Der Bagger knattert laut, der Baustellenkompressor brummt ohne Unterlass und der Rüttler rattert. Dies ist üblicherweise die Geräuschkulisse bei Kanalarbeiten in einer Straße. In der Mittlere Straße in Hohenstein nervt die Baustelle der Netze BW weitaus weniger, es entsteht kaum Lärm und auch die Geruchsnerven werden weniger strapaziert: Wie Netze-BW-Projektleiter Michael Schenk am Dienstagvormittag vor Ort betont, handelt es sich im Hohensteiner Ortskern um ein Pilotprojekt einer „Baustelle der Zukunft“. Dort werden über die gesamte Bauzeit ausschließlich elektrische Baumaschinen eingesetzt.
Bönnigheim Wenn Bagger und Lastwagen flüstern
Netze BW testet im Rahmen einer Pilotbaustelle in Hohenstein, die Möglichkeit mit ausschließlich elektrisch betriebenen Baumaschinen CO2- und Lärmemissionen zu reduzieren.
Mit der Pilotbaustelle in Hohenstein startet die Netze BW ihr Programm „NETZbaustelle der Zukunft“. Damit will der Verteilnetzbetreiber testen, wie mit Hilfe innovativer Maßnahmen das Bauen von Morgen nachhaltig, digital, effizienter und darüber hinaus noch sicherer gestaltet werden kann. Untersucht wird im Rahmen der Pilotbaustellen zunächst die technische Machbarkeit sowie die Auswirkung des Einsatzes von vollelektrischen Baumaschinen auf den Bauablauf. Danach will man bewerten, ob die Elektrovarianten der Bagger, Lastwagen, Kompressoren oder Rüttelplatten ihre dieselbetriebenen Pendants 1:1 ersetzen können.
Erfahrungen sammeln
Das Programm „NETZbaustelle der Zukunft“ sei eine Vision, wie Schenk erklärt. Es handele sich hierbei nicht um ein in Kürze bereits festgelegtes Standardverfahren bei Baumaßnahmen, könne aber durchaus zukunftsweisend sein. Auf absehbare Zeit sei noch nicht damit zu rechnen, dass nun alle Baustellen des Netzbetreibers nach dem Prinzip betrieben werden, so der Projektleiter: „Gemeinsam mit unseren Partnerfirmen prüfen wir allerdings, wie sich der Einsatz von vollelektrischen Baumaschinen langfristig umsetzen lässt.“ Divisionsleiter Ralf Langer von der beauftragten Firma Omexon berichtet am Dienstagvormittag von „ersten positiven Erfahrungen“ beim Einsatz der elektrischen Lkw und Bagger.
Leistungsfähigeres Stromnetz
Um mehr PV-Anlagen, Wallboxen oder Wärmepumpen an das Stromnetz in Bönnigheim-Hohenstein anschließen zu können, werden in einem Zeitraum von sechs Wochen Netzverstärkungsmaßnahmen umgesetzt. Der Tiefbau erstreckt sich auf eine Strecke von rund 120 Meter, beginnend in der Mittleren Straße bis zur Höhe des bestehenden Kabelverteilerschranks in der Brunnenstraße. In diesem Bereich wird ein sogenanntes Niederspannungsstammkabel verlegt, wodurch nach Mitteilung der Netze BW das Stromnetz stabiler und leistungsfähiger wird.
Dautel informiert sich vor Ort
Bürgermeister Albrecht Dautel ließ sich zusammen mit einigen Gemeinderäten am Dienstag über die „Baustelle der Zukunft“ im Teilort Hohenstein informieren. „Ich freue mich sehr, dass Bönnigheim als eine der Pilotkommunen ausgesucht wurde und dass ich mir einen Eindruck machen kann, wie quasi das E-Auto auf der Baustelle die Zukunft einläutet“, merkte Dautel im Rahmen der Baustellenbesichtigung an.