Ein kollektiver Kaufrausch war am Sonntag in Bönnigheims Stadtteil Hofen zwar nicht gerade ausgebrochen, aber die Dorfgemeinschaft ist um ein Erlebnis reicher – und die Kundschaft um etlichen Trödel. Der veranstaltende Bürgerverein Hofen am Rain war jedenfalls rundum sehr zufrieden und will die Veranstaltung auch im kommenden im Juni oder Oktober wieder anbieten.
Bönnigheim Hier gibt es vieles, nur keine Fixpreise
Auch der dritte Dorfflohmarkt in Bönnigheim-Hofen wurde zu einem Besucher-Magneten.
Dies aus gutem Grund, ist die Intension des rund 160 Mitglieder zählenden, vor 15 Jahren gegründeten Vereins nach Einschätzung von Doreen Weigelt und Reinhard Händel doch einmal mehr voll aufgegangen: den Flecken zu beleben, sich beim Schwätzchen und leckerem Vesper im schönen Rathaus-Feuerwehr-Kelter-Geviert auszutauschen und das Wir-Gefühl zu stärken.
Das von den 29 Familien aus Kellern, Garagen, Schränken und vom Speicher „Herausgekruschtelte“ und am Sonntag in Garagen oder Vorhöfen Feilgebotene war keinesfalls nur „Kruscht“. So reichten die Exponate und Stände vom schlichten Tischchen mit Kinderkleidern, die Burak Cakmar zum Verkauf präsentierte, weil diese Kleidungsstücke Tochter Skyla zu klein geworden sind, bis beispielsweise hin zum professionell präparierten Waren-Lager von der Familie um Jenny Alber in der Lindenstraße. Alle Sortimente waren übersichtlich beschriftet, die Offerten reichten vom Keyboard bis hin zum Mini-Dino und zu unzähligen Büchern, Filmen und dergleichen.
Die Kellerräume leeren
„Unser Keller ist proppenvoll mit derlei Sachen und wir wollen eben auch den Verein unterstützen“, so das Fazit eines Verkäufers. Verkäuferin Jenny Alber erklärte ihre Motivation so: „Es tut der Seele gut, wenn man Freude bereiten kann und nicht alles wegwerfen muss.“ Aufgefallen ist den Verkäufern, dass dieses Mal schon eine Stunde vor dem Zehn-Uhr-Beginn professionelle Händler die Runde machten, um explizit Lego-Technik, Schallplatten und Playstation-Spiele auszukundschaften.
Marion Rentsch, ebenfalls aus der Lindenstraße, war das erste Mal beim Flohmarkt dabei. Ihr Anliegen: im fortgeschrittenen Alter einfach den Haushalt zu reduzieren. „Viele gucken bloß, aber kaufen nix“, erklärte Rentsch. Daher freute sie sich umso mehr darüber, dass schon am Morgen auf einen Schlag alle aus der renommierten Besigheimer Töpferei Göllner stammenden 13 Mini-Krügle veräußert werden konnten.
„Ich habe nur zehn Euro verlangt, weil es mir auf den Umsatz nicht ankommt. Und wenn jemand Freude an etwas hat, soll er es auch günstig bekommen“ – so ihre Philosophie. Ob wohl ihr wunderschöner DDR-Nussknacker auch einen Interessenten fand?
In der Denkendorf-/Hauptstraße gab es an einem Stand temporär und unwissentlich auch gar eine Palästina-Flagge. Der dort ebenfalls zum Kauf präsentierte Wohnwagen gehörte nicht zum Flohmarkt. Der Besitzer wollte einfach nur die Gunst der Stunde nutzen, das Gefährt einem breiten Publikum vorzustellen.
Erlös geht nach Vietnam
Ähnlich war auch das Gedankengut am Stand „Dorf der Freundschaft Vietnam“ von Rosemarie Höhn-Mizo. Hier ging es nicht nur ausschließlich darum, Geld durch den Verkauf von Büchern, klassischer CDs oder etwa Kochtöpfen einzunehmen, die direkt nach Vietnam gehen. Vielmehr auch darum, darüber zu informieren, dass der Verein kriegsgeschädigten Veteranen und Kindern beisteht. Das Besondere an diesem Stand im Herzen Hofens. Es gab keine Festpreise, sondern jeweils die Fragen an die Interessenten: „Was würden Sie dafür bieten?“
Zu den Besuchern gehörte beispielsweise auch das Ehepaar Angelika und Roland Klett. Es war freilich insbesondere nur zum Schauen gekommen – „wir haben selber jede Menge Kruscht daheim“, hieß es. Walter Christ
