Bönnigheim/Erligheim/Kirchheim 50 Maßnahmen für drei Kommunen

Von Gabriele Szczegulski
Von rechts: Die Planer der Biotopverbundplanung, Thomas Hartmann (Zweiter von rechts) und Ralph Wölffing-Seelig (Dritter von rechts) übergaben am Montag den Maßnahmenkatalog an die drei Bürgermeister Albrecht Dautel, Uwe Seibold und Reiner Schäuffele. Foto: /Gabriele Szczegulski

Die Biotopverbundplanung ist fertig. Nun müssen die Gemeinden in die Umsetzung gehen.

Jede Menge Karten und ein dicker Ordner sind das Ergebnis zweijähriger Arbeit im Auftrag der Kommunen Bönnigheim, Kirchheim und Erligheim. Um den Fachplan „Landesweiter Biotopverbund“ des Landes Baden-Württemberg auch in ihren Kommunen nach und nach umzusetzen, wurden die Büros Wölffing-Seelig aus Stuttgart (Auftragsplanung und -vergabe), Planlandschaft aus Nürtingen (Projektorganisation und Inhalte) und Bioplan aus Heidelberg (Geländearbeiten und Maßnahmenkonzeption) von dem Gemeindeverwaltungsverband beauftragt (die BZ berichtete).

Nun sind alle Arbeiten abgeschlossen, es liegen Karten über die Lage der bestehenden und möglichen Biotopgebiete sowie ein Maßnahmenkatalog mit 50 Punkten für die drei Kommunen vor. Diese Biotopverbundplanung wurde am Montag an die Bürgermeister Albrecht Dautel, Uwe Seibold und Rainer Schäuffele übergeben. „Das müssen wir jetzt erst mal verarbeiten und dann nach und nach zum geeigneten Zeitpunkt umsetzen“, sagte Dautel.

Drei Kernflächen: Trockene, mittlere und feuchte Standorte

In dem Maßnahmenkatalog sind die vorhandenen Gebiete in Kernräume wie Feuchtgebiete, Flüsse und Gewässer, mittlere Standorte wie Streuobstwiesen und trockene wie Weinberge unterteilt. Sie wurden daraufhin untersucht, welche Tierarten und Pflanzen in ihnen leben, wie man diese Biotope optimieren kann und vor allem, wie es gelingt, eine Verbindung zwischen ihnen für die Lebewesen zu schaffen. So ermöglichen Biotopverbundplanungen und -maßnahmen, dass sich insbesondere wenig mobile Arten räumlich ausbreiten, Gebiete wiederbesiedeln und auch ausweichen können, zum Beispiel bei sich ändernden Umweltbedingungen wie intensiver Landnutzung oder Klimawandel. Der Wald ist in der Biotopverbundplanung nicht miteinbezogen, sondern wird als eigenständiges, zusammenhängendes Biotop gezählt.

„Ich wusste vorher nicht, was der Begriff Trittsteine bedeutet“, sagte Dautel, der die Vorstellung des Biotopverbundplans im Kirchheimer Rathaus moderierte. „Um eine Wanderung zu ermöglichen, müssen die Flächen miteinander vernetzt werden. Dafür sollen weitere Bereiche identifiziert und aufgewertet werden, die den Arten als Trittsteine zwischen den Kernflächen dienen“, erklärte Thomas Hartmann vom Büro Planlandschaft auch den ungefähr 20 Zuhörern. Besonders in der Region Bönnigheim/Kirchheim/Erligheim seien das Vorkommen des Rebhuhns und des Steinkrebses, die besonders schützenswert seien. Anhand des Maßnahmenkatalogs und der Analyse der Biotopflächen sollen nun die Gemeinden möglichst schnell in die Realisierung gehen. „Ich hoffe nicht, dass nur eine Maßnahme in einem Jahr erreicht werden kann, dann würde das 50 Jahre dauern, gut wäre, die Biotopverbundplanung in fünf bis zehn Jahren umzusetzen“, so Dautel. Er wies auch darauf hin, dass es durch den Biotopverbundplan nun die Möglichkeit gebe, auf Fördermittel des Landes und des Landkreises zugreifen zu können, auch für private Grundbesitzer.

Fördermittel sind möglich aufgrund des Katalogs

Die Umsetzung gelänge, so Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold, auf gemeindeeigenen Grundstücken durch Kompensationsmaßnahmen bei Baumaßnahmen oder Hinzunahme von Flächen, die nicht zu Kernbiotopen gehören. Er nannte mögliche Überflutungsflächen wie am Kirchheimer Wasen, die als Biotope umfunktioniert werden könnten, im Zuge der Umsetzung des Hochwasserschutzes.

Vor allem beim Thema Weinberge wurde das Publikum aktiv und wies auf die Verwilderung vor allem von Steillagen und deren Folgen hin. „Hier muss ordentlich eingegriffen werden, schlimmstenfalls müssen Rodungen veranlasst werden, wie, das liegt im Aufgabenbereich der privaten Besitzer oder aber der Kommune“, sagte Hartmann. „Hier muss schnell gehandelt werden.“

Stärke in den drei Kommunen liegt auf Trockenbereich

Auf Erligheimer Gebiet liegt die Kirschenanlage, auch diese ist ein Trockenbiotop. „Es liegt uns sehr am Herzen, diese möglichst zu erhalten und noch zu verbessern und hier eine Vernetzung zu anderen Biotopen herzustellen“, sagte Erligheims Bürgermeister Rainer Schäuffele. Ein Zuschauer schlug Infoveranstaltungen in den Gemeinden vor, um den privaten Grundstückseigentümern die Maßnahmen, aber auch ihre Verantwortung hinsichtlich der Pflege ihrer Grundstücke nahezulegen. „Das Ziel der Maßnahmen ist die Verbesserung der Zustände in den vorhandenen Biotopen, aber auch die Entwicklung von neuen und die Lückenschließung“, so Hartmann. Er sieht großes Entwicklungspotenzial auf der Gemarkung der drei Kommunen bei den Obstwiesen oder bei Grünflächen, die leicht insektenfreundlich gemacht werden könnten.

In den Weinbergen könne man alternative Anpflanzungen, die für trockene Gebiete optimal seien, vornehmen, wenn die Bewirtschaftung aufgegeben werde. In den Obstwiesen bestehe Bewässerungsbedarf, dafür müssten Maßnahmen ergriffen werden, so Hartmann. Gehölzzunahme solle unterdrückt werden, extensive Grünlandhaltung verändert werden, bei Beibehaltung der landwirtschaftlichen Nutzung. Großangelegte Nisthilfenanlage oder Vogelquartiere seien weitere Möglichkeiten, mehr Lebewesen anzuziehen.

Mehr feuchte Standorte sollten geschaffen werden

Für zehn Gemeindeflächen aller drei Gemeinden hat Hartmann konkrete Maßnahmen als Beispiele erstellt. Es zeige sich, „dass der Gemeindeverwaltungsverband Bönnigheim heute vor allem eine Stärke für den Biotopverbund trockener Standorte hat“. Hier könne man auf die Vergrößerung von Feuchtgebieten den Fokus setzen, beispielsweise den Baumbach/Ensbach bei Erligheim und den Mühlbach von Bönnigheim nach Kirchheim als Schwerpunkt einer Gewässerlandschaft, die so naturnah wie möglich rückgebaut werden sollte. Da es nur einen möglichen Verbund in den drei Kommunen gibt, der als feuchter Standort nicht in der Nähe eines Gewässers liegt – den der Feuchtflächen in der Lehmgrube und das Feuchtbiotop am Hofener Teich – sollte hierauf ein besonderer Fokus gelegt werden. Mehr feuchte Standorte sollten durch Gewässerrenaturierung, Öffnen von verdolten, verrohrten Gewässerabschnitten oder die Rücknahme von Gewässerbauten geschaffen werden. Damit, so Hartmann, habe der Biotopbverbund Bönnigheim, Kirchheim, Erligheim eine planerische Grundlage.

 
 
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