Bönnigheim Eine böse Überraschung

Von Birgit Riecker
Die Weiterentwicklung des  Bönnigheimer Schulzentrums mit einem Schul-Neubau, Mensa und Bücherei mit Tiefgarage würde mit rund zehn Millionen Euro zu Buche schlagen. Der Gemeinderat sieht daher noch viel Diskussionsbedarf.⇥ Foto:

Die Verwaltung forderte eine Entscheidung, der Gemeinderat verweigerte diese. Also wandert die Masterplanung für das Bönnigheimer Schulzentrum zunächst in die Schublade.

Architekt Gerd Krummlauf vom Heilbronner Büro KTH präsentierte in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Bönnigheim das mit Spannung erwartete Konzept zur Weiterentwicklung des Schulzentrums. Eine böse Überraschung waren für die Stadträte die zu erwartenden Kosten: Mit rund 10,1 Millionen Euro würde ein Neubau für Schule, Mensa und Bücherei mit Tiefgarage an der Kirchheimer Straße zu Buche schlagen.

Ein Rück- und Umbau von Bau II, bei dem die versetzten Ebenen und die bestehende Bücherei entfallen und in einem weiteren Stockwerk zusätzliche Klassenzimmer entstehen könnten, würde weitere rund 9,02 Millionen Euro kosten.

Zusätzlich sieht das Konzept dann den Rückbau der Container bei Bau III und die Integration der freiwerdenden Fläche in die Außenanlagen vor. Die derzeit als Mensa genutzte Turn- und Festhalle würde ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt und könnte zudem als Aula genutzt werden. „Das Schulzentrum zeichnet sich durch einen städtebaulich intakten Campuscharakter aus“, befand Krummlauf.

„Gebäude aus unterschiedlichen Entstehungszeiten und für unterschiedliche Schularten bilden ein angenehmes, harmonisches Raumgefüge.“ Der Erhalt der städtebaulichen Konzeption sei daher bei der Weiterentwicklung im Vordergrund gestanden.

Doch schaden würde ein neuer Bau auf dem Parkplatz an der Kirchheimer Straße nicht. Vielmehr könnte er die direkte Verbindung zum Rathaus herstellen. Mit der Nutzung als Bücherei für die Schülerinnen und Schüler und die Bevölkerung sei zudem ein Bindeglied geschaffen. Behutsam nimmt Krummlauf den Geländeverlauf auf, betont dabei jedoch auch deutlich: Wenn es gelänge auf die Tiefgarage zu verzichten und ebene Parkplätze zu schaffen, könnte viel Geld eingespart werden.

Zuvor hatte Krummlauf erläutert, wie der Bedarf definiert worden ist: Grundlage sei die Schulentwicklungsplanung von biregio gewesen (siehe Infokasten). Die Entwicklung der Schülerzahlen wird mit einem kräftigen Zuwachs prognostiziert, so dass es möglicherweise in allen Schularten zur Vierzügigkeit kommen wird. Des weiteren hat der Architekt die Wünsche der Schulen und der Stadt einbezogen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass sich die Unterrichtsformen verändern, dass beispielsweise Lerngruppen, Schulsozialarbeit oder der Ganztagsbetrieb zu neuen Bedürfnissen führen.

So brauchen die Realschule weitere 1000 Quadratmeter, das Gymnasium 550 Quadratmeter, der Mensabereich rund 400 Quadratmeter und die Bücherei rund 500 Quadratmeter zusätzlich. Zu diesen 2450 Quadratmetern kommen die Neben- und Erschließungsflächen sowie der Ersatz für die Container.

Krummlauf und die Verwaltung waren sich einig: Am besten wäre ein Start mit dem Neubau an der Kirchheimer Straße um Ersatzflächen zu schaffen und so Beeinträchtigungen des Unterrichts weitgehend zu vermeiden. Daher schlug die Verwaltung vor, den Architekten weiter zu beauftragen um die Grundlage für ein Verhandlungsverfahren ohne vorgelagerten Planungswettbewerb zu erhalten. Nach einer ersten zeitlichen Planung von Stadtbauamtsleiter Peter Knoll hätte dann der Neubau zum Schuljahr 2023/24 in Betrieb gehen können.

Der Gemeinderat sah die Vorgehensweise zwar als richtig an, doch er sah auch noch Diskussionsbedarf: Können noch mehr Klassenzimmer im Neubau untergebracht werden, wollte Jochen Türk (Grüne) wissen. Eine Grundsatzentscheidung, ob die Bücherei am Schulzentrum verbleibt oder in den Meiereihof umzieht, wollte Hans-Martin Jäger (UWG) so spontan nicht treffen. Renate Opiolla (SPD) wollte auch die Sanierung und Modernisierung der übrigen Schulgebäude beleuchtet sehen. Außerdem möchte das Gremium Fachleute vom Schulamt und dem Regierungspräsidium hören, wie hoch dort der Bedarf geschätzt wird und mit welcher finanzieller Förderung die Stadt rechnen kann. Gemeinderat Michael Gerdes (UWG) brachte in diesem Zusammenhang auch noch die Nachbarkommunen, aus denen Kinder im Schulzentrum unterrichtet werden, ins Spiel: Man müsse sie um eine Kostenbeteiligung bitten.

Fortsetzung folgt – voraussichtlich in der nächsten Gemeinderatssitzung.

 
 
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