entgegen. „Wir brauchen eine Lösung für die betroffenen Eltern“, forderte sie. Kinder bräuchten eine Struktur. Gerade Corona habe gezeigt, wie das Hin und Her dem Kindeswohl schade, argumentierten die Eltern. Doch kann die Verkürzung der Betreuungszeiten eine Lösung sein? Für Berufstätige sicher nicht.
Die anwesenden Eltern äußerten weiter Kritik an den Vergaberichtlinien der Stadt, die nicht ausreichend transparent, teilweise ungerecht seien und auch ungenügend kommuniziert würden. „Ist dem Gemeinderat bewusst, dass er damit Kinder aus dem System nimmt?“, fragte ein Vater. Er wurde leicht aggressiv, als er die Antwort von Bürgermeister Albrecht Dautel bekam. „Ich habe den Gemeinderat gefragt“, fiel er ihm ins Wort. Dass eine Einwohnerfragestunde sich an den Chef der Verwaltung richtet, war ihm nicht bewusst.
Dautel hatte eingeräumt, dass eine allgemeine Regelung nicht immer alle Probleme optimal lösen könne. Doch er lud die Eltern zu einem zeitnahen Gespräch ein, das er nächste Woche terminieren werde. „Das können Sie doch gleich tun, Sie haben doch Ihren Terminkalender dabei“, forderte der verärgerte Vater. „Jetzt wird’s aber blöd“, rutschte es da dem bislang geduldig agierenden Albrecht Dautel raus. Die Gemüter kühlten sich ein wenig ab.
Vorschläge der Eltern werden von der Stadtverwaltung geprüft
Es wurde noch abgearbeitet, dass der Vorschlag, Eltern in den Kindergarten mit einzubinden, noch in der Prüfung sei. „Sobald wir hier sprachfähig sind, informieren wir Sie“, versprach Dautel. Und der Vorschlag einer anderen Mutter, die Krippenkinder über den dritten Geburtstag in der Krippe weiter zu betreuen bis ein Kindergartenplatz frei wird, werde ebenfalls geprüft. „Doch wir können nichts versprechen, was wir nachher nicht halten können“, dämpfte Dautel die Erwartungen.