Brüdergemeinde Ein Meilenstein, der keiner ist

Von Franziska Kleiner
Die Jugendhilfeeinrichtungen wurden bei der Aufarbeitung untersucht. Foto: Simon Granville/Simon Granville

Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ist noch lange nicht beendet.

Acht Jahre ist es her, dass Detlev Zander öffentlich machte, welche Gewalt er als Heimkind in der Obhut der evangelischen Brüdergemeinde Korntal erfuhr. In der Folge taten es ihm weitere Opfer gleich. In wenigen Tagen sollen Skulpturen bei den beiden Heimen aufgestellt werden, in denen die Verbrechen geschahen. Damit soll an das, was dort seit den 1950er Jahren passierte, erinnert und die Aufarbeitung zum vorläufigen Ende gebracht werden. Die Pietisten sprechen von einem Meilenstein.

Trugschluss der Brüdergemeinde

Es ist als Fortschritt zu sehen, dass die Brüdergemeinde neuerdings erklärt, darüber hinaus mit den Betroffenen im Gespräch bleiben zu wollen. Doch all das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es der Brüdergemeinde bisher nicht gelungen ist, die Beteiligung der Betroffenen ernst zu nehmen: Nach wie vor bestimmt die selbstbewusste Organisation der einstigen Täter über ihre Opfer.

Anders ist nicht zu erklären, dass die Brüdergemeinde nach wie vor glaubt, hinter den Entschädigungen zurückbleiben zu können, die inzwischen innerhalb der Evangelischen Kirche (EKD) bundesweit gezahlt werden. Es ist den Betroffenen zu wünschen, dass sie für ihr Recht weiterkämpfen können. Solange, bis sie von der Kirchengemeinde wirklich ernstgenommen werden.

 
 
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