Bönnigheim Nach vier Jahrhunderten ist in der Ziegelei der Ofen aus

Von Jürgen Kunz
In Bönnigheim werden nach 400 Jahren keine Ziegel mehr produziert. Foto: /Martin Kalb

Die Hörl und Hartmann Ziegelwerke mit Sitz in Dachau beenden nach vier Jahrhunderten die Produktion im Bönnigheim. Die seit 2023 anhaltende Baukrise schlägt auf den Standort durch

Vor drei Jahren haben die Hörl und Hartmann Ziegelwerke mit Sitz in Dachau die Bönnigheimer Ziegelei Schmid übernommen. Wie der geschäftsführende Gesellschafter Matthias Hörl am Freitag gegenüber der BZ bestätigte, wird die Produktion eingestellt. Alle acht Mitarbeiter haben ihre Kündigung zum 30. November erhalten, sind aber bereits jetzt freigestellt. „Wir waren 2021 fest entschlossen, den Standort Bönnigheim weiter zu betreiben“, so Hörl und man habe rund eine Million Euro in das Ziegelwerk investiert. Durch den Einbruch der Bauwirtschaft seit 2023 habe sich der Umsatz halbiert und dies wirke sich nun massiv auf den kleinsten Standort in Bönnigheim aus.

Vor drei Jahren weitete der größte familiengeführte Ziegelhersteller Deutschlands mit der Übernahme sein Vertriebsgebiet in Baden-Württemberg und der Metropolregion Stuttgart aus. Zu den Standorten Dachau, Gersthofen, Klosterbeuren, Deisendorf und Hainburg kam das Ziegelwerk Bönnigheim hinzu. „Das Ziegelwerk passt geradezu perfekt zu uns“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Michael Hörl 2021. Man habe eine ähnliche Produktphilosophie, verfüge über starke Marken und sei regional bestens aufgestellt. Nach seiner damaligen Einschätzung habe sich mit der Übernahme ein enormes Zukunftspotenzial eröffnet.

Kurzarbeit an allen Standorten

Die Bauwirtschaft liegt seit dem vergangenen Jahr am Boden, was sich massiv auf die Umsätze des Ziegelproduzenten Hörl und Hartmann mit dem Stammsitz in Dachau ausgewirkt hat. „Wir mussten die Kapazitäten an unseren sechs Standorten um 50 Prozent reduzieren“, erklärt Hörl. 2023 sei die Produktion in Bönnigheim nur kurz gelaufen, in diesem Jahr lediglich zwei Monate. Dies habe, so Hörl, zu einem siebenstelligen Verlust 2023 und einem in Höhe von rund einer Million in diesem Jahr geführt. „Da die Aussichten in der Bauwirtschaft sich nicht verbessern, haben wir uns entschlossen, 2025 den Ofen nicht mehr anzuzünden“, sagt der Geschäftsführer.

Den acht Mitarbeitern in Bönnigheim, sei als Alternative eine Beschäftigung in Gersthofen angeboten worden, „dem einzigen Standort im Unternehmen, wo wir Arbeiten anbieten können“, so Hörl. Er sei sich bewusst, dass dies weit entfernt sei und so gab es für die Mitarbeiter das Angebot von Abfindungen, „sodass es sozialverträglich sei.“ Hörl: „Ich meine, die Mitarbeiter haben so genug Puffer, um eine andere Beschäftigung zu suchen.“

Der Lagerplatz auf dem Ziegeleigelände in Bönnigheim ist zur Zeit voll. So soll in den nächsten ein bis zwei Jahren der Vertrieb von dort aus noch betrieben werden. „Bezüglich der langfristigen Nutzung sind wir mit Bürgermeister Dautel im Austausch, um Konzepte zu entwickeln“, erklärt der Geschäftsführer.

 
 
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