Die Blechbläser gehören wegen der Aerosole zu denjenigen Instrumentalisten, die Corona besonders hart getroffen hat. Am Sonntag konnten sie ihren Bezirksposaunentag vor der Bönnigheimer Cyriakuskirche und an vier weiteren Plätzen ausrichten. Das „Gloria“ klingt immer noch gut und viele Zuhörer suchten sich schon vor dem Open-Air-Gottesdienst einen Platz an der Sonne.
Bönnigheim Das „Gloria“ sorgt für Gänsehaut
Am Sonntag fand vor der Cyriakuskirche der Bezirksposaunentag statt. Viele genossen die lang nicht erklungene Musik der Blechbläser und die wärmende Sonne.
Bläser versammeln sich
Die musikalische Leiterin Friedegard Heckendorn hatte die Gruppen aus den Posaunenchören Bönnigheim, Neckarwestheim, Kirchheim, Wahlheim, Löchgau, Besigheim, Ottmarsheim, Bietigheim, Bissingen und Lauffen eine halbe Stunde vor dem Gottesdienst zum Anspielen bestellt, um zu hören, ob instrumental auch alles zusammen passt. „Bässe, Tenöre, Alt, Sopran, wo stehen die“, verschaffte sie sich einen Überblick über die zahlreichen Bläser auf dem Bönnigheimer Kirchplatz. Den Choral „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“, dirigierte Heike Sartorius vom Bönnigheimer Posaunenchor. „Nach dem Segen lauschen wir den Glocken und dann spielen wir das „Gloria“, machte Friedegard Heckendorn die Bläser mit der Liturgie des Freiluft-Gottesdienstes vertraut, den eigentlich Pfarrer Ulrich Harst hätte abhalten sollen. Für ihn, der an Corona erkrankt ist, sprang der Diakon im Ruhestand, Fritz Leng aus Kirchheim ein. Die Kirchengemeinderatsvorsitzende, Monika Binder, begrüßte die Musiker, die nach dem Gottesdienst zum Altenheim, zum Schlossplatz, auf den Marktplatz und ins Wohngebiet Eberhardstraße/Gustav-Werner-Straße zogen, um auch dort vor der Bönnigheimer Einwohnerschaft aufzuspielen. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“, lautete die Losung des Gottesdienstes. Fritz Leng ging in seiner Predigt auch auf den Ukraine-Krieg ein und darauf, wie es sein mag, als Flüchtling vor verschlossenen Türen zu stehen, wie es ihm selbst trotz gültigen Visums einmal im afrikanischen Eritrea passiert sei.
Lang zitierte den Leiter des evangelischen Jugendwerkes, Dieter Braun und dessen Gang „über den Todesstreifen in ein Land der Diktatur“ (ehemalige DDR) vor dem Fall der Berliner Mauer. Der Komposition „Dona Pacem“ (Schenke Frieden), mit viel musikalischem Einfühlungsvermögen von den Posaunenchören gespielt, kam am Bezirksposaunentag eine besondere Bedeutung zu.
Die Gottesdienst-Besucher vor der Bönnigheimer Cyriakuskirche bekamen ein Liedblatt, mussten aber zum Mitsingen Singen ihre FFP 2-Masken aufsetzen. Sie wollten singen und waren dankbar, wieder einmal die Bläser hören zu dürfen, die sie aus der Kirche, von Beerdigungen, aus Krankenhäusern, Altenheimen und von Geburtstagsfeiern her so gut kennen. Bei den Liedern wie „Großer Gott, wir loben dich“, „Kommt, atmet auf, ihr sollt leben“, „Jesus, dein Licht“, „danket dem Herrn“ und „Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen“ spürte Fritz Lang: „Es ist ein besonderer Gottesdienst und es tut irgendwie gut, oder?“ Bestätigung bekam er durch fleißiges Kopfnicken der stehenden oder auf Bierbänken sitzenden Besucher. Manche hatten auch einen Stuhl mitgebracht.
Bandbreite des Könnens
Das „Turmstück“ mit liturgischen Elementen stimmte die Gäste zuversichtlich auch in schweren, sorgenvollen Zeiten. Hier konnten die Posaunenchöre die ganze Bandbreite ihres Könnens zeigen. Heckendorn hatte als Dirigentin kein Problem damit, ihre Musiker im Tempo zu halten und das Forte so richtig zur Geltung zu bringen. Sogar das Pianissiomo durfte sonntagmorgens auf dem Bönnigheimer Kirchplatz ein bisschen lauter sein als sonst.
Ein „Gänsehaut-Feeling“, versprach Fritz Leng mit dem „Gloria“, das jeder Posaunenchor auch in der Pandemie, wo streckenweise nicht einmal zusammen geübt werden durfte, mit Bravour spielen können muss. Im Zusammenspiel klang das „Gloria“ immer noch so gut, dass erlaubterweise Beifall geklatscht wurde. Es standen Opferkörbe vor der Kirche bereit, dessen Inhalt dem Posaunenchor Bönnigheim zu Gute kommen soll.