Neue Strukturen in der Produktion und im Vertrieb, ein neu gegliedertes Sortiment, neue Partner im Handel: „Hier wird ein völlig neuer Kurs eingeschlagen.“ Mit diesen Worten beschreiben Jürgen Conz, Vorsitzender der Weingärtner Stromberg-Zabergäu, und Geschäftsführer Bernd Kost das neue Konzept der Weinbau-Genossenschaft mit Sitz in Brackenheim. Vorgestellt haben sie die Neuausrichtung zuletzt bei der „ProWein“, der internationalen Messe für die Weinwirtschaft in Düsseldorf. „Im zweiten Quartal wollen wir richtig loslegen“, sagte Conz bei einem Gespräch mit der BZ.
Bönnigheim/Brackenheim Genossenschaft auf neuem Kurs
Die Weingärtner Stromberg-Zabergäu haben ihre Organisation und ihren Marketingauftritt neu gestaltet – eine „überlebensnotwendige Maßnahme“ in einem schwierigen Markt.
„Wir brauchen mehr Absatz“
Die Neuausrichtung war aus Sicht der Genossenschafts-Spitze bitter nötig, und sie ist über Jahre hinweg ausgearbeitet worden. In einem Markt, der eher verdrängt als dass er größer wird, sei dies eine „überlebensnotwendige Maßnahme“ gewesen. Der Weinkonsum geht zurück, junge Leute greifen lieber zu anderen Drinks, die nicht unbedingt alkoholisch sein müssen. Die Genossenschaft ist zwar regional bekannt, national aber fehlte es bisher an Vertriebsmöglichkeiten, so die Überzeugung von Conz, der in Brackenheim seit 2019 in der Verantwortung steht. „Wir brauchen mehr Absatz, mehr Umsatz und neue Märkte.“
Als erster Schritt wurde 2020 die Mitgliedschaft in der „Weinheimat Württemberg“, der Marketing- und Werbeorganisation der Württemberger Genossenschaften, gekündigt. Ende 2024 wurde die Kündigung wirksam. Zwischen 200.000 und 250.000 Euro haben die Weingärtner Stromberg-Zabergäu bis dahin jährlich an die Weinheimat überwiesen. Gespräche, einen Teil des Geldes in den Markt zu investieren, seien erfolglos geblieben, so Conz. Als zweiter, noch einschneidenderer Schritt, folgte 2022 die Kündigung bei der Württembergischen Zentralgenossenschaft, WZG, in Möglingen. Etwa 30 Prozent der Ernte, im Schnitt etwa zwei Millionen Kilo, aus Brackenheim und Bönnigheim gingen bis dahin nach Möglingen, von wo der fertige Wein unter WZG-Label an den nationalen Lebensmittel-Einzelhandel geliefert wurde. Mit der Kündigung ergab sich für die Brackenheimer endlich die Chance, selbst mit den wichtigen Kunden im Einzelhandel zu sprechen und einen eigenen nationalen Vertrieb aufzubauen. „Wir wollen Produkte und Tendenzen aus erster Hand erfahren“, sagte Conz.
Das Jahr 2023 schließlich war geprägt von der Standortentscheidung. „Diese Diskussion war intensiv und emotional“, erinnert sich der Vorstandschef. Im Ergebnis wurde der Standort Bönnigheim aufgegeben, ein Käufer wird gesucht (siehe Infokasten). „Wir müssen uns schlank und variabel aufstellen“, ist Conz überzeugt.
Parallel liefen die Gespräche mit neuen Partnern, darunter die Firma Trautwein in Rheinhessen. Dorthin liefert die Genossenschaft künftig den süßen Most. Der Umfang entspricht in etwa der Menge, die früher an die WZG ging. Trautwein übernimmt als Dienstleister den Ausbau und die Einlagerung des Weins, ein Tochterunternehmen beliefert Partner im Lebensmittelhandel.
Eigene Handelsagenturen
Für den großen Rest der Ernte hat die Genossenschaft Gespräche mit den größten Lieferanten des Lebensmittel-Einzelhandels geführt. Künftig wird das Unternehmen Mack + Schüle aus Kirchheim/Teck bestimmte Marken der Genossenschaft deutschlandweit vertreiben. Vorrangig im süddeutschen Raum kümmert sich die Genossenschaft mit eigenen Mitarbeitern und Handelsagenturen darum, dass die Weine in die Regale der Läden kommen.
Die Flaschen aus Brackenheim, die dort bald zu finden sind, haben ein komplett neues Aussehen. Die vielen verschiedenen Linien der Weine, mit denen es die Weinbau-Genossenschaft nach der Fusion von Brackenheim und Bönnigheim zu tun hatte, wurden unter einem neu entwickelten Logo und Etikett vereinheitlicht. „Es war ein aufgeblähtes Sortiment“, sagte Conz. Die Sonne und ein Dreieck als Symbol für den Weinberg lieferten die Vorlage für eine neue Wort-Bild-Marke, an denen sich die Kunden orientieren können. Mit hellen, frischen Farben auf dem Etikett werden die Weine künftig in vier Qualitätsstufen angeboten.