Bönnigheimer Abwasser Die Kläranlage bleibt in der Stadt

Von Birgit Riecker
Nach dem einstimmigen Beschluss des Gemeinderats wird die städt­ische Kläranlage weiterbetrieben. Foto: /Martin Kalb

Die Stadt muss in den städtische Kläranlage rund 5,2 Millionen Euro investieren.

Der Bönnigheimer Gemeinderat beschloss einstimmig, alle weiteren Alternativen, wie den Export der Abwässer, aufzugeben und die städtische Kläranlage weiterhin zu betreiben. Nun muss das Land zustimmen. Dann werden allerdings rund 5,2 Millionen Euro fällig, um die Kläranlage zu modernisieren. Ein interessanter Aspekt: Die Erligheimer Abwässer könnten ohne Erweiterung der Anlage mitgeklärt werden.

„Blauer Brief“

Doch jetzt erst einmal der Reihe nach. Die Stadt hatte einen „blauen Brief“ bekommen, dass ihre Kläranlage nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht. Daher beauftragte sie die Süddeutsche Abwasserreinigungs-Ingenieur GmbH, kurz SAG, in Ulm mit einer Machbarkeitsstudie. Die Reduzierung des Phosphorablaufwertes und die vierte Reinigungsstufe wurden dabei geprüft und bereits im September 2021 vorgestellt. Das kompliziert klingende Ergebnis war schon damals, „die Elimination von Spurenstoffen in einer Tuchfiltration im Teilstrom granuliertem Aktivkohlefilter“ sei die wirtschaftlichste Lösung um den Phosphoraustrag zu verringern.

Strukturgutachten bringt Klarheit

Doch bevor sich der Stadtrat für die 5,2 Millionen Euro teure Investition entscheiden durfte, musste geprüft werden, ob es eine wirtschaftlichere Variante gibt. Dieses „Strukturgutachten“ brachte nun Karl Rösch, Geschäftsführer bei SAG, auf den Punkt: Die Ableitung der Bönnigheimer Abwässer in die Kläranlagen nach Kirchheim oder Lauffen oder ins Pumpwerk nach Brackenheim-Meimsheim wären teurer und teils gar nicht umsetzbar. Die Brackenheimer Abwässer werden mittels Pumpwerk und Druckleitung zur Kläranlage Heilbronn geführt. Dort ist die Kapazität ausgeschöpft.

Das Gruppenklärwerk Weidach in Kirchheim ist für 6500 Einwohnerwerte ausgelegt. Kämen die Bönnigheimer Abwässer hinzu, müsste die Anlage um das Vierfache vergrößert werden. Das scheitert schon allein am fehlenden Platz. In Lauffen muss die Kläranlage ebenfalls modernisiert werden. Ob das passiert und in welcher Größe oder ob man einen Anschluss nach Heilbronn hinbekommt, ist noch unklar. Jedenfalls wäre allein die notwendige Druckleitung nach Lauffen teurer als die Modernisierung der eigenen Anlage. Hinzu kommt noch, dass der Mühlbach als Vorfluter schon heute im Sommer sehr wenig Wasser führt. Damit er nicht trocken fällt, sollte er aus gewässerökologischen Gründen mit gut gereinigtem Abwasser versorgt werden. Als einen zusätzlich interessanten Aspekt nannte Rösch die Überkapazität in der Bönnigheimer Kläranlage. Sie war nach dem Abgang der Textilindustrie entstanden.

Erligheimer Abwässer

Und in diese Lücke könnten nun die Erligheimer Abwässer springen. Rein rechnerisch sind noch 6900 Einwohnerwerte frei, Erligheim würde 4500 Einwohnerwerte verursachen. „Da bliebe dann noch eine kleine, ausreichende Reserve, Stand heute“, sagte Bürgermeister Albrecht Dautel. Da der Erligheimer Klärmeister demnächst in Ruhestand geht, werde zunächst über eine gemeinsame Betriebsführung in beiden Anlagen nachgedacht. Ob es danach statt einer Sanierung der Erligheimer Anlage zu einer Fusion komme, müsse noch genauer untersucht und dann in den Räten entschieden werden.

„Förderanträge muss Erligheim für seine Abwasserbeseitigung selbst stellen“, führte Rösch aus. „Haben wir genug Platz für die Erweiterung?“, wollte Stadtrat Frank Müller (FWV/CDU) wissen. Auch dafür konnte die SAG eine Lösung im Nordosten des Geländes präsentieren. Und noch ganz wichtig war den Räten, dass die Phosphorelimination getrennt von der vierten Reinigungsstufe umgesetzt werden kann. Ob das wirtschaftlich ist, soll die SAG im nächsten Schritt prüfen, der auch die Planung, Kostenberechnung und die Beantragung der Förderung umfasst.   Birgit Riecker

 
 
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