Bönnigheim In einer komplexen Welt bestehen

Von Jennifer Stahl
Schulleiter Achim Salomon (links), Angelika Töpfer und Sven Schmitt sind Teil des Planungsteams für das Projekt „AAG 2026“ am Alfred-Amann-Gymnasium in Bönnigheim. Foto: /Oliver Bürkle

Das Projekt „AAG 2026“ am Alfred-Amann-Gymnasium in Bönnigheim beschäftigt sich mit der Frage: „Was zeichnet einen Absolventen unserer Schule aus?“ Über das Projekt und dessen Planung.

Ich habe immer etwas gesucht, das so bereichernd ist wie dieses Projekt. Das junge Menschen voranbringt. Ich glaube, mit ‚AAG 2026’ genau so etwas gefunden zu haben“, sagt der Schulleiter des Alfred-Amann Gymnasiums in Bönnigheim, Achim Salomon. Die BZ war vor Ort, um mit ihm und seiner Kollegin Angelika Töpfer, die beide Teil des Planungsteams sind, über das Projekt „AAG 2026“ zu sprechen.

Vor dem Lehrerzimmer des Gymnasiums sind zwei Tafeln aufgebaut, auf denen anhand eines Zeitstrahls die Entwicklung des Projekts erklärt wird. Da hängen unter anderem Fotos der „Ideenschmiede“ – einem Workshop, zu dessen Teilnahme die Schulleitung Eltern eingeladen hat, um Fragen zu beantworten wie: „Was wünschen Sie sich von der Schule für Ihre Kinder?“ Unter den Antworten waren zum Beispiel „Empathie lernen“ oder „Demokratiebildung“. Ähnliche Workshops wurden mit Schülerinnen und Schüler und im Lehrerkollegium durchgeführt.

Mit Herausforderungen umgehen

Das Projekt „AAG 2026“ ziele laut Achim Salomon darauf ab, die jungen Menschen auf eine immer komplexer werdende Welt mit neuen Herausforderungen vorzubereiten. „Wir haben uns gefragt: Auf was für eine Welt treffen Schülerinnen und Schüler nach dem Abitur? Welche Kompetenzen müssen sie mitbringen, um die Vielfalt an Herausforderungen zu bewältigen“, sagt er.

2018 stand Salomon vor den neuen Fünftklässlern, erinnert er sich, und sagte in seiner Begrüßungsrede an die Eltern gewandt: „Wenn die Schülerinnen und Schüler 2026 ihr Abitur haben...“ Was ist dann, fragte sich der Rektor damals. Auf was für eine Welt werden sie acht Jahre später treffen? „Ich habe mich gefragt, ob die Bildung, die wir heute vermitteln, den Erfordernissen der Zukunft gerecht wird. Mit dem Team habe ich diese Frage in einem Workshop Anfang 2019 diskutiert.“ Gemeinsam haben sie einen Schulentwicklungsprozess gestartet mit der Einstiegsfrage: Wohin muss sich das AAG entwickeln, um auch 2026 eine gute Schule zu sein?

„Die Welt verändert sich ständig. Mit den Entwicklungen umzugehen kann schwierig und herausfordernd sein“, erklärt er. Drei Handlungslinien sind bestimmt worden, um die Ziele des Projekts zu erreichen, nämlich „Mündiges Handeln“, „Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem“ und „Emotionale Stabilität“. Mithilfe von mindestens einem Projekt pro Schuljahr von der fünften Klasse bis zur Kursstufe sollen die Schülerinnen und Schüler immer freier lernen, mit Herausforderungen umzugehen und auch durch Scheitern wachsen. Dadurch soll der bisherige kompetenzorientierte Bildungsplan ergänzt und unterstützt werden.

Auf Lebenskompetenzen setzen

Als Impuls und Ideengeber habe sich die Schule mit dem Historiker und Hochschullehrer Yuval Harai auseinandergesetzt. Seiner Aussage nach sollten Schulen auf Lebens-, und nicht ausschließlich auf Inhaltskompetenzen setzen.

Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Planungen des Projekts unterbrochen werden. Das sei neben bürokratischen Hürden das größte Hindernis bei der Konzeption gewesen, so Salomon. 2023 schritten die Planungen dann weiter voran. Es gab Fortbildungen, Projekte wurden ausgearbeitet, dessen Ziel es sei, dass die Schülerinnen und Schüler Herausforderungen meistern – in der sechsten Klasse werden sie beispielsweise eine Höhlentour machen, in der neunten Klasse soll es unter anderem ein Survivaltraining geben. Schließlich entstand die Leitfrage: Was zeichnet einen AAG-Absolventen aus?

Die Aktionen sollen ergänzend zu Schullandheim, Praktikum und Schüleraustausch passieren. „Die Schülerinnen und Schüler können freiwillig, als Abschlussaufgabe, zwei Tage alleine im Wald in der Nähe von Bönnigheim übernachten“, sagt Salomon. Die Idee stammt aus Neuseeland. Herausfordernd sei dabei, sich mit einem selbst zu beschäftigen.

Die Planungen für die Umsetzung dieser freiwilligen Angebote laufen derzeit, ebenso für diverse Aktivitäten in den verschiedenen Klassenstufen. Zur Höhlentour in der sechsten Klasse, die bereits als Prototyp durchgeführt worden ist, habe es positive Rückmeldungen gegeben, sagt Angelika Töpfer. „Fast alle haben gesagt, dass sie das noch einmal machen würden.“ Auch das Kollegium und die Eltern würden immer wieder Ideen zum Projekt einbringen. Zudem zeige sich im Schulalltag, dass die jungen Leute etwas in der Welt verändern möchten, erklärt die Lehrerin. „Sie möchten mitgestalten“, sagt sie. Die SMV brachte Wünsche ein, weil die Schülerinnen und Schüler zeigen wollten, dass das AAG „ihre“ Schule sei. So haben sie ein schuleigenes Maskottchen sowie Schulkleidung entworfen und einen Instagram-Kanal erstellt.

Planung schreitet weiter voran

Wie geht es mit dem Projekt weiter? Zunächst sollen weitere Workshops mit den Lehrkräften durchgeführt werden, um Ideen zu finden. „Ich rechne damit, dass das Projekt noch zwischen zwei und fünf Jahren brauchen wird, bis es komplett beendet ist“, sagt Salomon. Weiterhin sollen innovative Lehrmethoden in den Schulalltag integriert werden, darunter digitale Lernplattformen und Mentoring, zum Beispiel durch Fachleute.

„Schülerinnen und Schüler müssen nicht zwingend wissen, wie der Citratzyklus funktioniert. Sie müssen aber wissen, wie sie Herausforderungen angehen und gesund und erfolgreich im Leben bestehen“, sagt Achim Salomon.

 
 
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