Verwaiste Bühnen standen am vergangenen Samstag unter durchgängig grauem Himmel in der Bönnigheimer Innenstadt. Wo eigentlich die „Bönnigheimer Nachtmusik“ stattfinden sollte, herrschte nun gähnende Leere auf dem regennassen Pflaster. Musik war aber trotzdem schon von Weitem zu hören – und zwar aus der Sankt Cyriakuskirche.
Bönnigheim Wetterbedingt kein Altstadt-Flair
Erstmals musste die Bönnigheimer Nachtmusik seit ihrem Bestehen aus der Altstadt in die Kirche umziehen – das sollte die Musiker nicht hindern, ihr Können zu zeigen.
Die Kirche ist immer der Plan B des Musikfests, der in den bisherigen zwölf Jahren aber noch nie aktiviert werden musste, erklärte Stadtmusikdirektor Rainer Falk am Rande des Konzerts. Gegen 17.45 Uhr fiel die Entscheidung auf die Kirche, nur eine gute Stunde vor dem Beginn: Das bedeutete auch radikale Programmkürzung. Was sonst auf fünf Bühnen stattfindet, musste nun auf eine passen, alle Beteiligten spielten nur einen Teil der geplanten Stücke.
So auch die Klarinetten, auf die in der Kirche am Abend die Streicher folgten. „Unsere aufstrebende Zunft“, so Falk – nach dem eher getragenen Beitrag der Streicher wurde es nun jazziger.
Großes Spektrum an Tönen
Auch die Hörner, die mit ihrem breiten Tonspektrum jede Stimme abbilden können, konnten nur einen Ausschnitt zum Besten geben. In jeder Filmmusik sei mindestens ein Horn dabei, konnte man lernen, dann wurde die Melodie der Filmreihe „Harry Potter“ gespielt. 200 Kinder hätten im Schlosshof auf der Bühne stehen sollen, 15 einzelne Programmpunkte waren insgesamt geplant. Die Kirche war zwar voll besetzt, doch an Gästen seien „weitaus weniger als normal“ da, so Falk: „Das Ganze wirkt nur mit dem Flair der Altstadt.“
Und dann kam es doch anders: „Die Sonne scheint“, bemerkte Falk durch die geöffnete Kirchentür, „wüsste man das im Vorfeld.“ Mit ihrem großen Einzugsgebiet von Bönnigheim und seinen Nachbargemeinden hat die Musikschule 600 Schüler, der Stadtkapelle gehören aktuell 50 Aktive an – eine positive Entwicklung, bilanziert der Stadtmusikdirektor.
Auf der Bühne feierten auch zwei junge Sängerinnen aus der Gesangsklasse jeweils ihren ersten Auftritt vor Publikum. Nach ihnen kamen die Bläser, dirigiert von Rainer Falk, mit „Let me entertain you“.
Takt ist alles, wusste man beim Schlagzeugensemble. „Das wird oft unterschätzt“, so Falk. Und deshalb ließ man das Publikum den Takt mitzählen, während die vier Musiker loslegten – „So schwer ist es Ihnen noch nie gefallen, bis sechs zu zählen.“
Filmmusik und Klassik
„Wie schöne wäre es gewesen in den verschiedenen Höfen“, hatte Falk sich noch geärgert – und machte dann doch das Beste aus der Situation, seine Musiker zeigten die ganze Bandbreite ihres Könnens und der Möglichkeiten ihrer Instrumente, mit bekannter Filmmusik, klassischen Stücken und jazzigen Anekdoten.
So auch beim großen Finale mit der Stadtkapelle: Man hielt sich nicht zurück, es sei eine „liturgisch freie Zeit“, außerhalb von Kirchenfesten. Und so folgte „Tanz der Vampire“ und Franz von Suppés „Leichte Kavallerie“.
Und zumindest den „großen Absacker“ gab ist dann doch noch unter freiem Himmel, im Schlosshof. Es war immer noch bewölkt, allerdings mit einem strahlenden Sonnenuntergang.