Um genau 16.34 Uhr heulten in Bönnigheim am vergangenen Samstag die Sirenen. Ein Notruf war eingegangen und die voll besetzten Fahrzeuge setzten sich in Bewegung. Weit hatten sie es dabei nicht: Der Übungsort, die Firma Köhler, befindet sich praktischerweise in der Nähe des Feuerwehrhauses.
Bönnigheim Feuerwehr zeigt Zukunft und Historie
Die Freiwillige Feuerwehr zeigte an ihrem Festwochenende sowohl das Können ihrer Jugend als auch historisches Gerät.
Übung in der Werkstatt der Firma Köhler
Und hier war im Werkstattbereich ein Brand ausgebrochen, es wurden dort außerdem zwei Personen vermisst. Ein herausforderndes Szenario also für die Jugendlichen, die aus den Einsatzfahrzeugen sprangen. Wie es schon seit fünf Jahren Tradition ist, macht die Jugendfeuerwehr mit ihrer Schauübung den Auftakt des Feuerwehrfests in Bönnigheim, das jedes Jahr am Wochenende der Zeitumstellung stattfindet.
„Dass man sieht, wie es auch in der Nachwuchsabteilung zur Sache geht“, erklärt der Leiter der Jugendfeuerwehr, Jannik Joos, die herausgehobene Rolle der jungen Mitglieder an diesem Abend. „Sehr gut aufgestellt“ sei seine Jugendfeuerwehr. In den Jugendgruppen eins und zwei hat man aktuell zwischen 36 und 38 Kinder, in den Kindergruppen eins und zwei zwischen 15 und 18 – mehr ginge nicht. 40 Kinder seien das Maximum des Ausbilderteams, man hatte schon mehrfach Aufnahmestopps – die Qualität der Ausbildung gehe vor.
Vor der Firma Köhler trafen die Einsatzfahrzeuge ein. Am Anfang des Einsatzes könne leicht der Eindruck entstehen, „die machen ja gar nichts“ erklärt Kommandant Mike Etzel, der die Übung am Mikro kommentierte. Aber weit gefehlt: In den ersten Minuten nach dem Eintreffen der vier Einsatzfahrzeuge – darunter ein LF 16/12 und ein LF 8/6 – verschaffte sich der Einsatzleiter einen Überblick und koordinierte das weitere Vorgehen mit den Zugführern. Die erste Frage stellte sich gleich: Ist ein Schlüssel für das Gebäude vorhanden oder muss man die Tür aufbrechen? Zum Glück für die Firma Köhler hatte man einen Schlüssel. „Wenn es bei Ihnen brennt, nehmen Sie den Schlüssel mit raus und lassen Sie die Tür offen“, rät der Kommandant. Dann muss jeder Handgriff sitzen. Die Rollschränke der Gerätewagen wurden aufgezogen und die Schläuche ausgerollt. Schnell schoss aus drei Schläuchen das Wasser auf das Dach des Firmensitzes – die sogenannte Riegelstellung, damit die Garage und die Nebengebäude nicht auch noch anfangen zu brennen. Das Tor wurde geöffnet und die jungen Einsatzkräfte drangen ins Innere vor. Zügig wurden die Vermissten, vertreten durch Dummys, ausfindig gemacht und zu zweit an die frische Luft getragen.
Die Einsatzlage war dann schnell abgearbeitet. Schon um 16.48 war das imaginäre Feuer gelöscht, die zwei „Personen“ auf Tragen sicher verstaut.
Jugendfeuerwehr betreibt das Café Florian
Neben dem Üben von Einsätzen steht bei der Jugendfeuerwehr noch vor allem das Teambuilding auf dem Programm, erzählt Joos: Zusammenarbeit untereinander, gegenseitiges Kennenlernen, Vertrauen untereinander aufbauen. Und die jungen Einsatzkräfte haben, nach dem Aufräumen, auch im weiteren Programm des Festwochenendes eine große Rolle: Sie betreiben unter anderem das Café Florian, benannt nach dem Schutzpatron der Feuerwehr.
Nachdem am Samstagabend noch unter dem Motte „Oktoberfest“ im Feuerwehrhaus gefeiert wurde, stand am Sonntag nach dem Gottesdienst die Feuerwehr selbst beim Tag der offenen Tür im Zentrum inklusive Fahrzeugschau, Fahrten mit dem Feuerwehrauto und am Nachmittag dann die historische Übung: Einsatzgerät von 1600 bis in die 1990er wurde präsentiert und kam wieder zum Einsatz, schließlich dann auch das moderne Einsatzgerät: „Eine Zeitreise“, so Jugendleiter Joos.
