Das Rathaus ist mit seinen 52 Jahren nicht mehr zeitgemäß. Es mangelt an vielem: Barrierefreiheit, Energieeffizienz oder auch moderne Toiletten können als Beispiele genannt werden. Eine Machbarkeitsstudie kommt zum Schluss, dass rund drei Millionen Euro investiert werden müssen, um das Gebäude zu modernisieren. Dieses Geld wollen die beiden Gemeinderäte der Aktiven Bönnigheimer (ABö) lieber ins Schloss stecken und dort das Rathaus unterbringen. Die übrigen Fraktionen erteilten diesem Vorschlag eine Absage.
Bönnigheim Das Rathaus ist nicht mehr zeitgemäß
Der Sitz der Verwaltung ist in die Jahre gekommen. Die Frage ist nun: Sanierung und Modernisierung oder Umzug ins Schloss?
Schloss als Rathaussitz wird abgelehnt
Dabei werden Erinnerungen wach: Als die Stadt Bönnigheim im Juli 1994 das Stadionsche Schloss kaufte, diskutierte die Bürgerschaft heftig, wie es genutzt werden sollte. Damals entschied die Mehrheit, das Schloss zu sanieren und ab 1996 an die Münchener Galeristin Charlotte Zander zu vermieten. Seit der Schließung ihres Museums der Naiven Kunst steht das Schloss leer. Die Unterzeichnung eines Mietvertrags mit dem Pforzheimer Investor Wolfgang Scheidtweiler für eine Hotelnutzung wurde immer wieder verschoben, ist aber geplant, die Verträge sind laut Scheidtweiler in Arbeit (die BZ berichtete).
In der Gemeinderatsdiskussion räumte Tilo Staudenrausch (ABö) ein, dass beim Rathaus eine Grenze in der Nutzungsdauer überschritten sei. Doch man müsse „vielschichtiger denken“, um die Anforderungen an eine moderne Verwaltung erfüllen zu können. Die Sanierungskosten von drei Millionen Euro hielt er für „optimistisch“, und eine Sanierung im laufenden Betrieb eher nicht für machbar. Als lohnende Alternative sah er deshalb das zentral gelegene Schloss, das über ausreichend Parkplätze verfüge und Entwicklungspotenzial habe. Er forderte die Verwaltung auf, über einen detaillierten Plan nachzudenken, der eine Verwaltung auch in zehn Jahren erfolgreich mache.
Gute Vorgaben ermöglichten auch eine bessere Planung, mahnte er. Erst wenn der Kaufvertrag mit dem Investor unterschrieben sei, würden die ABö der Sanierung des bestehenden Gebäudes zustimmen können. „Viele der von ihnen genannten Punkte werden wir berücksichtigen“, reichte ihm Bürgermeister Albrecht Dautel sinnbildlich die Hand.
Doch der „energetische Overkill“ des bestehenden Gebäudes mache es notwendig, zu handeln. Manche Fenster könnten gar nicht mehr geöffnet werden, die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter seien schlecht. Er regte an, ein Gesamtkonzept für die Sanierung und Modernisierung zu beauftragen um zu sehen, „wo wollen wir hin?“
Vorplanung wird in Auftrag gegeben
Mit dem Auftrag an das Büro KMB zur Grundlagenermittlung und Vorplanung werde ein Einstieg ins Thema geschaffen. So sahen es auch die Vertreter der Gemeinderatsfraktionen von FWV/CDU, UWG, SPD und Grüne und stimmten dem zu. Markus Stahl (UWG) hielt die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter für wichtig, betonte aber, dass ein Sitzungssaal ohne Fenster, wie es die Machbarkeitsstudie vorschlage, undenkbar sei. Das werde noch zu diskutieren sein, sagte Bürgermeister Dautel. Für Frank Sartorius (FWV/CDU) war klar, dass das Sanierungsthema trotz knapper Kassen angegangen werden müsse.