Bönnigheim Bis in die Familien hinein agierte das NS-Regime

Von Jürgen Kunz
Angelika Fischer (vom Arbeitskreis Museum) und Museumsleiter Kurt Sartorius präsentieren Exponate der neue Jahresausstellung „Bönnigheim unterm Hakenkreuz“ im Steinhaus. Foto: /Oliver Bürkle

Die neue Jahresausstellung „Bönnigheim unterm Hakenkreuz“ im Museum im Steinhaus wird am 6. April eröffnet und ist bis Ende Oktober zu sehen.

Es ist erstaunlich, was wir als Dachbodenfunde zur Geschichte der Naziherrschaft zeigen können“, sagt Kurt Sartorius, ehrenamtlicher Museumschef und Vorsitzender der Historischen Gesellschaft, mit Blick auf die Exponate der neuen Jahresausstellung „Bönnigheim unterm Hakenkreuz“, die am Sonntag, 6. April, um 14 Uhr im Museum im Steinhaus eröffnet wird. Wie er betont, findet Geschichte nicht nur in den Geschichtsbüchern statt, sondern vor allem in der eigenen Heimat. Er merkt an, dass die Nazi-Herrschaft schon 80 Jahre vorbei ist, sie aber Spuren bis heute hinterlasse.

Als Heimatforscher erinnert er an den 30. Januar 1933 als Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. Der Reichstag wurde aufgelöst und am 5. März 1933 Neuwahlen angesetzt, aus denen die Nationalsozialisten als Sieger hervorgingen. „Bis in die kleinste Stadt haben die Nationalsozialisten ihre Macht aufgebaut und durchgesetzt“ erklärt Sartorius. Vereine wurden in nationalsozialistische Organisationen eingegliedert. Der Bürgermeister wurde „der Führer“ der Verwaltung. Nach Anhörung des Gemeinderats beschloss er die Maßnahmen. 

Exponate und Dokumente aus allen Lebensbereichen

Auch 80 Jahre nach Kriegsende im Mai 1945 haben die Aktiven des Museumsarbeitskreises der Historischen Gesellschaft Exponate und Dokumente der NS-Zeit aus allen Lebensbereichen für die neue Ausstellung im Steinhaus zusammengetragen. In der Ausstellung werden die Namen der sechs Euthanasieopfer aus Bönnigheim ebenso dokumentiert, wie die Traueranzeigen der 242 Soldaten aus der Stadt, die im Krieg gefallen sind. Die Ausstellung erinnert auch an Karl Hofmann, geboren 1911, der seinen Ausweis an einen Juden verkauft hatte. Dieser wurde erwischt und auch Karl Hofmann wurde daraufhin verhaftet und im KZ Gusen am 19. Juni 1943 umgebracht. Im Museum im Steinhaus wird aufgezeigt, wie die Nationalsozialisten es verstanden, die Jugend zu begeistern. In der Hitlerjugend (HJ) und dem Bund deutscher Mädel (BdM) wurden Wanderungen, Geländespiele und Ausfahrten gemacht, gesungen und gespielt. Dabei wurde die nationalsozialistische Ideologie vermittelt. Der Gemeinderat Georg Gebel, Vertreter der Flüchtlinge, erfasste in der Nachkriegszeit sämtliche in Bönnigheim eingebürgerten Flüchtlinge namentlich und unter Angabe ihrer Herkunft in der Flüchtlingskartei.

Natürlich sind auch skurrile Ausstellungsstücke zu sehen, wie etwa ein Brautkleid aus Fallschirmseide, eine rote Bluse aus einer Hakenkreuzfahne oder eine Kaffeeschüssel mit Hakenkreuz, die Kindergartenkinder als „Weihnachtsgeschenk“ erhielten.

Immer sonntags geöffnet

Die Jahresausstellung
Bönnigheim unterm Hakenkreuz“ im Museum im Steinhaus in Bönnigheim ist nach der Eröffnung am 6. April bis Ende Oktober immer sonntags von 14 bis 17 zu sehen. Termine für Gruppenführung an anderen Tagen können telefonisch unter (07143) 22563 vereinbart werden.

 
 
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