Dramatisch endete das Leben des Bönnigheimer Malers Bruno Diemer: Am 15. Februar 1962 verunglückte der damals 37-Jährige auf dem Rückweg aus der Schweiz nach Bönnigheim. In der Schweiz hatte er sich von seiner Frau Martina scheiden lassen. Mit ihr hatte er in Paris gelebt, nach dem Scheitern der Ehe wollte Bruno Diemer wieder zurück nach Bönnigheim ziehen. Es gab schon Pläne, ein Atelierhaus in Bönnigheim-Hofen zu bauen, in dem Diemer wohnen und arbeiten wollte, aber auch Ausstellungen von sich und anderen Künstlern präsentieren wollte. Es wäre auch eine große Chance für das Kulturleben Bönnigheims gewesen. Begraben wurde er in seiner Heimatstadt, auf eigenen Wunsch.
Bönnigheimer Künstler Der Künstler und seine enge Verbindung zur Heimat
Bruno Diemer wollte ab 1962 wieder in Hofen leben, auf der Fahrt starb er unter tragischen Umständen. Heute ist sein 100. Geburtstag.
Zeitlebens eine enge Verbindung nach Bönnigheim
Bruno Diemer wurde am 24. Juli 1924, also vor genau 100 Jahren, in Brackenheim geboren, seine Familie lebte in Lauffen. Als Diemer drei Jahre alt war, zog seine Mutter mit ihm nach dem Tod des Vaters nach Bönnigheim zurück, in ihr Elternhaus. Diemer fühlte sich zeitlebens der Ganerbenstadt eng verbunden, mehr noch als seiner Geburtsstadt. Er weilte regelmäßig in Bönnigheim, besuchte seine Mutter, Freunde und Familie.
Nach dem Zweiten Weltkrieg – er war als Kampfpilot und Fallschirmjäger eingesetzt – studierte er vier Jahre an der Kunstakademie Stuttgart bei Willi Baumeister, zusammen mit der Besigheimer Künstlerin Luisa Richter. Schon damals hatte er ein kleines Atelier in Hofen.
Nach dem Studium, 1950, zog der 28-Jährige nach Paris, wo die meisten seiner Bilder entstanden sind. Mit seiner Frau Martina, einer deutschen Tänzerin, gehörte Bruno Diemer zur Pariser Bohème. Um über die Runden zu kommen, arbeitete er unter anderem als Reiseführer, auch in seiner Heimatstadt Bönnigheim – und malte nachts. Im Hintergarten eines Hauses, unweit von Montparnasse, hatte er sich ein kleines Wohnatelier eingerichtet. Er litt Anfang der 1950er-Jahre unter permanenter Geldnot und arbeitete sogar als Tänzer in Nachtlokalen in der französischen Hauptstadt.
2017 widmete die Stadt Bönnigheim ihrem Sohn, der im Ausland bekannter war als zu Hause, eine erste Ausstellung. Gezeigt wurden 36 Werke aus dem Besitz der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen und acht Gemälde der Stadt Bönnigheim, die von der Familie den beiden Städten als Schenkung überlassen wurden. Jetzt, an seinem 100. Geburtstag, widmet die Geburtsstadt Brackenheim in Kooperation mit der Stadt Bönnigheim dem Künstler eine Ausstellung, die Dr. Giovanna-Beatrice Carlesso vom Kunstverein Brackenheim konzipierte. Verwendet werden ebenso wie 2017 Werke aus dem Besitz der Stadt Bönnigheim. Sie wird den Fokus auf das bewegte und facettenreiche Leben des Künstlers legen. Trotz seiner kurzen Schaffenszeit hinterließ Bruno Diemer ein eindrucksvolles Werk, das besonders durch seine Porträts und Stillleben besticht.
Auf der Suche nach der idealen Komposition
Auch die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen wird dem Künstler eine Geburtstagsausstellung mit Werken aus der Sammlung konzipieren.
Diemer war zeitlebens auf der Suche nach der idealen Komposition, der perfekten Harmonie. Er sei getrieben von einer „Sehnsucht nach Asyl und Heilung“, sagte der Bietigheimer Galerist Rudolf Beyer zu einer Ausstellung im Jahr 2014. In Bayers Galerie befinden sich auch einige Werke des Bönnigheimer Künstlers.
Heimatstadt wurde in Stadtansichten verewigt
Seinen charakteristischen, expressiven Stil hat Diemer vor allem in seinen Stillleben ausgeprägt und vervollkommnet. Er entwickelte eine äußerste Reduktion dessen, was ihm wichtig erschien, selbst Licht und Schatten sind oft ausradiert. So entstand Diemers künstlerische Handschrift. Seine Heimatstadt Bönnigheim hat Diemer häufig in Stadtansichten verewigt, die menschenleer sind, aber durch die Liebe zum Detail die Bedeutung Bönnigheims auch für das persönliche Leben Diemers und seine Verbundenheit mit der Ganerbenstadt zeigen.
Die Ausstellung „Bruno Diemer – zum 100. Geburtstag“ im Kunstverein Brackenheim in Kooperation mit der Stadt Bönnigheim wird an diesem Mittwoch, 24. Juli, 19 Uhr, in der Schleglergasse 13 in Brackenheim eröffnet. Bis zum 11. August werden neben Leihgaben aus Bönnigheim auch Diemers Nachlass gezeigt, den Giovanna-Beatrice Carlesso, die Kuratorin, ausgewertet hat. Unter anderem werden originale Briefe an seine Mutter gezeigt.
Die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen macht vom 3. Oktober bis 12. Januar 2025 eine Studioausstellung „Einblick in die Sammlung: Bruno Diemer zum 100. Geburtstag“. Die Ausstellung präsentiert Werke Bruno Diemers aus der umfangreichen Sammlung der Städtischen Galerie, die 2023 durch eine großzügige Schenkung aus dem Nachlass Diemers maßgeblich erweitert wurde.