Bönnigheimer Bürgermeister blickt auf das zweite Corona-Jahr zurück „Besonders herausforderndes Jahr“

Von Jürgen Kunz
Vom Aussichtspunkt Schauinsland blickt Albrecht Dautel zurück.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Bürgermeister Albrecht Dautel stellt fest, dass sich die Arbeit für ihn und in der Stadtverwaltung in den vergangenen zwei Jahren total verändert hat.

Sehr herausfordernd, mit allen Höhen und Tiefen im Frühjahr, dem etwas entspannteren Sommer, der uns ein wenig durchatmen ließ, und das Jahresende, in dem sich die Dinge wieder zuspitzen“, so kennzeichnet Bürgermeister Albrecht Dautel das zweite von Corona bestimmte Jahr in Bönnigheim. Gerade auch für die Mitarbeiter sei 2021 besonders herausfordernd gewesen, da Corona alle Bereiche beherrschte: Schule, Kinderbetreuung und Verwaltung. „Teilweise eine öde Innenstadt, geschlossene Museen, ein Freibadbesuch war auch nur nach Anmeldung möglich. Alles Dinge, die man sich so nicht wünscht“, merkt Dautel an.

Die Arbeit eines Bürgermeisters und in der Verwaltung habe sich total verändert. „Man trifft die Leute nicht mehr, man hat keine Begegnungen, keine Austauschmöglichkeiten“, sagt der Bönnigheimer Bürgermeister, und dies widerspreche seinem Anspruch an eine Stadtverwaltung, die die Menschen zusammenbringen und für einen Austausch untereinander sorgen sollte. Da sei doch sehr viel auf der Strecke geblieben.: „Ich merke, dass die Situation etwas mit den Menschen macht, es gibt mehr Gereiztheit, die Nerven liegen schneller blank.“

Nachwirkungen der Pandemie

Dautel erwartet, dass die Auswirkungen der Pandemie noch lange nachwirken werden, besonders dort in den Vereinen, „wo es um Teamarbeit, um Zusammenarbeit geht“, und die Mitglieder einfach weg sind. Er denkt dabei etwa an die Chöre, in denen es schon vorher Probleme mit der Altersstruktur gegeben habe. Da stelle sich dann tatsächlich die Frage, wer ist noch dabei und wo kann man anknüpfen? Auch dort, wo es um Kontinuität und Begleitung von Jugendlichen gehe, etwa in der offenen Jugendarbeit oder in Schulsozialarbeit, spüre man die Auswirkungen.

Als Jahr in dem viel geplant wurde, kennzeichnet Dautel 2021. So wurde die Sanierung des Sportstadions für knapp zwei Millionen Euro beschlossen, nach dem 2021 der Zuschuss aus der Sportstättenförderung im zweiten Anlauf genehmigt wurde. Weiter wurde der Beschluss zur Erweiterung und Sanierung des Schulzentrums gefasst, mit zwei Bauabschnitten zum ersten mit Mensa statt Bücherei im Bau II und zusätzlichen Klassenzimmern. Hier laufen gerade die Ausschreibungen für die Architektensuche. In einem zweiten Schritt mit Perspektive 2025 ist der Abriss der Schillerschule und der Bau einer vierzügigen neuen Grundschule vorgesehen. „Es hat mich gefreut, dass wir in den Sommerferien die Sanierung der Ortsdurchfahrt hinbekommen haben“, so Dautel.

Digitalisierung der Schulen

Stark habe die Verwaltung die Digitalisierung der Schule in Anspruch genommen, nachdem erhebliche Gelder aus dem Digitalpakt Bönnigheim zur Verfügung gestellt wurden. Die dabei notwendige konzeptionelle Herangehensweise sei eine enorme Herausforderung gewesen. Mit der Digitalisierung galt es, so Dautel, die Fragen zu beantworten, wie sieht die Schule der Zukunft aus und wie will sich Bönnigheim mit Grundschule, Realschule und Gymnasium zeitgemäß aufstellen. Dabei wurde durch die Notwendigkeit von Online-Unterricht die IT-Grundstruktur und die Server vereinheitlicht. „Dies alles schlägt sich mit einer Investition von einer Million Euro nicht unerheblich in den städtischen Finanzen nieder“, erläutert Dautel. Außerdem wurde vom Gemeinderat der Neubau eines Kindergartens beschlossen, mit einer Investitionssumme von rund 4,5 Millionen Euro.

Schloss: Richtungsentscheidung

Eine Richtungsentscheidung war, so der Rathauschef, die Weiterverwendung des Schlosses – weiter als Museum oder als Hotel. Dabei hatte sich der Gemeinderat vor der Sommerpause mehrheitlich dazu entschlossen, für das Gebäude nach einem Investor für eine Hotelnutzung zu suchen. Momentan läuft dazu die Ausarbeitung der Ausschreibung, die dann Anfang 2022 durchgeführt werden soll.

Ende des Jahres ging der Zuschussbescheid im Rahmen des Landessanierungsprogramms ein, so das in der letzten Sitzung des Gemeinderats die Sanierungssatzung beschlossen werden konnte. „Man sieht es unserer Innenstadt an, dass Bönnigheim fast durchgängig die letzten Jahrzehnte im Landessanierungsprogramm dabei war und stetig und konsequent Sanierung betrieben hat“, betont Dautel. Es ist auch dem Gemeinderat wichtig, dass mit dem jetzt neuerlichen Signal mit einer Laufzeit bis 2035 dieses Thema dauerhaft besetzt ist.

Angesprochen auf die städtischen Finanzen geht Dautel davon aus, dass auch 2022 kein ausgeglichener Haushalt möglich sein wird. Er geht von einem Defizit im laufenden Betrieb in Höhe von rund zwei Millionen Euro aus. „Dies ist nicht so extrem wie zunächst befürchtet, aber es zeigt das strukturelle Problem auf“, erklärt er. Mit 8000 Einwohnern habe Bönnigheim eine breit aufgestellte Infrastruktur mit Schulzentrum, Freibad, Musikschule, Jugendhaus und Stadtbücherei. Dautel: „Die Struktur, die wir haben, ist sehr personalintensiv.“ Das werde in den nächsten Jahren noch viele Diskussionen bringen. Man habe im Schlossfeld noch einige Grundstücke, die verkauft werden können, aber dieses Finanzierungsinstrument, das man die vergangenen 25 Jahre hatte, sei nach den letzten beiden Vermarktungsrunden endlich.

Aus diesem Grund habe man in Bönnigheim in den letzten drei Jahren sehr konsequent alle Gebührenbereiche überprüft. So seien Elternbeiträge und Verwaltungsgebühren angepasst worden, Wasser- und Friedhofsgebühren wurden neu kalkuliert. Natürlich müsste man auch ständig nach Einsparmöglichkeiten suchen, „aber es ist für mich zu verkürzt, wir müssen am Personal sparen“, so Dautel, „denn wir sind schließlich ein Dienstleister und dafür braucht man Personal.“

Für das neue Jahr wünscht sich der Bürgermeister möglichst wenige Restriktionen, damit die Schulen und Kindergärten offenbleiben können, „und dass wir im kulturellen Bereich und im Tourismus wieder attraktiv werden“, so Dautel.

 
 
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