Bönnigheim Wenn nachhaltige Qualität gefragt ist

Von Uwe Deecke
Rund 1200 Hohenstein-Mitarbeiter arbeiten  weltweit in den Bereichen Prüfung, der Zertifizierung, Forschung sowie der Entwicklung textiler Produkte. Foto: Hohenstein

Nachhaltigkeit spielt für Verbraucher eine immer größere Rolle.

Rund 1200 Hohenstein-Mitarbeiter arbeiten  weltweit in den Bereichen Prüfung, Zertifizierung, Forschung und Entwicklung textiler Produkte. Schwerpunkte des Unternehmens sind die Textilprüfung, die Zertifizierung und Forschung. Seit mehr als 70 Jahren prüft und zertifiziert Hohenstein textile Produkte von Berufsbekleidung  hin zur passformgenauen Kleidung. Als Forschungspartner suchte das Bönnigheimer Unternehmen immer nach innovativen Lösungen und setzte so neue Standards für die Textilindustrie.

Endliche Ressourcen

Das Thema Nachhaltigkeit steht  schon länger  im Mittelpunkt. „Der Planet hat endliche Ressourcen und wir müssen unseren Verbrauch drastisch verringern“, sagt Dr. Jan Behringer, Senior Scientific Expert bei Hohenstein. „Es geht darum, so viel wie möglich dem Kreislauf wieder zuzuführen“, so Beringer. Daher arbeite das Unternehmen gerade an einer Karbonfaser, mit der das Recycling deutlich einfacher werde.

Auch Mikrofasern, die oft als Mikroplastik aus der Waschmaschine kommen, stehen im Interesse der Forschung: Durch mechanische Belastung gelangen freigesetzte Mikrofasern über das Waschwasser in Flüsse und anschließend ins Meer. Auf dem Weg ziehen synthetische Mikropartikel Schadstoffe an und können auf diese Weise bis in die Unterwasserwelt und sogar in die Nahrungskette von Fischen und damit auch des Menschen gelangen.

Um sicher zu gehen, können Kunden bei den Instituten Textilien oder Abwässer auf Mikrofasern testen lassen. „Wenn man weiß, was rauskommt, kann man die Stoffe optimieren“, sagt Beringer. Daher könne Hohenstein Daten generieren, die zeigen, wie es in den einzelnen Stoffen aussehe.

Textilien ohne Gentechnik finden bei Kunden und damit bei den Herstellern inzwischen mehr und mehr Beachtung. Bio-Baumwolle liegt im Trend, was die weltweit steigenden Marktanteile belegen. Gleichzeitig beläuft sich der Anteil an gentechnisch veränderten Pflanzen bei konventionell angebauter Baumwolle mit rund 70 Prozent weiterhin auf hohem Niveau.

So kommt sehr oft gentechnisch veränderte Baumwolle in die Verkaufsläden, ohne dass der Verbraucher überhaupt davon weiß. Von Hohenstein wurde dafür ein Test entwickelt, um zu prüfen, ob Biobaumwolle tatsächlich sortenrein ist und die Bedingungen dafür erfüllt: Biobaumwolle erfordert den Verzicht auf gentechnisch verändertes Saatgut sowie auf Pestizide und künstliche Düngemittel. Das Hohenstein-Screening kann in allen Verarbeitungsstufen, von der Rohbaumwolle über die eingesetzten Garne bis hin zum Verkaufsprodukt, durchgeführt werden. Damit erlaubt es die lückenlose Rückverfolgbarkeit über die gesamte textile Kette hinweg und bietet auch Herstellern von textilen Produkten aus Bio-Baumwolle mehr Sicherheit.

Ein weiteres Gebiet der Nachhaltigkeit ist die Bioabbaubarkeit von Textilien. Sowohl bei den Verbrauchern als auch in der Wirtschaft ist die sogenannte Biodegradation wichtig, also die Zersetzung organischen Materials unter Einwirkung von Wasser, Luft und Kleinstlebewesen im Erdreich. Wichtig für die Zersetzung ist die verwendete Materialzusammensetzung: Sie entscheidet darüber, wie lange der Verrottungsprozess dauert und ob bei der Zersetzung für die Pflanzen- und Tierwelt gefährliche Substanzen entstehen. Die Hohenstein Institute in Bönnigheim haben eine Methode entwickelt, die zur Bestimmung und Bestätigung der biologischen Abbaubarkeit von Textilien verwendet wird. Damit kann inzwischen ein Zertifikat zur „Biologischen Abbaubarkeit“ sowie das Qualitäts-Label „Bioabbaubar“ vergeben werden.

Textilien müssen heute mehr Kriterien denn je erfüllen: Qualität, Schadstoffkonformität, Transparenz der Lieferkette, Leistungsfähigkeit, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit, während sich Gesetze und Anforderungen stetig ändern.

Die Zertifizierung „Made in Green“ betrachtet neben der Schadstoffprüfung zusätzlich umweltfreundliche und sozialverträgliche Bedingungen bei der Herstellung. Über einen QR-Code kann der Verbraucher  nachverfolgen, wo das gekaufte Produkt hergestellt wurde. Je nachdem, was der Hersteller anbietet, könnten damit auch weiter Informationen zum Produkt abgerufen werden, so Jan Beringer.

 
 
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