Der Konflikt um die Zukunft des Burgplatzes mit seiner dominanten Kelter schwelt im Gemeinderat bereits seit Langem. Mit dem Versuch, einen Lösungsweg zu finden, ist Bürgermeister Albrecht Dautel nun gescheitert. Einigen Ratsmitgliedern ging der Vorschlag zu weit, anderen nicht weit genug.
Bönnigheim Kelter am Burgplatz bleibt Streitpunkt
Im Gemeinderat herrscht Uneinigkeit über die Zukunft des Burgplatzes und der Kelter. Ein Vorschlag des Bönnigheimer Bürgermeisters fand keine Mehrheit.
Projektleiter Götz Hofmann von der Stadtentwicklungsgesellschaft (STEG) näherte sich dem Problem aus Sicht der Stadtsanierung. Eine seiner Grundlagen war der von der Stadt erhobene Gebäudebestand der Kommune. Aktuell besitzt die Stadt 109 Gebäude, von denen einige sehr alt sind. 25 dieser Gebäude sind als Kulturdenkmäler ausgewiesen. Für kommunale Pflichtaufgaben werden 45 Gebäude benötigt, 18 dienen freiwilligen kommunalen Aufgaben, und 46 Gebäude sind nicht zur Erfüllung von Aufgaben erforderlich.
Hohe Gebäudekosten
„Wir haben einen hohen Unterhaltungsaufwand und hohe Bewirtschaftungskosten“, sagte Kämmerer German Thüry. Der Sanierungsstau belaufe sich auf rund 95 Millionen Euro und sei für die Stadt nicht tragbar. Daher solle man Gebäude veräußern, die nicht oder nur „mindergenutzt“ würden.
Das war der Startschuss für Hofmann: Die Unterkünfte zahlreicher Vereine und Institutionen seien auf verschiedene Gebäude der Stadt verteilt. Daher regte er eine Bedarfsanalyse für die Vereine an. Ein Ziel dabei sei es, Unterkünfte freizubekommen und veräußern zu dürfen. Als erster Schritt solle der Flächen-, Raum- und Zeitbedarf bei den örtlichen Vereinen und Institutionen erhoben werden.
Bei der Frage, wie diese Bedarfe gebündelt werden könnten, rücke zwangsläufig die zentral gelegene Kelter am Burgplatz in den Fokus. Anschließend, so Hofmann, könne eine Machbarkeitsstudie zur Kelter und dem gesamten Burgplatzareal beauftragt werden. Die ergebnisoffene Herangehensweise – zu der übrigens auch die Bürgerinformation und -beteiligung gehöre – eröffne bei einer Kostenschätzung sowie im Hinblick auf mögliche Sanierungsmittel und Förderungen die Entscheidung zwischen Erhalt und Abbruch der Kelter.
Investor als Option
Gemeinderat Jochen Türk (Grüne) vermisste bei den Alternativen den Verkauf der Kelter an einen Investor. Das sei ja dann immer noch möglich, antwortete Hofmann. Gemeinderätin Christine Bayha (CDU/FWV) fragte nach, warum nicht der gesamte Burgplatz mit allen Gebäuden untersucht werde. Ein städtebaulicher Wettbewerb könne nachfolgen, wenn klar sei, was geschehen soll, so Hofmann.
Gemeinderätin Christa Häußer (CDU/FWV) befürchtete, mit der Bedarfsanalyse bei den Vereinen Begehrlichkeiten zu wecken. Ihr Kollege Gerrit Schwenk (UWG) fand, die Fragen an die Vereine gingen ins Ungewisse. Was sei in zehn Jahren? Gemeinderätin Ulrike Staudenrausch (ABö) betonte, dass ihre Gruppierung wegen der Burgplatzkelter in den Gemeinderat eingezogen sei. Sie vermisste die bereits gesammelten Informationen zur Kelter. Tilo Staudenrausch kritisierte die eingeschränkte Zielausrichtung der Bedarfsanalyse. „Wir sind noch nicht beauftragt“, schmunzelte Hofmann.
Prioritäten setzen
Dorothea Bechtle-Rüster von der SPD forderte zuerst den Haushalt zu konsolidieren und sich anschließend den Pflichtaufgaben zu widmen. Michael Gerdes (UWG) betonte, er brauche jetzt noch keine Umfrage. Ein Haus der Vereine wäre wünschenswert, jedoch kurzfristig nicht umsetzbar. Auch sein Fraktionskollege Hans-Martin Jäger plädierte dafür, das Thema erst anzugehen, wenn man wisse, was man wolle. „Wir müssen weiter miteinander reden“, so seine Lösung.
Christa Häußer sah in einem Abbruch der Kelter und einem Neubau, der von der Größe her besser zur Innenstadt passe und vielleicht auch Wohnraum biete, eine akzeptable Lösung.
Letztlich stimmten lediglich Bürgermeister Albrecht Dautel und zwei Gemeinderäte der Bedarfsanalyse bei 15 Gegenstimmen zu. Einig war sich der Rat aber, beim Land zu beantragen, das renovierungsbedürftige Rathaus und ein gegenüberliegendes marodes Gebäude an der Bismarckstraße ins Sanierungsgebiet aufzunehmen.