Bönnigheim Erinnerung an Persönlichkeiten der Stadtgeschichte

Von Uwe Mollenkopf
Auf das neue Ehrengrabmalfeld in Bönnigheim soll unter anderem das Grabmal von Immanuel und Alfred Böhringer versetzt werden.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Die Stadt Bönnigheim richtet ein Ehrengrabmalfeld ein. Als erster Schritt werden vier Grabmale dorthin versetzt.

In Bönnigheim können künftig die Grabmale von Ehrenbürgern, Altbürgermeistern und anderen verdienten Persönlichkeiten der Stadt auf ein Ehrengrabmalfeld versetzt werden und dauerhaft bestehen bleiben. Die Möglichkeit dafür hatte bereits im Juni letzten Jahres die Neufassung der Friedhofsordnung geschaffen. Die ersten Namen stehen jetzt fest.

Es gehe darum, die Grabmale dort zusammenzuführen, erläuterte Bürgermeister Albrecht Dautel in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Auf diese Weise solle „ein Platz der Erinnerung“ geschaffen werden, auf dem der Toten dauerhaft, ohne Grabnutzungszeiten, gedacht werden könne.

Versetzung auf Antrag

Voraussetzung für eine Versetzung von Grabmalen nach Ablauf der Ruhezeit ist laut Friedhofsordnung ein Antrag der Nutzungs- und Verfügungsberechtigten. Die Entscheidung liegt dann beim Gemeinderat. Dieser stimmte den ersten vier vorliegenden Anträgen jeweils einstimmig, mit einer Enthaltung, zu.

Eines der Grabmale ist das von Bruno Diemer, dem wohl bekanntesten Maler aus Bönnigheim. Wie aus der Verwaltungsvorlage hervorgeht, wurde er 1924 in Brackenheim geboren, wuchs ab seinem dritten Lebensjahr, in dem auch sein Vater starb, in Bönnigheim auf und hatte zeitlebens ein enges Verhältnis zu der Stadt und zu seiner Mutter, die dort lebte. Auch ein Atelier hatte er anfangs in der Ganerbenstadt, bis er 1950 nach Paris zog.

Nachdem er am 15. Februar 1962 auf dem Weg nach München mit dem Auto mit nur 37 Jahren tödlich verunglückte, wurde er auf dem Bönnigheimer Friedhof beigesetzt. Anfang 2017 würdigte die Stadt sein künstlerisches Schaffen in einer eigenen Ausstellung im Schloss.

Verdient um die Stadt haben sich auch Elisabeth und Herrmann Zipperlen gemacht. Herrmann Zipperlen wurde 1894 geboren. Er trat am 16. September 1921 sein Amt als Schultheiß der Stadt Bönnigheim an. Am 13. Juli 1934 wurde er durch das NS-Regime seines Amtes enthoben. Er starb am 20. Oktober 1986. Seine Frau Elisabeth Zipperlen wurde 1904 geboren und war in Bönnigheim als Stadtarchivarin beschäftigt. Als leidenschaftliche Historikerin hat sie Bücher über Bönnigheim (unter anderem „Bönnigheim – Stadt zwischen Neckar und Stromberg“) veröffentlicht, inszenierte ein historisches Spiel als Premiere für das erste Ganerbenfest und war auch ein Gründungsmitglied der Historischen Gesellschaft. Sie starb am 13. Februar 1997 und wurde im Grab ihres Mannes beigesetzt.

Weil nähere Verwandte nicht ermittelbar waren, wurde in diesem Fall die Versetzung des Grabmals von Amts wegen beantragt.

Ebenfalls versetzt wird das Grabmal von Samuel Schmid. Er wurde 1891 in Bönnigheim geboren. Nach Besuch der hiesigen Lateinschule führte er den elterlichen Ziegeleibetrieb weiter und baute diesen zu einem bedeutenden Ziegelwerk aus. Daneben war er mit Leib und Seele Landwirt und Weingärtner und war Aufsichtsratsvorsitzender der heutigen Strombergkellerei. Der erste Kelterbau (1949/50) ging auf seine Initiative zurück. Über viele Jahre hinweg gehörte Samuel Schmid dem Bönnigheimer Gemeinderat an und war zeitweise stellvertretender Bürgermeister. Seine Verdienste wurden 1950 durch den Ehrenbürgerbrief gewürdigt. Schmid starb im März 1959.

Platz bleibt Rasenfläche

Grab Nummer vier ist das von Immanuel Böhringer und seinem Sohn Alfred. Immanuel Böhringer wurde am 27. Oktober 1822 geboren. Zusammen mit Alois Amann gründete er 1854 die Nähseidenfabrik Amann & Böhringer. Immanuel Böhringer und sein Sohn Alfred waren zudem großzügige Förderer der Stadt und der Kirche. Unter anderem wurde die Orgel in der Cyriakuskirche durch die Familie gestiftet. Auch eine Straße in Bönnigheim trägt den Namen Böhringer.

Auf Nachfrage aus dem Gemeinderat erklärte Bürgermeister Dautel, dass der Platz des Ehrengrabmalfeldes wie bisher auch Rasenfläche bleiben werde. Um das Mähen kümmert sich die Verwaltung. Möglicherweise werden an den Ehrengrabmalen auch Hinweistafeln mit Kurzbiografien angebracht. Man habe das aber noch nicht fertig geplant, so der Bürgermeister.

 
 
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