Bönnigheimer Altstadt Weitere Sanierung kann losgehen

Von Birgit Riecker
Die 1949 erbaute Genossenschaftskelter ist Teil des neuen Sanierungsgebiets in Bönnigheim.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Von 166 Hauptgebäuden und 61 Nebengebäuden im fünften Sanierungsabschnitt hat fast die Hälfte einen umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf.

Einstimmig fiel am Donnerstagabend im Gemeinderat der Startschuss für das fünfte Sanierungsgebiet in der Innenstadt. Es umfasst die Gebiete westlich der Hauptstraße auf Höhe der Stadtmauer bis zur Burg- und zur Karlstraße sowie den Bereich Kirchberg/Gerbergasse mit einer Gesamtfläche von rund 5,4 Hektar.

Los geht`s zunächst mit einem Förderbetrag von rund 1,3 Millionen Euro. Bis zum vorgesehenen Ende im Jahr 2035 sind für die kalkulierten Kosten mit rund 6,5 Millionen erhebliche Fördermittel von Land und Stadt eingeplant. Für private Sanierungsmaßnahmen sind über eine Million Euro vorgesehen.

Die Quintessenz ihrer Untersuchungen und Befragungen legten Marion Bürkle und Ulrike Datan von der STEG auf über 300 Seiten dem Gremium vor. Strukturelle Missstände haben sie im Rahmen der vorbereitenden Untersuchung aufgrund zahlreicher Gebäudeleerstände und mindergenutzten Flächen wie am Kirchberg, der Karlstraße und dem Burgplatz sowie einem Parkplatz an der Michaelsbergstraße festgestellt.

39 Prozent der Gebäude
vor 1918 erbaut

Funktionelle Missstände sind das hohe Verkehrsaufkommen auf Karl- und Burgstraße rund um die Innenstadt sowie die  wenig genutzte Platzsituation des Burgplatzes. Obwohl das Gebiet einen einzigartigen Charakter durch die hohe Dichte an denkmalgeschützten und erhaltenswerten Gebäuden und Grünflächen habe, gebe es räumliche Missstände wie ortsbildstörende Fassadenmängel einzelner Gebäude, unpassende Baukörper sowie durch die stadtbildbeeinträchtigende Parkierung.

Von 166 Hauptgebäuden und 61 Nebengebäuden hat fast die Hälfte einen umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf. Dies hängt natürlich damit zusammen, dass fast 39 Prozent dieser Gebäude vor 1918 gebaut wurden. Aus der Zeit ab 1984 sind nur 20 Prozent. Immerhin an 40 Prozent der Wohngebäude wurden seit dem Jahr 2000 bauliche Verbesserungen vorgenommen. Die wesentlichen Mängel sind bei über der Hälfte der Wohngebäude fehlende Dämmung, mangelhafte Fenster, nicht zeitgemäße Heizungen und veraltete Sanitäreinrichtungen.

An den Befragungen haben sich 43 Prozent der Eigentümer und Bewohner beteiligt, so dass die Zahlen weitgehend repräsentativ sind. Zwei Drittel von ihnen wohnen schon mehr als 20 Jahre im Gebiet; ein Fünftel ist erst in den letzten fünf Jahren hierher gezogen. Dies spiegelt sich auch in der Altersstruktur wider: Fast ein Viertel der Bewohner ist über 65 Jahre alt, die große Mehrheit ist zwischen 18 und 64 Jahren. Mit nur neun Prozent sind Kinder und Jugendliche deutlich unterrepräsentiert. Die Eigentumsquote ist mit zwei Drittel sehr hoch, 30 Prozent Mietwohnungen gibt es im Gebiet und nur fünf Prozent der Wohnungen stehen leer. Bei 55 Prozent der Bewohner gibt es den Wunsch nach baulichen Veränderungen, 39 Prozent wünschen sich Modernisierungen. Ein relativ hoher Anteil von 36 Prozent will jedoch keine Änderungen mehr. Dies gilt auch für die im Gebiet ansässigen 15 Betriebe, die im Handwerk, Handel und im Dienstleistungsbereich tätig sind.

Als Sanierungsziele wurden insbesondere der Erhalt und die sensible Weiterentwicklung des historischen Stadtkerns, die Anpassung des Wohnungsbestands für junge Familien mit Kindern, die Stärkung der Versorgungsfunktion, die Verbesserung des Stadtbilds und die Sicherung und Sanierung der Stadtmauer definiert. Deutlich wurde in der Diskussion, dass der Burgplatz mit der Alten Kelter und den Parkplätzen davor noch näher untersucht werden muss. Erst dann soll über den Erhalt oder Abriss der Alten Kelter entschieden werden. So soll auch mit dem Kavaliersbau verfahren werden. Handlungsbedarf wird mittelfristig auch in der Gerbergasse und beim Pfründhaus gesehen.

 
 
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