Bönnigheim „Eine Wahl wie keine andere“

Von Claudia Mocek
Ann Marie Ackermann hat ihre Stimme für die Präsidentschaftswahl in den USA schon frühzeitig abgegeben. Foto: /Oliver Bürkle

Die BZ hat mit der früheren US-Staatsanwältin und Autorin Ann Marie Ackermann über die Präsidentschaftswahlen in den USA gesprochen.

Es ist eine Wahl wie keine andere“, sagt Ann Marie Ackermann. Die ehemalige amerikanische Staatsanwältin, Autorin und Ornithologin lebt seit 30 Jahren in Bönnigheim. Für die Präsidentschaftswahl hat sie ihre Stimme schon abgegeben – für Kamala Harris. Ihr Heimatland sei sehr gespalten, sagt Ackermann. Viele hätten Angst, ihre Meinung zu sagen. Sie selbst habe schon schlaflose Nächte gehabt. Wenn Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewinnt, befürchtet sie, dass er stark in die Verfassung der USA eingreifen wird, was sich auf die ganze Welt auswirken würde. „Es würde Jahrzehnte dauern, bis sich die Demokratie davon erholt“, ist Ackermann überzeugt.

Vorauseilender Gehorsam

Die Washington Post und die Los Angeles Times haben bei dieser Wahl keine Empfehlung für einen der beiden Kandidaten ausgesprochen. Ein ungewöhnlicher Vorgang, findet Ackermann. Sie vermutet, dass es sich dabei um vorauseilenden Gehorsam handelt. Die Zeitungsbesitzer hätten Angst vor der Rache, die sie treffen würde, wenn Trump gewinnt. „Das Beste, was man machen kann, ist offen über die Probleme zu sprechen“, ist Ackermann überzeugt.

Einige Umfragen sehen Trump als Gewinner. Doch Ann Marie Ackermann glaubt, dass viele der Befragten sich nicht getraut hätten, die Wahrheit zu sagen. Die Umfragen werden telefonisch durchgeführt, erklärt die Autorin, die die deutsche und die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Wenn zum Beispiel die Frau eines Trump-Unterstützers am Telefon nach ihrer Meinung gefragt werde, würde diese sich vielleicht nicht trauen, zu sagen, dass sie Harris wählen möchte.

Warum Donald Trump in den USA so viele Anhänger hat? Ackermann ist darüber entsetzt, dass jemand, der 34 Mal strafrechtlich verurteilt wurde und sich öffentlich über Behinderte lustig macht, so viele Fans hat. Einen Grund dafür sieht sie darin, dass es in den USA viele radikale Rechte ähnlich den Reichsbürgern gibt.

Wenn Trump gewinnt, verliert das Land. Wenn Trump verliert, befürchtet Ackermann Gewaltausbrüche: „Die Menschen sammeln Waffen. Falls Donald Trump verliert, wird es zu einem Krieg kommen“, sagt sie.

„Kamala Harris hat eine Chance. Ich unterstütze sie“, sagt Ackermann. Die Wahl entscheiden werden voraussichtlich auch dieses Mal die Swing-States (Schaukelstaaten). Aktuellen Umfragen zufolge führt Harris in vier von sieben Swing-States.

„Kamala Harris macht das ziemlich gut“

Ackermann stammt aus Seattle in Washington, einem Bundesstaat, den traditionell die Demokraten für sich entscheiden. Sie ist Mitglied der Vereinigung der „Democrats Abroad“ (Demokraten im Ausland). Den Wahlausgang wird sie am Mittwochfrüh per Zoom mit einer Gruppe von Frauen aus München diskutieren.

Dass Biden seine Kandidatur so spät zurückgezogen und Harris den Vortritt gelassen hat, darin sieht Ackermann eine Strategie. Ihr Sohn habe das schon vor einiger Zeit vermutet. Hätte Biden seine Kandidatur früher zurückgezogen wäre er als „lame duck“ (zu deutsch „lahme Ente“) quasi handlungsunfähig geworden und hätte an Macht eingebüßt. Daher habe er so lange wie möglich gewartet, beschreibt sie eine mögliche Strategie der Demokraten.

„Kamala Harris macht das ziemlich gut“, findet Ackermann. Seit sie offiziell als Kandidatin gehandelt werde, sei sie aus dem Schatten von Präsident Joe Biden herausgetreten. Dennoch gehe es im Wahlkampf oft um Themen, die Trump setzt: Einwanderer, die angeblich in Springfield Haustiere essen würden, wie Trump behauptete, oder seine Aussage, dass Puerto Rico eine „schwimmende Insel aus Müll im Ozean“ sei. „Ich verstehe das Land nicht mehr“, sagt Ackermann. Viele Familien seien gespalten.

Republikaner gegen Trump

Elon Musk will in Pennsylvania potenzielle Wähler mit Geld dazu bringen, sich ins Wählerregister eintragen lassen. „Das ist rechtswidrig“, sagt die frühere Staatsanwältin. Jetzt stehe eine Anhörung an, das sei Neuland. Doch wenn Trump die Wahl gewinnt, werde er Musk vermutlich begnadigen.

Aber es gebe auch viele Republikaner, die sich gegen Trump aussprechen würden, wie etwa Vizepräsident Mike Pence oder der frühere Präsident George W. Bush. Auch Zusammenschlüsse wie das Lincoln Project und „The Republican Voters Against Trump“ würden sich gegen den Republikanischen Kandidaten einsetzen. „Das gibt mir Hoffnung“, sagt Ann Marie Ackermann. „Wenn Harris gewählt wird und das Grundgesetz bleibt, kann ich aufatmen.“

 
 
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