Bönnigheimer Museum im Steinhaus Der harte Alltag der Handwerker

Von Jürgen Kunz
„Hämmer hemmer“: Eine Vielzahl unterschiedlicher Werkzeuge aus dem 19. und 20. Jahrhundert der Bönnigheimer Handwerker sind in der neuen Sonderausstellung im Museum im Steinhaus zu sehen. Foto: /Oliver Bürkle

Die Historische Gesellschaft hat in ihrem Fundus gestöbert und die Sonderausstellung „Küfer, Gerber, Zigarrenmacher – altes Handwerk in der Ganerbenstadt“ gestaltet. Am Sonntag wird sie eröffnet. 

Hämmer hemmer“, erklären Kurt Sartorius sowie Silke und Daniel Seybold augenzwinkernd mit Blick auf die neue Sonderausstellung „Küfer, Gerber, Zigarrenmacher – altes Handwerk in der Ganerbenstadt“, die am Sonntag, 26. März, um 14 Uhr im Schwäbischen Schnapsmuseum eröffnet wird. Der Fundus der Historischen Gesellschaft ist nicht nur als „stadtgeschichtliche Sammlung das Gedächtnis der Stadt“, wie der ehrenamtliche Museumsleiter Sartorius sagt. Dort gibt es eine Vielzahl an Hämmern, die von Pflasterern, Zimmermännern, Schuhmachern, Küfern, Gipsern, Flaschnern, Schreinern oder Steinmetzen täglich genützt wurden. Diese Werkzeuge waren auch der Ausgangspunkt für die neue Sonderausstellung, die den oftmals harten Alltag der Handwerker in Bönnigheim anschaulich zeigt.

Mehr als 100 Arbeitsstunden

„Daraus entstand die Idee, eine Ausstellung zu entwickeln“, denn im Fundus der Historischen Gesellschaft gibt es auch Werkzeuge und Gerätschaften von Metzgern, Bäckern, Hutmachern, Gerbern und Zigarrenmachern – und als besonderes Ausstellungsstück eine Vergolderlade vom ehemaligen Bönnigheimer Buchbinder Rutsch. Vor rund zehn Wochen machten sich die Vereinsmitglieder Isabelle Balazs, Mike Etzel, Angelika Fischer, Karin Potthof, Kurt Sartorius sowie Silke und Daniel Seybold daran, die neue Sonderausstellung zu konzipieren und zusammenzustellen. Gut 100 Arbeitsstunden später, wird nun mit Meisterbriefen, Werkzeugen, Produkten, Werbeanzeigen, Fotos und Handwerker-Rechnungen die Vielfalt des Gewerbes in der alten Stadt anschaulich dokumentiert.

Oberamtsbeschreibung von 1853

Sartorius: „Wir haben uns bei der Ausstellung auf das 19. und 20. Jahrhundert konzentriert.“ Viele Werkzeuge zeigen dabei die Spezialisierung in den verschiedenen Berufen. Die Liste aus der Oberamtsbeschreibung von 1853 führt in Bönnigheim sieben Bäcker und 13 Metzger auf, aber auch 22 Schuhmacher, neun Schneider, zehn Maurer, sechs Schlosser und 13 Leinenweber. Die Handwerker waren tatsächlich Meister ihres Berufs, mit einer langen Ausbildung und oft vielen Erfahrungen, die auf der Walz gesammelt wurden. „Man fing als Lehrbub bei einem Meister an. Der bildete den Lehrling über eine bestimmte Zeit aus. Wie lange und welche Fertigkeiten er dann nachweisen musste, legte die Zunft fest. Irgendwann gab es dann eine schallende Ohrfeige und den Gesellenbrief und er war frei“, erklärt Sartorius. Der Geselle musste dann auf Gesellenwanderung gehen. Wie lange das dauerte, legte ebenfalls die Zunft fest.

Kehrte er mit vielen Erfahrungen zurück, fertigte er ein Meisterstück an und wenn es zur Zufriedenheit der Zunft ausfiel, erhielt er seinen Meisterbrief. Daran hat sich bis ins 19. Jahrhundert nichts geändert, außer, dass es keine Zünfte mehr, sondern Innungen gab. „Heute ist das im Grunde auch nicht anders, außer, dass es weder die Ohrfeige noch die Gesellenwanderung gibt, stattdessen die Meisterschule“, so der Museumsleiter. Viele prächtige Meisterbriefe sind im Steinhaus ausgestellt, allerdings nur solche von Handwerkern, die bereits verstorben sind – „sonst wäre es zu umfangreich geworden“, merkt Sartorius an.

Auch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Handwerker war wichtig. So haben etwa der Wagner und der Schmid eng zusammengearbeitet, um einen Leiterwagen zu fertigen. Das vom Schmid gefertigte Bremsgestänge und der Nabenbohrer des Wagners zeigen dies in der Ausstellung. Eine Figur in der klassischen Zimmermannstracht und eine in einem mehrfach geflickten Blaumann zeigt den Kontrast zwischen der selbstbewusst gezeigten Zugehörigkeit zu einer Handwerkszunft und dem vielfach harten Alltag als Geselle.

 
 
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