Bönnigheim Mediterrane Botschafter am Rand des Strombergs

Von Hannah Reutter
In leuchtendem Orange: Obstbauer Markus Stegmaier kultiviert seit sieben Jahren erfolgreich Aprikosensorten auf dem Lauffener Feld bei Bönnigheim. Foto: /Oliver Bürkle

Markus Stegmaier widmet sich mit Leidenschaft und Hingabe dem Anbau von Aprikosen. Die Früchte sind bei Kennern beliebt. 

Sie gelten als Diven unter den heimischen Obstsorten: wärmeliebend, empfindlich und in unseren Breiten nur selten anzutreffen – Aprikosen. Gerade deshalb üben sie auf Genießer eine besondere Faszination aus. Im Lauffener Feld bei Bönnigheim hat sich Markus Stegmaier dieser anspruchsvollen Frucht mit großer Hingabe verschrieben.

Große Publikumsresonanz

Auf Einladung des Obst- und Gartenbauvereins Bönnigheim gewährte er rund 60 Interessierten einen exklusiven Einblick in sein Projekt. Der große Andrang – die Gäste übertrafen die Vereinsmitglieder deutlich – zeigte für OGV-Vorsitzenden Peter Allmendinger vor allem eines: die wachsende Sehnsucht nach regionalen Besonderheiten, die mit Herzblut und Sachverstand entstehen.

Im Zentrum dieses Engagements steht Markus Stegmaier selbst. Seit 2018 verfolgt er sein ambitioniertes Ziel, die Aprikose, in Österreich auch als „Marille“ bekannt, im Landkreis zu etablieren. Die Bäume, aus der traditionsreichen Anbauregion Wachau stammend, gedeihen mittlerweile in sorgfältig gepflegten Reihen auf seinem Feld. Fünf verschiedene Sorten hat er angepflanzt, darunter die robuste „Kioto“ und die intensiv aromatische „Orangen-Aprikose“.

Jede Sorte bringt eigene Eigenschaften mit: Während manche früher reifen und damit etwas frostgefährdeter sind, lassen sich andere mehr Zeit – so verlängert sich die Ernteperiode auf natürliche Weise über mehrere Wochen. Gleichzeitig unterscheiden sich die Sorten in ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Frost, Feuchtigkeit oder Pilzbefall. „Manche sind deutlich sensibler, andere kommen mit den Bedingungen besser klar“, erklärt Stegmaier.

Diese Vielfalt ist für ihn ein entscheidender Baustein seines Anbaukonzepts. Sie sorgt nicht nur für geschmackliche Abwechslung, sondern auch für mehr Stabilität in einem fragilen Kultursystem.

Denn einfach ist der Aprikosenanbau nicht. „Das größte Problem ist, dass die Bäume im Winter oft nicht zur Ruhe kommen“, berichtet Stegmaier. Bereits im Dezember oder Januar steigen die Temperaturen auf frühlingshafte Werte - mit fatalen Folgen: Die Pflanzen treiben zu früh aus, werden dann von Spätfrösten überrascht. Eine einzige frostige Nacht kann die gesamte Blüte, und damit die Ernte eines Jahres, vernichten.

Um dem Wetter ein Stück voraus zu sein, setzt Stegmaier auf eine Kombination aus moderner Technik und traditionellem Handwerk. Teile der Plantage sind mit Folientunneln überdacht, die bei drohendem Frost sogar beheizt werden können.

„Teure, aber nötige Kombination“

„Das ist teuer, aber nötig“, sagt er und meint damit nicht nur die Heizkosten, sondern auch die Investitionen in stabile Infrastruktur. Gleichzeitig betont er den hohen Wert echter Handarbeit: geerntet wird ausschließlich manuell, Frucht für Frucht wird geprüft und vorsichtig gepflückt. Auch der präzise Rückschnitt der Bäume nach der Ernte erfolgt komplett von Hand – ein Aufwand, der sich bezahlt macht.

Seit etwa einer Woche läuft die Ernte, die sich je nach Witterung bis Ende Juli hinziehen dürfte. Wer die sonnenverwöhnten Früchte probieren möchte, kann sie direkt vor Ort erwerben: In einem Selbstbedienungskühlschrank am Feld gibt es täglich frisch gepackte Kisten. Ein Onlineverkauf oder Vertrieb über den Handel ist nicht vorgesehen, ganz bewusst. „Wir wollen, dass die Früchte frisch bleiben und nur hier, direkt an der Anlage, zu haben sind“, betont Stegmaier. Dieses Prinzip ist für ihn kein Marketing-Trick, sondern Teil der Philosophie: „Wer hierherkommt, weiß, wo es herkommt und wie viel Arbeit darin steckt.“

 
 
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