Bönnigheim Vom Wald ins Klassenzimmer

Von Jennifer Stahl
Der Jagdpächter Matthias Grünenwald zeigt den Kindern der Klasse 3b einen präparierten Fasan. Die Aktion „Grünes Klassenzimmer“ musste wetterbedingt in die Klassenräume verlegt werden. Foto: /Martin Kalb

Die Veranstaltung „Lernort Natur“ wird von der Familie Grünenwald des Jagdrevier Hofen in der freien Natur durchgeführt. An der Ganerbenschule mussten die Stationen nach innen verlegt werden.

Wer am Donnerstag die Bönnigheimer Ganerbenschule betreten hat, wäre wohl nicht auf die Idee gekommen, dass der Wald ins Klassenzimmer verlegt wurde. 81 Schülerinnen und Schüler der dritten Klassenstufe ließen sich von Jägern den Wald erklären – und vor allem, wieso er geschützt werden muss.

Der „Lernort Natur“, auch bekannt als „grünes Klassenzimmer“, wird seit circa sechs Jahren von den Jagdpächtern, Familie Grünenwald, des Jagdreviers Hofen veranstaltet. Dabei handelt es sich um eine Natur- und Umweltbildung für Grundschüler. „Im Wald arbeiten wir in Form eines Parcours mit den gleichen Stationen, die wir nun in den vier Klassenräumen aufgebaut haben“, sagte Matthias Grünenwald. Aufgrund der Wetterlage musste die Veranstaltung nämlich nach innen verlegt werden. Die Kinder konnten an den verschiedenen Stationen trotzdem einiges über den Wald und seine Bewohner lernen.

Ausgestopfte Tiere zur Anschauung

An Matthias Grünenwalds Station ging es vor allem um Vögel. Anhand von Tierpräparaten fragte er die Schülerinnen und Schüler, was für eine Art sie sehen.

„Beim Fasan sind die Männchen immer hübscher als die Weibchen“, sagte er und erntete einige Lacher und empörte Rufe. Warum das wohl so sei, fragte er anschließend in die Runde, ein Junge antwortete begeistert: „Damit die Weibchen nicht so leicht von Feinden gefunden werden!“ Auch eine Schleier- und eine Waldohreule hatte Grünenwald dabei. „Das ist eine riesige Eule“, wurde dann beim Uhu gerufen, „so einen habe ich mal im Tierpark gesehen“, hieß es aus der anderen Ecke.

Neben Greifvögeln, wie dem Habicht und einem Rotmilan, zeigte der Jäger auch Tiere, die gar nicht fliegen können: „Waschbären sind weit verbreitet, sie sind aus Amerika zugewandert. In der Region Bönnigheim gibt es im Gegensatz zum Remstal aber nicht so viele Waschbären“, erklärte Grünenwald.

Waschbären und Dachse

Auch über den Dachs hatte er einiges zu berichten. Unter anderem thematisierte er die enorme Bisskraft, die das Tier aufbringen kann. „Wenn ein Dachs einmal zubeißt, lässt er ungern wieder los“, meinte er. Nach circa 25 Minuten an jeder Station wurde durchgewechselt, sodass jede Klasse am Ende einmal in jedem der vier Räume zugehört und mitgemacht hat. An einer zweiten Station ging es um echte Tierfelle, unter anderem von Wildschweinen und Füchsen.

Die Kinder durften diese nach und nach betrachten und auch anfassen. „Ich erkläre erst, um was für eine Tierart es sich handelt. Dann gibt es später Fragen zum Thema zu beantworten“, sagte Eberhard Grünenwald. An einer weiteren Station erklärte Jäger Harald Dreißigacker etwas über Tiere, die zum Haarwild gehören, also beispielsweise Feldhasen und Rehwild.

Hierbei arbeitete er viel mit Plakaten und Bildern, die die Lebensart abbildeten. Auch die Erlangung eines Jagdscheins thematisierte Dreißigacker und beantwortete die vielen Fragen der Kinder.

Richtiges Verhalten im Wald

An der vierten Station wartete Manja Grünenwald auf die Drittklässler. Sie erklärte die Verhaltensregeln im Wald: „Das ist das Zuhause von vielen Tieren, deswegen müssen wir vorsichtig und schützend damit umgehen“, meinte sie. Auch, weshalb die Bäume so wichtig für die Menschen sind, erklärte Grünenwald. Anschließend durften die Kinder so, wie es Jäger auch tun, durch ein Fernglas schauen. Dabei sollten sie ein Kennzeichen auf dem Parkplatz benennen. Auch Kisten mit Löchern zum Hineingreifen standen bereit, in diesen befanden sich Gegenstände aus dem Wald, die erfühlt werden sollten. Unter anderem waren Kastanien und Federn dabei.

„Im Wald wären wir an die Bäume gegangen, das ist dann nicht so theoretisch wie im Klassenzimmer“, meinte Grünenwald. Andererseits habe auch dieser Umstand seine Vorteile, in der freien Natur seien die Kinder nämlich gerne einmal abgelenkt. „Uns ist einfach wichtig, für den Wald zu sensibilisieren und dass die Kinder ihn selbst entdecken können. Wir möchten ihnen mit unserer Aktion das Wilde und Heimische nahebringen“, sagte Manja Grünenwald.

 
 
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