Bönnigheim Exklusiver Blick hinter die Schlossmauern

Von Susanne Yvette Walter
Nicht nur von außen hui. Auch das Innere des Bönnigheimer Schlosses kann sich sehen lassen. Auch wenn die Räume derzeit leer stehen und auch eine Wiederbelebung durch den Investor warten. Foto: /Oliver Bürkle

Bürgermeister Albrecht Dautel ermöglicht der BZ einen Blick in das Innere des Stadionschen Schlosses. Derzeit wartet es darauf, als Hotel neues Leben eingehaucht zu bekommen.

Das Land- (und Lust-) schloss des Reichsgrafen Friedrich von Stadion, Minister und Kanzler des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz, in Bönnigheim ist eine Rarität. 1756 errichtet, ist es das einzige Bauwerk seiner Art, eingebettet in einen mittelalterlichen Häuserring. Nicht nur der Reichsgraf damals zeigte Liebe zum Detail und ließ sich seinen sommerlichen Landsitz mit Schlosshof etwas kosten. Noch immer ist das Stadionsche Schloss in gepflegtem Zustand, innen wie außen, dank laufender Instandhaltungsarbeiten.

Beim Rundgang mit Bürgermeister Albrecht Dautel geht es um die Zukunft des Prachtbaus nach Auszug des Charlotte-Zander-Museums vor zwei Jahren. Der Dornröschenschlaf soll kein Dauerzustand bleiben. Der künftige Betreiber soll neben dem kulturellen auch das gesellige Leben im Städtle ankurbeln.

Mehrheitlich entschied sich der Gemeinderat für einen Investor, der die Räume mit ihren hohen Rokoko-Stuckdecken in Hotelzimmer verwandeln soll. Das Schloss soll in Erbpacht für 30 Jahre an einen Hotelbetreiber gehen. Der Schlosshof wird seit Jahren schon im Sommer zur Open-Air-Bühne. Viele Paare haben sich im schmucken Trausaal des Schlosses das Jawort gegeben. Jetzt ist eine Belebung des Schlossinneren dran. Der benachbarte Kavaliersbau soll zum Schlosshotel dazugehören.

Nach einer europaweiten Ausschreibung bekommt die Firma Private Hotel Collection den Zuschlag und eine Bedenkfrist bis Ende des Jahres. Wolfgang Scheidtweiler und seine Mannschaft haben bereits Schloss Liebenstein bei Neckarwestheim umfunktioniert und wollen sich auch an das Schloss in Vaihingen heranwagen.

„Wir haben uns verpflichtet, in dieser Zeit mit keinen anderen Interessenten Gespräche zu führen. Das Ziel ist, das Schloss als Gemeinde zwar nicht selbst betreuen und verwalten zu müssen und doch den Zugriff darauf nicht zu verlieren. Die Stadtverwaltung will auch künftig entscheiden, wie das Schloss genutzt wird“, erklärt Bürgermeister Albrecht Dautel. Es sei erst seit 25 Jahren im Besitz der Stadt. „Wir hoffen, dass das ein Nutzungskonzept ist, das sich selbst trägt und uns als Stadt von der Unterhaltslast für dieses Gebäude befreit“, betont Dautel.

Ein Hotel für Touristen und Geschäftskundenverkehr könne Bönnigheim vertragen. Die Bettenlage momentan sei nicht wirklich üppig. Dautel: „Wenn Veranstaltungen am Wochenende sind, tut man sich schwer, ein Bett in Bönnigheim zu finden.“ Im Frühjahr/Sommer werde das kulturelle Leben im Schloss weitergehen. Der Kunsthandwerkermarkt soll im April den Auftakt machen, so Dautel. Auch Trauungen sollen im Schloss wieder stattfinden.

Die Wohnung im Dachgeschoss, die wie der Rest des Schlosses derzeit leer steht, kann nicht separat vermietet werden. „Es ist hier alles offen und nichts abschließbar“, begründet der Bürgermeister diese Entscheidung. Bisher hat sich der potenzielle Investor nicht dazu geäußert, wann und ob er mit dem Umbau des Bönnigheimer Schlosses beginnen will. Eine Umwandlung in einen Hotelbetrieb setzt umfassende Sanierungsmaßnahmen voraus. Moderne Wärmekonzepte müssen dafür erst noch Einzug halten. Die alten Heizkörper in den gepflegten, leeren Sälen verdeutlichen dies.

 
 
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