Braubruderschaft Besigheim Bier zu Ehren eines Ottmarsheimers

Von Michael Soltys
Die Braubruderschaft besteht aus (von links) Lars Abel, Wolfgang Harsch, Ralf Luithle. Sie brauen derzeit ein Festbier für Christian Friedrich Hermann. Foto: /Oliver Bürkle

Zum 200. Geburtstag von Landwirt Christian Friedrich Hermann braut die Besigheimer Braubruderschaft ein ganz besonderes Bier.

Es riecht nach Maische im Untergeschoss des Fachwerkbaus in der Pfarrgasse gegenüber dem Dekanat in Besigheim. Der unverkennbare Geruch entströmt einem überdimensionalen stählernen Kochtopf, in dem Lars Abel mit einem großem hölzernen Kochlöffel rührt.

Hier wird Gerste aufbereitet, um Zucker zu gewinnen. Zucker, der später mit Hopfen gekocht und danach vergoren wird. Das sind die Schritte zu einem ganz speziellen Bier. Einem Bier zu einem besonderen Anlass und mit einer „Geheimzutat“, wie Ralf Luithle sagt. Die Rede ist vom Hopfen, den der Ottmarsheimer zum jüngsten Produkt der Besigheimer Braubruderschaft beigesteuert hat. Es ist Hopfen, den Luithle in seinem eigenen Garten in Ottmarsheim anbaut.

Hopfen wird im eigenen Garten angebaut

Diesen Hopfen für die Herstellung zu verwenden, war die Idee von Katrin Held. Die Gästeführerin, bestens beschlagen in der Geschichte Ottmarsheims, hat es sich nicht nehmen lassen, selbst als Beobachterin dabei zu sein. Denn für den Januar plant sie eine Veranstaltung zu Ehren von Christian Friedrich Hermann, der 2025 vor 200 Jahren geboren wurde.

Der Landwirt und Adlerwirt aus Ottmarsheim, der von 1825 bis 1891 lebte, war ein Pionier der Landwirtschaft, der es zu nationaler Bekanntheit gebracht habe, erläutert sie. Zu den vielen Neuerungen Hermanns gehörte beispielsweise eine spezielle halbhohe Drahtanlage, an der Hopfen einfach und günstig anzubauen war. Was also lag näher, als den Geburtstag des früheren Ottmarsheimer Adlerwirts mit einem Bier aus Besigheim und Hopfen aus Ottmarsheim zu würdigen, fragt sie.

Das erste Bier wurde in Kochtöpfen gebraut

Seit Stunden überwachen Luithle und Abel den Brauvorgang im Untergeschoss des Fachwerkbaus in der Pfarrgasse. „Bier brauen hat was Entspannendes, zwischendurch ist immer genügend Zeit, um miteinander zu reden“, sagt Luithle. Er selbst hat den Weg zum Bierbrauen in der Corona-Zeit gefunden und damals Gerste aus einem Feld in der Nachbarschaft für den Mälzvorgang verwendet.

Dritter im Bunde ist an diesem Tag Wolfgang Harsch. Er, Abel und zwei weitere Freunde haben vor etwa zehn Jahren damit angefangen, ihr eigenes Bier zu brauen und sich Braubruderschaft genannt. Bei einer Wanderung durch die Oberpfalz, wo sie die Kommunbrauhäuser und das dazugehörige Bier, das Zoigl, kennenlernten, ließen sie sich inspirieren. „Das erste Bier haben wir in Kochtöpfen gebraut“, erinnert sich Harsch. Gerade einmal anderthalb Kisten Bier waren das Ergebnis, insgesamt nicht mehr als 17 Liter. „Danach ist das größer geworden.“

Das Wissen über die Kunst des Bierbrauens haben sich die vier Freunde in zwei Büchern und mit Hilfe von YouTube-Videos angeeignet. Mehr als zwei große Töpfe, ein Gaskocher und ein Rührpaddel, der Kochlöffel, seien im Grund nicht nötig, um innerhalb von acht Stunden ein Bier nach eigenem Geschmack herzustellen, sagt Harsch. Mittlerweile ist die Ausstattung professioneller geworden, pro Brauvorgang entstehen rund 100 Liter Bier, das nach dem Brauen in einem großen Kühlschrank bei etwa zehn Grad vor sich hin gärt.

Es sind Freunde und Bekannte, die in den Genuss der verschiedenen Biersorten kommen. Den Brauvorgang zu professionalisieren, ist Harsch und seinen Freunden zu aufwendig, die bürokratischen Hürden seien zu hoch. Einmal im Jahr, um den 23. April herum, den Tag des Bieres, organisieren sie ein Bierfest. Genießen dürfen die Biertrinker ein helles Vollbier, ein Bier namens „Perle“, benannt nach dem verwendeten Hopfen, ein „Partnerschaftsbier“, für das Hopfen verwendet wird, wie sie Harsch in der Partnerstadt Newton Abbott empfohlen wurden, und ein „Post Modern Lager“, für das acht verschiedene Hopfensorten in den Topf kommen.

Festbier mit viel Malz und sechs Prozent Alkohol

Und das Festbier zu Ehren Christian Friedrich Hermanns? „Es ist viel Malz drin, um es etwas süßlicher zu machen“, sagt Harsch. Und mit sechs bis 6,5 Prozent Alkohol wird es etwas stärker als ein normales Bier ausfallen.

Christian Friedrich Hermann

Ausgeschenkt wird das Bier mit dem Hopfen aus Ottmarsheim Mitte Januar anlässlich des 200. Geburtstages von Christian Friedrich Hermann. Zwischen dem 11. und 19. Januar würdigt Gästeführerin Katrin Held das Wirken des Landwirts, Adlerwirts und Posthalters mit verschiedenen Führungen und bei einer Weinprobe.

Hermann ist in Ottmarsheim begraben. Zu Lebzeiten war er für viele Neuerungen im Anbau von Wein, Obst und Hopfen bekannt, für die er viele Auszeichnungen und Medaillen erhielt. Der württembergische König soll sich bei ihm für die Landwirtschaft in Hohenheim persönlich Anregungen geholt haben. sol

 
 
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