Bönnigheim muss viel investieren Hoher Verlust bei der Nahwärme

Von Birgit Riecker
Die Stadt muss viel in die 1996 in Betrieb genommene Nahwärmeversorgung investieren. ⇥⇥ Foto: Martin Kalb

Die Technik der Nahwärmeversorgung für das Bönnigheimer Wohngebiet ist nicht mehr zeitgemäß.

Eigentlich war die Stadt Bönnigheim 1996 der damaligen energetischen Zeit weit voraus. Mit der Nahwärmeversorgung im Schlossfeld wurden Weichen für eine klimafreundliche Zukunft gestellt. Doch gerechnet hat sich die Einrichtung nie. „Der Verlust in den letzten zehn Jahren lag bei rund 880 000 Euro“, sagte Stadtwerke-Betriebsleiter German Thüry in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Und daran kaute das Gremium auch in der anschließenden Diskussion.

Der Anlass war vielfältig. Zum einen sollten Ersatzinvestitionen abgenickt werden. Zum anderen fragten sich die Räte, wie es weiter gehen solle. Und deshalb hatte Geschäftsführer Jörg Baumgärtner vom Ingenieurbüro EGS-plan zunächst einmal eine Fragerunde zu überstehen. Dabei wurde deutlich, dass die Wärmeverluste im Netz aus den langen Wegen und den alten Anschlüssen herrührt. Eine Niedertemperatur-Versorgung, wie sie heute geplant würde, ist zur Versorgung der Bestandsgebäude praktisch unmöglich. Ein Umbau würde Jahre dauern und könnte nur in kleinen Schritten verwirklicht werden.

Würde die Stadt eine sehr hohe Summe investieren, ein Feld mit Solarmodulen bestücken, Wärmepumpen und Pufferspeicher installieren sowie Bio-Gas verwenden, könnte in ferner Zukunft eine Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Und der Primärenergiefaktor könnte von 0,7 auf 0,5 oder sogar weniger gesenkt werden.

Doch eines ist dabei ganz klar: „Klimaschutz kostet Geld“, betonte Baumgärtner. Der Wärmepreis würde für die Verbraucher erheblich steigen. „Allein die geplanten Ersatzinvestitionen, die nötig sind um die Anlage störungsfrei und sicher am Laufen zu halten, werden den Preis um 29 Prozent steigen lassen“, prognostizierte Thüry. „Wie sieht also die richtige Entscheidung aus? Sollen wir auf die alte Technik setzen und den alten Gaskessel ersetzen oder können wir auf Erneuerbare umstellen?“, fragte Hans-Martin Jäger (UWG).

Der Gemeinderat mache nichts falsch mit den Ersatzinvestitionen, beruhigte Baumgärtner. Das erscheine ihm nicht zukunftsorientiert, sagte Jäger unzufrieden. Bürgermeister Albrecht Dautel versicherte ihm, dass die Stadtwerke dranbleiben und laufend prüfen, wofür es Zuschüsse gebe und was sinnvollerweise gemacht werden könne. Die Anlage könne nicht aufgespalten werden, müsse also weiterhin die Heizkörper der 90er-Jahre genauso versorgen wie die modernen Niedertemperatur-Bodenheizungen, sagte Thüry.

„Eine Umrüstung ist ein mühsamer Weg“, so Dautel. „Trotz allem muss ein neuer Spitzenlastkessel her“, betonte Stadtrat Tilo Rommler (FWV/CDU). „Aber die Anlage muss dauernd überwacht werden, damit sie effizient arbeitet.“ Der Rat stimmte schließlich einhellig zu, den Spitzenlast-Gaskessel zu erneuern und einen Abgasschalldämpfer nachzurüsten, die Netzpumpen und die Druckhaltung von 1997 zu ersetzen sowie Osmoseanlage, Mess-Steuer-Regeltechnik zu modernisieren und die BHKW-Abluft nach außen umzubauen.

Die Vergabe erfolgte an die Firma A. Müller aus Öhringen für gut 151 000 Euro netto. Zusammen mit den Planungs- und Nebenkosten wird die Modernisierung, die zwischen 14. Juni und 31. Juli durchgeführt werden soll, brutto gut 206 000 Euro kosten. ⇥

 
 
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